Duisburg Es rumort im Hafenstadtteil

Duisburg · Viele Ruhrorter fordern einen Bebauungsstopp der Mercatorinsel. Außerdem bangen viele um den Erhalt ihrer "Maxi"-Kirche.

 Dieser Blick (im Hintergrund die Skulptur "Rheinorange") bietet sich heute in Ruhrort.

Dieser Blick (im Hintergrund die Skulptur "Rheinorange") bietet sich heute in Ruhrort.

Foto: peter Jacques.

Mitte des Jahres hat sich eine Initiative von Bürgern in Ruhrort formiert, die einen "Bebauungsstopp der Mercatorinsel" fordert und "keine Halle 2" dort will. Eine eigene Internetseite haben sie dazu unter "http://www.hafen-ruhrort.com" eingerichtet und diese eine "Kommunikationsplattform für alle, die freie Sicht für freie Bürger im Ruhrorter Hafen haben wollen" genannt. Zudem kämpft der Hafenstadtteil um den Erhalt seiner "Maxi"-Kirche und für ein schlüssiges Verkehrskonzept vor Ort.

 So sähe es, vom selben Standort aus, nach der geplanten Bebauung aus.

So sähe es, vom selben Standort aus, nach der geplanten Bebauung aus.

Foto: Peter Jacques

300 Jahre Duisburger Hafen feierte im vergangenen Jahr der Stadtteil und es schien vieles in Ruhrort weiter auf einem guten Weg zu sein. Denn seit dem Kulturhauptstadtjahr 2010 hat sich Ruhrort zu einem Vorzeige-Stadtteil von ganz Duisburg entwickelt. Daran beteiligt waren und sind immer noch sehr unterschiedliche "Player": Seitens der Kultur sind es vor allem das Kreativquartier Ruhrort und das Lokal Harmonie, seitens der Wirtschaft ist es insbesondere das Familienunternehmen Haniel und seitens der Bürgerschaft allen voran der Ruhrorter Bürgerverein um nur einige Beteiligte zu nennen. Ruhrort habe in den letzten Jahren außerordentlich an Bekanntheit und Ausstrahlung gewonnen, davon ist die Initiative überzeugt.

Nun aber sorgen sich die Menschen, die in dem quirligen Hafenstadtteil leben, sprich wohnen, arbeiten und/oder ihre Freizeit verbringen, dass die Aufbruchsstimmung hier kippen könnte und das bisher Erreichte in der Quartiersentwicklung ad absurdum geführt beziehungsweise zunichtegemacht würde. Duisport, die Hafengesellschaft von Stadt und Land, beabsichtigt nämlich, die Mercatorinsel mit einer etwa zwölf Meter hohen und über 200 Meter langen Logistikhalle ("Halle 2") zuzubauen. Demzufolge wäre das attraktive Rheinpanorama von der beliebten Hafenpromenade des Leinpfads aus verdeckt, ebenso aber auch die Sicht von Homberg auf Ruhrort, so die Kritiker.

"Damit würde die schöne Ruhrorter Hafenfront zerstört! Kein Blick mehr auf das Rheinorange! Und der Leinpfad wäre kein Ausflugsziel mehr", so prophezeit die besagte Ruhrorter Initiative um deren Initiator Dirk Lechtenberg vom "Runden Tisch Ruhrort" das düstere Szenario. Mit Flyern und Plakaten sowie einer Unterschriftenaktion versucht die Initiative gegenzusteuern. Auch Oberbürgermeister Sören Link, der ein Befürworter der "Halle 2" ist, wie er unlängst erneut bekräftigte, spürte auf seinem Bürgerspaziergang durch Ruhrort im Mai erheblichen Gegenwind von den Bürgern. Duisport und die Stadt locken nun mit einem Park rund um die Halle als Bonbon. "Das Problem ist nur, dass der kleine Park als Bonbon die Nachteile durch die Halle nicht kompensiert", sagt der Sprecher des "Runden Tisches", Markus Schürmann. Und nach Ansicht von Heiner Heseding, Moderator des Kreativquartiers Ruhrort, schmeckt der Parkplan eher nach einem "sauren Drops". Heseding: "2010 hat man die Mercatorinsel in Richtung einer kulturellen Nutzung auf den Weg gebracht. Jetzt will man das Rad der Geschichte zurückdrehen und die Insel wieder einer wirtschaftlichen Nutzung zuführen. Das ist fatal und konterkariert die bisherige Quartiersentwicklung." Zudem kritisiert er den Mangel an Kommunikationsbereitschaft bei der Stadt in der Sache, mehr noch aber bei der Hafengesellschaft. "Duisport kommt jetzt nicht einmal mehr zum 'Runden Tisch'."

Die zweite "Großbaustelle" betrifft die Gemeindekirche St. Maximilian, die von den Ruhrortern liebevoll "Maxi"-Kirche genannt wird. Hintergrund ist die dramatische Finanznot der katholischen Kirchengemeinde St. Michael im Bistum Essen, zu der auch die Ruhrorter Gemeinde St. Maximilian gehört. In der Diskussion um die Zukunft der Pfarreigemeinde geht es insbesondere um die Auseinandersetzung, dass von den derzeit bestehenden sieben Kirchen im Pfarreibezirk bis zum Jahr 2030 vier geschlossen werden sollen. Bedroht von einer solchen Schließung ist eben auch die "Maxi"-Kirche. In einem Brandbrief an Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck schreibt Heseding dazu: "Die Gemeindekirche St. Maximilian ist für Ruhrort nicht nur ein Zentrum des geistlichen Lebens für katholische, evangelische und freikirchliche Christen, sondern auch ein unverzichtbarer Teil der kulturellen Stadtentwicklung. Ruhrort ist ohne seine Maxi-Kirche nicht vorstellbar." In seiner Antwort verweist Overbeck auf den laufenden Pfarreientwicklungsprozess, der noch nicht abgeschlossen sei.

Welche Empfehlung der Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat von St. Michael dem Bischof als Einsparkonzept vorlegen will, entscheidet dieser am 7. Dezember. Dann ist Bischof Overbeck am Zug. Solange heißt es für die Menschen in Gemeinde und Quartier von Ruhrort: kämpfen für ihren Stadtteil.

(RP)
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