Duisburg Es wird eng an Duisburgs Schulen

Duisburg · Die Schullandschaft müsse sich angesichts der vielen Kinder aus Zuwanderer- und Flüchtlingsfamilien ganz neu aufstellen, sagt Schulamtsleiter Ralph Kalveram. Dabei müssten alle Akteure an einem Strang ziehen.

 Maximal 18 Kinder sollen in den so genannten internationalen Vorbereitungsklassen unterrichtet und innerhalb von zwei Jahren fit für den Regelbetrieb einer Schule gemacht werden. Das Erlernen der deutschen Sprache steht dabei im Vordergrund.

Maximal 18 Kinder sollen in den so genannten internationalen Vorbereitungsklassen unterrichtet und innerhalb von zwei Jahren fit für den Regelbetrieb einer Schule gemacht werden. Das Erlernen der deutschen Sprache steht dabei im Vordergrund.

Foto: dpa

Jeden Monat kommen Hunderte Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien sowie Asylsuchende aus Bürgerkriegsgebieten nach Duisburg. Das stellt das Amt für Schulische Bildung vor eine riesige Herausforderung. Denn in Deutschland herrscht Schulpflicht. "Bislang haben alle Kinder einen Platz in den internationalen Vorbereitungsklassen bekommen, aber so langsam wird es eng - sowohl räumlich, als auch personell", sagt Schulamtsleiter Ralph Kalveram. Vor allem in Nähe der Asylbewerberheime - man wolle schließlich möglichst wohnortnah unterrichten - "sind die Schulen pickepackevoll".

Um der Situation Herr zu werden, erstellt sein Amt gerade ein Handlungskonzept. Die Schulentwicklungsplanung auf zehn Jahre, wie es sie bislang gegeben habe, werde der aktuellen Lage nicht mehr gerecht. "Die bestehenden Prognosen sind hinfällig. Alle ein bis zwei Jahre muss jetzt neu geschaut und geplant werden. Insgesamt müssen wir viel flexibler sein, das ganze System muss transparenter werden", so Kalveram. "Wir brauchen wieder eine gewisse Planungssicherheit, müssen aus dem ständigen Reagieren herauskommen." Das sei das kurz- und mittelfristige Ziel. "Langfristig muss sich die Schullandschaft ganz neu aufstellen."

Kalveram steht vor ähnlichen Problemen wie Sozialdezernent Reinhold Spaniel: Die Zahl der nach Duisburg kommenden Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien und vor allem die der Flüchtlinge ist so gut wie nicht kalkulierbar. "Das Sozialamt erfährt vielleicht zwei Tage vorher, wenn ein neuer Bus mit Flüchtlingen ankommt. Aber dann wissen wir als Schulamt immer noch nicht, wie viele Kinder darin sitzen, um die wir uns kümmern müssen", sagt Kalveram. Diese Unvorhersehbarkeit macht es für ihn so schwierig. Prognosen sind so gut wie unmöglich.

"Zuwanderung war immer ein Thema in Duisburg. Bestimmte Prozesse haben funktioniert, als wir 20, 30, 50 Zuzüge im Monat hatten. Wenn ich da eine Null dranhänge, geht das natürlich nicht mehr", sagt Kalveram. Und dann ist da noch die hohe Fluktuation. Denn so plötzlich, wie die vielen Menschen nach Duisburg kommen, so schnell können sie auch wieder verschwunden sein.

Ein wichtiger Baustein des neuen Handlungskonzepts ist ein verbessertes Schülerdatensystem. "Es ist jetzt rudimentär vorhanden, das muss optimiert werden", so Kalveram. Eine neue Software soll dafür sorgen, dass vor allem die Erfassung der Kinder schneller abläuft. Abgleich mit der Einwohnermeldedatei, Gesundheitsuntersuchung, Beratungsgespräche durch Mitarbeiter des Kommunalen Integrationszentrums, Schulformempfehlung, Anfragen bei den Schulen nach freien Plätzen - all das müsse schneller und reibungsloser vonstatten gehen. "Das ist die große Herausforderung. Wir brauchen eine ganz stringente Struktur. Und das geht nur mit neuster Technologie, die wir schnellstmöglich einführen wollen", sagt Kalveram.

Auch müssten alle Akteure an einem Strang ziehen. Zunächst müsse man sehen, was in den Schulen noch möglich ist. Kann man die Zügigkeit erhöhen? Kann in einer Aula durch mobile Trenneinheiten Unterricht stattfinden? Kann der Musikraum auch für andere Zwecke genutzt werden? "Das Stichwort ist Raumoptimierung. Wir sind in einer Notsituation, in der man kreative Lösungen braucht", sagt der Schulamtsleiter.

Wenn an den Schulen kein Platz mehr sei, müsse man schauen, wo man sonst Schulraum zur Verfügung stellen könne. Containerlösungen, so Kalveram, seien schwierig, weil es nicht einfach sei, überhaupt noch an Container heranzukommen. Deshalb müsse man weiter denken. Reaktiviert werden könnten Schulgebäude, die die Stadt bereits aufgegeben hat, weil aufgrund des demographischen Wandels dort nicht mehr genügend Eingangsklassen zustande gekommen waren. Infrage käme aber beispielsweise auch der Gemeindesaal einer Kirchengemeinde, der tagsüber selten genutzt wird. "Wir werden verschiedene Optionen prüfen", so Kalveram. Aber auch hier gelte, wie beim Wohnraum: Vorschriften müssen eingehalten werden, vor allem Brandschutz ist ein wichtiges Thema.

Auch personell stellt die aktuelle Situation das Schulamt und die Schulen vor eine große Herausforderung. Die Landesregierung hat zwar beschlossen, zusätzliche Lehrer-Stellen einzurichten. Aber ob das ausreicht, ist mehr als fraglich. Kalveram: "Deshalb denke ich, dass dem Ehrenamt auch an Schulen und in der Sprachförderung eine immer größere Bedeutung zukommen wird."

(skai)
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