Duisburg Farbe muss nicht immer bunt sein

Duisburg · Der Zahnarzt und Kunstsammler Dr. Manhardt Barthelmie zeigt in seinem Kunstraum dunkle Werke.

 Dr. Manhardt Barthelmie und seine neue Kollegin Dr. Vera Krone sind in der Zahnarztpraxis von moderner Kunst umgeben.

Dr. Manhardt Barthelmie und seine neue Kollegin Dr. Vera Krone sind in der Zahnarztpraxis von moderner Kunst umgeben.

Foto: christoph reichwein

Mit der Verbindung von Zahnarzt-Praxis und Kunstpräsentation hat sich Dr. Manhardt Barthelmie einen Traum erfüllt, bei dem Beruf, Berufung und Leidenschaft zusammenkommen. Vor einigen Monaten stellte Dr. Barthelmie, der seine Zahnarzt-Praxis in Xanten an einen Nachfolger übergeben hatte, um in Duisburg etwas Neues zu beginnen, seinen Kunstraum erstmals öffentlich vor (die RP berichtete). Jetzt zeigt Dr. Barthelmie in dem 160 Quadratmeter großen Raum, der mehr als Kunststätte denn als Wartezimmer dient, seine zweite Ausstellung mit Werken aus seiner in Jahrzehnten entstandenen Sammlung.

"Es geht um Farbe", sagt Dr. Barthelmie bei der Pressevorbesichtigung. Der einfache Satz klingt angesichts der Ausstellung erstaunlich, denn in den meisten Werken, die an den hohen weißen Wänden hängen, dominieren dunkle Farben, häufigsogar Schwarz. "Farbe muss nicht bunt sein", meint der Kunstsammler, der für seine Ausstellung ein Zitat aus dem Dürrenmatt-Roman "Der Richter und sein Henker" fand: "Ich habe ins Blaue geschossen und ins Schwarze getroffen." Dr. Barthelmie sieht in der dunklen Farbe weniger den Aspekt des Lichtverschlingens als den der Farbbündelung. Überhaupt verbindet er mit Schwarz eher das Elegante, Geschmeidige und Faszinierende als das Bedrohliche oder Traurige.

Ein Anstoß, dunkle Werke von Künstlern des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart zu sammeln, war für Barthelmie die Beschäftigung mit der Künstlergruppe Zero (Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker), die Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre angetreten waren, eine "Stunde Null" in der Nachkriegskunst-Geschichte zu postulieren. Und dazu passen Farben, die eben nicht bunt sind (neben Schwarz auch noch Weiß und Grau).

Die Ausstellung, die Dr. Barthelmie offiziell am Mittwoch, 17. Mai, von 18 bis 20 Uhr, eröffnen und bei der er seine neue Kollegin Dr. Vera Krone vorstellen möchte, kann man auch als eine faszinierende Schule des Sehens verstehen. Man muss nämlich genau hinschauen, um die Varianten der dunklen Tonalitäten auf sich wirken zu lassen. Auch wirkt die Farbe Schwarz, in Nachbarschaft zu helleren Tönen, anders als in der Nachbarschaft von Werken, bei der dunkle Töne dominieren. Mal erscheint die Farbe satt und sich selbst genügend, mal schimmert kaum merklich ein Rot hindurch, wie beispielsweise bei einem "Kissenwerk" von Gotthard Graubner (1930 bis 2013). Auch ein Gemälde von Richard Serra, einem der bekanntesten us-amerikanischen Gegenwartskünstler, der ansonsten eher als Bildhauer denn als Maler in Erscheinung tritt, kann Dr. Barthelmie zeigen.

Eine Entdeckung dürften für viele Kunstfreunde die Werke der spanischen Künstler Alfredo Alavarez Plagaor und Paco Fernandez sein. Auch kann man sich darüber freuen, dass die Ausstellung an die vor wenigen Jahren verstorbenen Künstler Icke Winzer, Sybille Berger und Kuno Gouschior erinnert; denen man zu Lebenzeiten eine noch größere Popularität gewünscht hätte.

Der Kunstraum kann unabhängig von der Zahnarzt-Praxis kostenlos besichtigt werden: Montags, dienstags und donnerstags von 14 bis 17 Uhr. Anschrift: Königstraße 61 (Mercatorhaus). Info unter www.dr-barthelmie.de und unter Tel. 0203/ 93420025.

(pk)
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