Duisburg Erst ein Flüchtling, jetzt ein Lehrling

Duisburg · Der 25-jährige Flüchtling Maai kam mit seiner Familie nach Deutschland, als in Syrien der Krieg begann. Inzwischen macht er eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker.

 Maii kann zupacken: Sein Chef ist zufrieden mit seinem Auszubildenden, der eigentlich Tierarzt werden wollte. Nun will Maii aber erst einmal seine Ausbildung als Anlagenbauer abschließen.

Maii kann zupacken: Sein Chef ist zufrieden mit seinem Auszubildenden, der eigentlich Tierarzt werden wollte. Nun will Maii aber erst einmal seine Ausbildung als Anlagenbauer abschließen.

Foto: Andreas PRobst

Überfüllte Auffanglager, Bahnhöfe und Krisensituation in den Kommunen: Neben diesen Schlagzeilen werden auch andere Fragen zunehmend wichtiger. Wie sieht die Zukunft der Flüchtlinge aus? Wie geht es zum Beispiel weiter für die derzeit rund 3100 Asylbewerber in Duisburg? Vor dem Ausnahmezustand in der Heimat arbeiteten und studierten sie, übten zum Teil sehr anspruchsvolle und auch in Deutschland gefragte Berufe aus. Wie deren Lebensweg aussehen könnte, macht der Fall von Jan Maai deutlich, der vor rund zwei Jahren mit seinen Eltern vor dem Bürgerkrieg in Syrien flüchtete.

"Ich habe in Syrien Tiermedizin studiert", sagt Maai. "Als der Krieg anfing, musste ich aufhören." Der 25-jährige Flüchtling hat mittlerweile eine Aufenthaltserlaubnis in Deutschland und ist in der Ausbildung zum Anlagenmechaniker bei Julius Schöbel, einem Unternehmen für Heizung-, Sanitär- und Klimaanlagen in Neumühl. Uwe Schöbel, Geschäftsführer des Unternehmens, ist mit der Arbeit von Maai zufrieden: "Ich war positiv überrascht von der Entwicklung", so Schöbel. Den Start seines Azubis in Ausbildung und Arbeit stellt er sich keineswegs einfach vor: "Ich glaube, es ist für ihn eine Doppelbelastung und viel schwerer als für deutsche Jugendliche", sagt er. Besonders die technische Sprache in dem Beruf sei ein Stolperstein. Aber: "Er strengt sich sehr an, ist motiviert und bringt eine gute Leistung." Maai kann Kurdisch, Arabisch, auch etwas Englisch und mittlerweile ganz passabel Deutsch.

Den großen Menschenzufluss als Chance für den Arbeitsmarkt erleben - Uwe Schöbel hat diese Möglichkeit genutzt. Am Anfang des Jahres hatte er zu wenig Lehrlinge. In vielen Unternehmen ist dies immer häufiger der Fall. Deshalb entschied er sich dazu, "jemanden aus dem Ausland zu nehmen". Er rief bei karitativen Einrichtungen an, doch der Erfolg blieb zunächst aus. Später rief jedoch eine Dame zurück - die ehrenamtliche Betreuerin der Familie Maai. "Über Ostern war Jan Maai dann zum Probearbeiten hier, obwohl er da noch Sprachunterricht nahm."

Der erste Endruck war gut, und so bot Schöbel Maai den Ausbildungsplatz an. Mit den Kollegen verstehe sich der Syrer bestens, berichtet Schöbel. Sie hätten den Azubi gut aufgenommen und "finden, dass es eine tolle Sache ist." Von seinen Lehrlingen übernehme er nach der Ausbildung meist ein bis zwei Leute, sagt Schöbel. "Das hängt auch von den Leistungen ab", fügt er hinzu.

Maai möchte erst die Ausbildung abschließen, "dann werde ich sehen, was weiter passiert", sagt der 25-Jährige. Und danach? Er könne sich vorstellen, den Meister zu machen. "Vielleicht gehe ich auch wieder studieren", sagt er - einen technischen Studiengang schließt er nicht aus.

(RP)
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