Duisburg Es ist Zeit für die Duisburger Filmwoche

Duisburg · Filmemacher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nehmen seit gestern Abend an dem Festival teil. Zugleich begann für die Juroren der Sichtungsmarathon. Die RP-Leserjury vergibt den Publikumspreis.

 Gestern Abend traf sich auch die RP-Leserjury, die nach Sichtung sämtlicher Wettbewerbsfilme am Samstag den "beliebtesten Film der Filmwoche" kürt. Von links: Margret Daniels, Annegret Deupmann, Lars Henriksson, Rosa Menges, Marianne Neumann und Petra Müller.

Gestern Abend traf sich auch die RP-Leserjury, die nach Sichtung sämtlicher Wettbewerbsfilme am Samstag den "beliebtesten Film der Filmwoche" kürt. Von links: Margret Daniels, Annegret Deupmann, Lars Henriksson, Rosa Menges, Marianne Neumann und Petra Müller.

Foto: christoph reichwein

Der Andrang zur Duisburger Filmwoche, die gestern Abend im Filmforum begann, war gewohnt groß. Man konnte den Eindruck haben, dass er noch größer war als in den vergangenen Jahren. Das lag vielleicht auch am Jubiläum: Die Duisburger Filmwoche findet in diesem Jahr zum 40. Mal statt. Entsprechend heißt das Motto "Es ist Zeit".

 Filmplakat für den Wettbewerbsbeitrag "Safari".

Filmplakat für den Wettbewerbsbeitrag "Safari".

Foto: Duisburger FilmwOCHE

Neben dem "normalen Duisburger Publikum" sieht man auf der Duisburger Filmwoche zahlreiche Filmemacher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sie werden bis zum Samstag ihre Produktionen vorstellen und im Anschluss mit dem Publikum diskutieren. Genau das ist das Besondere der Duisburger Filmwoche, die nicht nur eine Sichtungsveranstaltung, sondern auch ein Diskussionsforum ist. Für die Filmhochschulen im deutschsprachigen Raum ist das Duisburger Festival gewissermaßen ein "Muss", da viele wichtige Debatten und Fragestellungen im Bereich des anspruchsvollen Dokumentarfilms in Duisburg angestoßen wurden. So mancher heute bekannte Dokumentarfilm-Regisseur hat in Duisburg Erfahrungen gesammelt, die für sein Berufsleben ungemein wichtig waren.

Darunter ist beispielsweise Pepe Danquart aus Freiburg. Von 1980 bis 1987 war er Kommissionsmitglied der Duisburger Filmwoche. International bekannt wurde Danquart 1994 mit seinem Kurzfilm "Schwarzfahrer", der mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Heute ist Danquart Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Außerdem arbeitet er als Regisseur und Produzent. Der Duisburger Filmwoche ist er bis heute treu. Als Mitglied einer Jury wählt er einen Film aus dem Programm der Filmwoche aus, der mit dem Arte-Preis ausgezeichnet wird. Der zweite Hauptpreis wird von einer 3sat-Jury gekürt. Weitere Preise sind der Förderpreis der Stadt Duisburg und ein Nachwuchspreis des Landes Nordrhein-Westfalen.

Eine Tradition bei der Preisvergabe, die am Ende der Filmwoche, das ist Samstag, um 20 Uhr, stattfindet, ist mittlerweile der Publikumspreis der Rheinischen Post, der vor 16 Jahren erstmals vergeben wurde. RP-Leser wählen nach der Sichtung des vollständigen Programms den "beliebtesten Film des Festivals". Das geschieht, unabhängig von allen anderen Jurys, in geheimer Abstimmung. Während die anderen Jurys ihren Gewinnerfilm ausdiskutieren, vergeben die Mitglieder der RP-Jury Punkte für ihre Favoriten-Filme. Der Film, der am meisten Punkte einheimsen kann, bekommt den Preis. In der Vergangenheit hat die Leserjury mit ihrem Preis meist auf einen Film hingewiesen, der von den anderen Jurys nicht berücksichtigt wurde. Noch wichtiger als das Preisgeld ist für die Filmemacher der publikumswirksame Hinweis auf den Film. Dieser Hinweis ist ein gutes Argument bei den Verhandlungen mit Fernsehanstalten oder Filmverleihern. Der RP-Leserjury gehören in diesem Jahr an: Margret Daniels, Annegret Deupmann, Lars Henriksson, Rosa Menges, Petra Müller und Marianne Neumann. Sie und alle anderen Gäste der Filmwoche werden bis zum Samstag mit einem ungemein vielschichtigen Programm konfrontiert. Es werden Filme gezeigt, von denen man schon jetzt sagen kann, dass sie zu vermutlich sehr kontroversen Diskussionen führen werden. Das gilt beispielsweise für den Film "Safari" des österreichischen Dokumentarfilmers Ulrich Seidl, der mittlerweile zu den Stars der Szene gehört. Seidl, dessen Filme über übersteigerte Tierliebe, Telefonsex und Bigotterie in den vergangenen Jahren für Aufsehen sorgten, begleitete diesmal mit einem Kamerateam reiche deutsche Großwildjäger, die aus Freude an der Jagd Zebras, Gnus und Giraffen in Afrika "erlegen". Seidl lässt die Bilder und die Aussagen der Jäger, darunter auch Frauen, für sich sprechen. Zum Programm der Filmwoche gehört auch eine sehr ungewöhnliche Produktion, nämlich eine Art Remake eines Dokumentarfilms: Jörg Adolph und Ralf Bücheler knüpfen mit ihrem Dokumentarfilm "Gebrauchsanweisung" an einen Film von Harun Farocki (1944-2014) an, der 1990 in seiner preisgekrönten Dokumentation "Leben BRD" Menschen in ungewöhnlichen Lern- oder Trainingssituationen zeigt. Man kann gespannt sein, wie der 26 Jahre später gedrehte Dokumentarfilm jetzt beim Publikum ankommt.

www.duisburg-filmwoche.de

(pk)
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