Duisburg Fastenbrechen bei der AWO

Duisburg · Die Awo-Integration lud nach Sonnenuntergang zum "Iftar", dem Fastenbrechen im Ramadan ein. Schiiten und Sunniten, Christen und Menschen, die nicht an Gott glauben, aßen gemeinsam.

 Wenn die Sonne untergeht, dann ist Zeit für das "Iftar" genannte Fastenbrechen im Ramadan. Bei einer gemeinsamen Aktion machten jetzt 200 Teilnehmer auf dem Ingenhammshof in Meiderich mit. Auch das kann ein gelungenes Zeichen von Integration sein, so der Veranstalter.

Wenn die Sonne untergeht, dann ist Zeit für das "Iftar" genannte Fastenbrechen im Ramadan. Bei einer gemeinsamen Aktion machten jetzt 200 Teilnehmer auf dem Ingenhammshof in Meiderich mit. Auch das kann ein gelungenes Zeichen von Integration sein, so der Veranstalter.

Foto: AWO

Die Tische wurden im Freien gedeckt. Wasser, Datteln, Oliven und Brot standen auf den Tischen. Der afghanische Koch Khaled Zamani wachte über die riesigen Töpfe, in denen er das Essen zubereitet hatte. Die Zutaten spendeten Geschäfte und Privatleute. Zamani ist ein Flüchtling mit geduldetem Status, der mit seiner Abschiebung rechnen muss. Manch einer schaute ihm über die Schulter und fragte "Wird es wohl reichen? Wird alles klappen?" Da konnte der Koch nur lachen: "200 Personen? Das ist doch nichts. In Afghanistan habe ich für 5.000 gekocht." Zum Sonnenuntergang stand alles bereit. Das Ende des Tages gibt das Zeichen für das allabendliche Fastenbrechen im Ramadan. Die Gäste sind da. Mit dabei waren auch Mario Terzic als Leiter des Kommunalen Integrationszentrum und Veysel Keser, Geschäftsführer der Serva GmbH für die Awo-Duisburg. Vom Awo-Ortsverein Meiderich setzten sich die Vorsitzende Aggi Köster und die Kassiererin Marianne Möller mit an die Tischreihe. Und dann war doch noch eine besorgte Frage: Wie wird es sein, Sunniten und Schiiten bei einem gemeinsamen Abendessen? Die einen wollten an diesem Tag kurz vor zehn und die anderen über zwanzig Minuten später mit einem Gebet das Fastenbrechen beginnen. So sieht es ihre jeweilige Überzeugung vor. Welche Stimmung herrscht, wenn Menschen an einem Tisch sitzen, die in ihren Herkunftsländern mitunter voreinander flüchten?

Der Hodscha Asadi Mohammad Reza, ebenfalls ein Flüchtling, wählte eine lebenspraktische Variante. Er rief zeitlich versetzt mit dem Gebetsruf zum Fastenbrechen auf. So wurde er beiden Glaubensrichtungen gerecht. "Gelebter Glauben ist gelebte Toleranz" stellte Karl-August Schwarthans, als Geschäftsführer der Awo-Integration fest. Es gehe darum, einen Raum des Friedens und der Begegnung auf Augenhöhe zu schaffen. Und etwas ganz Praktisches hatte die Einladung ebenfalls im Sinn: Den Geflüchteten aus den Unterkünften an der Emscher Straße und der Wiesbadener Straße wollte man eine Abwechslung bieten. Das gelang und es glückte noch mehr: ein Stück Integration. Der Einsatz des Awo-Integrationsteams wäre ohne die Unterstützung aus den Reihen der Flüchtlinge nicht halb so erfolgreich gewesen. Die Mitarbeiter des Awo-Ingenhammshof, der Flüchtlingsarbeit und der Migrationsberatung für Erwachsene hatten die Initiative für das Fastenbrechen ergriffen. Hilfe dabei, den Abend für über 200 Menschen zu organisieren, fanden sie allenthalben. Und schließlich: Die Geflüchteten sahen sich keineswegs als Gäste. Sie fühlten sie sich selbst auch als Gastgeber. Denn sie hatten zum "Iftar" beigetragen. Bis gegen 23.30 Uhr saßen alle gestärkt zusammen, waren ins Gespräch vertieft. Dann räumte man gemeinsam Teller und Gläser zusammen. Ganz ohne Absprache fassten alle mit an. Beim Verladen der riesigen Kochtöpfe und -utensilien, die ein Unternehmer aus Essen zur Verfügung stellte, zwinkerte der Koch beim Abschied: "Da ist noch viel Platz im Topf." Gern würde er sie ein weiteres Mal füllen. Für seine alten und neuen Freunde auf dem Awo-Ingenhammshof.

(RP)
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