Kommentar Eine gesellschaftliche Herausforderung, die man nicht Sponsoren überlässt

Auf dem Tisch liegen frühlingshaft-grüne Servietten mit österlichem Hasenmotiv. "Die hat uns ein Drogeriemarkt gespendet", sagt Karin Bartl. Das sagt schon viel aus über das Frauenhaus. Die Finanzierung der in jeder Hinsicht unbedingt notwendigen Einrichtung ist völlig unzureichend. Duisburg ist da kein Einzelfall.

Die Abdeckung der Personalkosten von etwas mehr als der Hälfte durch das Land ist ein Armutszeugnis. Ähnlich wie bei den Tafeln ist der Schutz von Opfern häuslicher Gewalt eine gesellschaftliche Aufgabe, die nicht einfach auf private Sponsoren delegiert werden kann. Ohne diese Spenden wäre die Arbeit des Duisburger Frauenhauses aber gar nicht aufrecht zu halten. Die Spendenakquise war in der jüngsten Vergangenheit zum Glück recht erfolgreich. Dabei ist sie kein leichtes Unterfangen, denn die Sponsoren können hiermit kaum öffentlichkeitswirksam auftreten. Zu groß ist die Gefahr, dass die Einrichtung, deren Standort aus Sicherheitsgründen im Verborgenen gehalten werden muss, in den Fokus der Täter gerät.

Dass die Stadt Duisburg selbst nur bedingt helfen kann, ist kein Geheimnis. Es gibt aber auch Dinge, die man zur Unterstützung des Frauenhauses unternehmen kann, ohne dafür viel Geld auszugeben. Frauen, die länger dort leben müssen, sind gezwungen, sich umzumelden. In Duisburg wird dann im Ausweis die Adresse des Frauenhauses angegeben. Das kann gefährlich werden. In anderen Kommunen steht statt der geheimen Adresse nur ein Postfach. Warum geht das in Duisburg nicht? mtm

(RP)
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