Duisburg Eine frivole Sommerkino-Premiere

Duisburg · Mit der fast 95 Jahre alten Militärsatire "Die Bergkatze" von Ernst Lubitsch wurde das Stadtwerke-Sommerkino im Landschaftspark eröffnet. Das "Trioglyzerin" machte aus dem Stummfilm eine herrliche musikalische Komödie.

 Entspannt im Sand: Die Besucher des Sommerkinos im Landschaftspark genießen den Abend.

Entspannt im Sand: Die Besucher des Sommerkinos im Landschaftspark genießen den Abend.

Foto: Martin Büttner

Zum ersten Mal wurde das inzwischen traditionsreiche Duisburger Sommerkino mit einem Film aus der eigenen Stummfilm-Sammlung des Filmforums eröffnet. Und zwar mit Ernst Lubitschs Militärsatire "Die Bergkatze", ein Film, der 1921 fertiggestellt wurde und kurz vor seiner Uraufführung im Berliner Ufa-Palast am Zoo mit einem Jugendverbot belegt wurde. Dieses Jugendverbot freut Kenner der deutschen Kinogeschichte besonders, zeigt es doch die anarchistische Frechheit, mit der der junge Ernst Lubitsch seine groteske Geschichte erzählt. Dass so viel Ironie und Spott kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs gewagt wurde, ist bemerkenswert. Kai Gottlob, Geschäftsführer des Filmforums, hat mit der Auswahl dieses frivolen Fundstücks einen guten Griff getan.

Der Erfolg des Sommerkino-Auftakts ist nicht nur dem genialen Regisseur und seiner überragenden Hauptdarstellerin Pola Negri zu verdanken, sondern auch dem "Trioglyzerin", das aus dem Stummfilm eine herrliche musikalische Komödie machte. Das Trio hat für die aktuelle Filmbegleitung einige Passagen eigens komponiert. Bei einigen Bildern wurde improvisiert. Dabei gelang es den drei Gießener Musikern, Lubitschs Ironie zu vertonen. Wenn beispielsweise der tumbe Kommandant seinen langen Zwirbelbart knetet und seine verschlafenen Soldaten anraunzt, dann geschieht das unter knöterigen Posaunenstößen. Und wenn im Laufe des Films eine militärische Blaskapelle aufspielt, dann glauben wir, diese große Besetzung zu hören.

Filmgeschichtlich ist die Satire höchst interessant, nicht zuletzt wegen der vielen witzigen Einfälle, die Lubitsch fast nebenbei eingeflochten hat. Wenn ein Soldat in Schlafunterhosen beispielsweise mit einem Satz ins Obergeschoss des Etagenbettes hopst, dann wirkt das ungemein komisch. Lubitsch hat vermutlich die Passage einfach rückwärts gefilmt.

Keinen Hehl macht Lubitsch aus seiner Obrigkeitsskepsis: Während die Soldaten mit Gewehren gegen die kleine Räuberbande antreten, wehren sich die Räuber mit Schneebällen und gewinnen die (Schneeball-)Schlacht. Und der soldatische Held, ein "fescher Leutnant" mit einem Pfund Pomade im lichten Haar, verabschiedet sich gelegentlich von einer Hundertschaft verlassener Freundinnen und einigen Dutzend kleiner Kinder, deren schwerenötiger Vater er zu sein scheint. Schön zu sehen, wie Pola Negri als Rauberstochter dem eitlen Geck fast erliegt, ihn dann aber doch um den Finger wickelt, um ihn rechtzeitig loszuwerden.

Umrahmt ist das Sommerkino von einem angenehmen Ambiente aus Gastronomie, Gemütlichkeit und Livemusik. Bei der Eröffnung am Mittwochabend gab es für jeden Besucher ein Glas Sekt oder Saft, der von "Bediensteten" serviert wurde, die der High Society des Kinos entsprungen zu sein schienen. All das sorgte schon vor Beginn der Aufführung für gute Stimmung.

(RP)
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