Duisburg Fackellauf für das Kruppseebad

290 Fackeln, mindestens zehn bettlakengroße Plakate, etliche kleinere Formate und über 1000 Personen zählte die Menschenmenge, die Freitagabend zum "Fackellauf" gegen die Schließung des Kruppseebades von der Freiwilligen Feuerwehr Friemersheim zum Kruppsee marschierte.

Demonstrieren für das Schimmbad
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Die Elfjährige Mara hatte ihre Luftmatratze dabei. Bei dem Termin zum Plakate malen mit dem Vorstand hatte sie keine Zeit gehabt, darum hat sie sich etwas eigenes überlegt. "Es ist egal, ob ich mich jetzt hier damit auf den Boden lege und versuche zu schwimmen, oder in das trockengelegte Becken. Ich brauche die Matratze nicht mehr. Beides ist sinnlos, weil ich dann ja nicht mehr schwimmen kann", erklärt sie. Weitere Freundinnen aus dem Verein sind ihrem Beispiel gefolgt und trugen demonstrativ Schwimmtiere mit sich herum.

Die ursprünglich geplanten 150 Fackeln waren schnell vergriffen, so dass es sich als genau richtig erwies, noch einmal 100 nachgeordert zu haben. 40 weitere wurden gespendet, so dass im Endeffekt 290 Fackeln den Zug säumten, der die Bachstraße in Gänze ausfüllte. Thomas Leiding, Pressesprecher des Schwimmverein Rheinhausen (SVR), zeigte sich beeindruckt von den Teilnehmerzahlen. "Unabhängig davon, dass wir die Ausrichter dieses Marsches sind, bin ich auch als Teilnehmer total überwältigt, wie viele Menschen hierher gekommen sind".

Trotz der fast dreimal so großen Menge wie erwartet (550 Personen waren zuvor bei der Stadt als Erwartungswert angemeldet worden), blieb die Versammlung ruhig und konstruktiv. Karl Otto Liebisch übernahm in seiner Funktion als zweiter Vorsitzender des SVR die Aufgabe, die Masse vor Antritt des Marsches "etwas einzupeitschen" und wählte historische Worte. "Wer sich wehrt kann gewinnen. Wer sich nicht wehrt, hat schon verloren", rief er den Demonstranten entgegen und erntete dafür tosenden Applaus.

Das Aufgebot und das Interesse der Menschen erinnerte an den historischen Marsch der Kruppianer und beflügelte daher Liebisch zum Griff in die rhetorischen Trickkiste dieser Bewegung. "Kruppsee forever" oder "Ohne Kruppsee kein SVR" hieß es auf den großen Plakaten, die "Groß und Klein" gemeinsam entworfen hatten. "Darauf haben wir auch großen Wert gelegt. Das hier ist keine Aktion des Vorstandes, die man sich im Kämmerchen überlegt hat, sondern sie wird altersübergreifend strukturell von allen Mitglieder gemeinsam getragen", so Leiding.

Bei der Abschlusskundgebung auf dem Parkplatz des Kruppseebads hatte man auf neutrale Redner gesetzt. So sprachen sich Paul Hoffmann vom Bezirkssportbund und Axel Führer als Beauftragter für den Jugendsport eindeutig gegen die Schließung aus und auch Liebisch ergänzte: "Wir zahlen 30.000 Euro Gewerbesteuer und tragen 75.000 Euro Energiekosten im Jahr, bekommen dafür aber nur 87.000 Euro von der Stadt. Und dann will uns jemand erzählen, dass sich das nicht rechnet". Politikern, die um einen Platz auf dem Podium gebeten haben, hätte man eine klare Absage erteilt, so Leiding. "Die persönliche Betroffenheit treibt die Menschen auf die Straße", stellte Claudia Leiße, Vertreterin der Grünen in der Bezirksvertretung erfreut und wehmütig zugleich fest. "Erzähl denen mal was vom Kohlekraftwerk, da kommt niemand. Aber wenn es dann da steht fragen alle: Warum habt ihr das nicht verhindert? Das gleiche mit dem Marktforum. Doch es ist schön zu sehen, dass es hier einmal klappt".

Am 19.März steht die Jahreshauptversammlung des SVR an. In wie weit man diesen Termin noch einmal für Gespräche mit der Politik nutzen wird, steht noch nicht fest. "Es ist angedacht, die Politiker zu uns einzuladen, doch darüber wird intern noch diskutiert". Am "Tag der Entscheidung", sprich der Abstimmung über das Sparpaket am 22.März wird man jedoch in jedem Fall noch einmal vor dem Rathaus präsent sein.

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