Duisburg Eskalation am Berufskolleg

Duisburg · Der Besuch von Mitarbeitern der Bezirksregierung am Berufskolleg in Meiderich hat einige Schüler so in Aufregung versetzt, dass sie sich krank gemeldet haben. Die Schulleitung schaltet nun die Justiz ein.

Mariola aus der Mark, die seit vier Jahren Schulleiterin des Berufskollegs für Wirtschaft an der Gabelsbergerstraße ist, spricht von einem "heftigen Vorgang". Am vergangenen Donnerstag kamen Vertreter der Bezirksregierung in ihre Schule und fielen angeblich mit unhöflichem und teilweise diskriminierendem Verhalten auf (wir berichteten).

Die Bezirksregierung in Düsseldorf möchte sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu den Vorkommnissen in der Berufsschule äußern. Als Grund nennt sie die eingegangene Dienstaufsichtsbeschwerde der Schulleiterin. "Der Sachverhalt wird derzeit geprüft", so gestern eine Sprecherin.

"Drei Schüler befinden sich in psychologischer Behandlung", erzählt die Schulleiterin. "Sieben weitere sind krankgeschrieben." Insgesamt seien sieben Anwälte tätig, die den Vorgang vor Gericht bringen wollten. Zudem sei eine Unterschriftensammlung initiiert worden, die den Vorgang belegen soll. Darauf hätten sich bis gestern Mittag 69 Betroffene eingetragen. Es sei eine Klageschrift verfasst und dem zuständigen Gericht inzwischen vorgelegt worden. Vor allem die Diskriminierung der Schüler polnischer Herkunft werde darin angeführt. Aus der Mark hält diesen Gang vor Gericht für absolut notwendig: "Aus Würde und Respekt vor meinen Schülern und meiner Arbeit muss das die Lösung sein", erklärt sie gegenüber der RP. "Es wurde eine Grenze überschritten."

Die Schulleiterin hat eine Vermutung, wieso die Lage zwischen ihrer Schule und der Bezirksregierung angespannt ist. "Ich wurde schon zwei Mal von Vertretern der Regierung entlassen", erklärt sie. "Vor Gericht habe ich mir den Anspruch darauf erkämpft, eine neue Stelle zu bekommen. Seitdem bin ich Schulleiterin am Berufskolleg für Wirtschaft." Sie habe Anspruch auf eine weitere Einstellung gehabt, da sie ohne nennenswerte Gründe entlassen worden sei. Doch seitdem würden sie und ihre Arbeit penibel kontrolliert. "Damit haben die Schüler nichts zu tun", sagt die Pädagogin. "Das ist eine persönliche Angelegenheit zwischen mir und der Bezirksregierung. Darunter sollen nicht die Schüler leiden."

Laut Angaben der Schulleiterin habe es schon häufiger Probleme mit Vertretern der Bezirksregierung gegeben. Die unangekündigte Kontrolle am vergangenen Donnerstag habe dafür gesorgt, dass die angespannte Situation eskalierte. Mitarbeiter der Regierung hätten bereits vor Unterrichtsbeginn auf ihr Recht bestanden, einen Klassenraum zu betreten. "Sie haben unseren Schülern Fragen gestellt, die unserer Meinung nach eindeutig fehl am Platz waren und haben sich auch sonst sehr unhöflich verhalten", so der Vorwurf von Mariola aus der Mark. Zum Beispiel seien Schüler befragt worden, warum sie gerade diese Schule besuchten - und keine der anderen Einrichtungen, die doch "besser wären oder näher an ihrem Wohnort liegen".

Weiterhin sind, so die Behauptung der Schulleiterin, diskriminierende Äußerungen gefallen. Unter anderem sollen die Mitarbeiter der Bezirksregierung moniert haben, dass die Namen der polnischen Schüler schwer auszusprechen und aufzuschreiben seien. Es soll den Schülern zudem untersagt worden sein, sich in ihrer Muttersprache zu unterhalten.

Die Situation in dem betreffenden Klassenzimmer sei schließlich eskaliert, als zwei Schüler, die in einem Ruheraum entspannten, mit Gewalt ins Klassenzimmer gezerrt worden seien. Überall seien Schreie zu hören gewesen, und der Unterricht hätte unterbrochen werden müssen, schildert die Schulleiterin.

Daraufhin habe sie versucht, die Lage zu beruhigen und die "ungeladenen" Gäste ins Lehrerzimmer gebeten. Entschuldigungen oder Erklärungsversuche für das Verhalten hat es, so die Schulleiterin, nicht gegeben. "Sie haben versucht, das Haar in der Suppe zu finden, ohne die Kontrolle genau zu definieren", sagt aus der Mark. So sei zum Beispiel untersucht worden, ob die Klassenbezeichnungen richtig sind.

(RP)
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