Duisburg Ein neues Tor für das Marientor

Duisburg · Ohne Hochwasserschutz würden die Altstadt und weite Teil der Flächen rund um das Rathaus "absaufen". 1924 mussten das die Duisburger leidvoll erleben. Damals hatte das Marientor ein Leck.

Die Schwanentorbrücke ist wie berichtet in einem baulich so schlechten Zustand, dass das Sperrwerk nicht mehr für durchfahrende Schiff gehoben werden kann. Am Marientor, wenige hundert Meter weiter in Richtung Rhein, ist die Lage zwar etwas besser, doch wirklich sicher ist es nicht mehr. Obwohl dort in den vergangenen Jahren kräftig in die Instandhaltung investiert worden war, muss die Stadt erneut Geld in die Hand nehmen. Eine Alternative ist nicht in Sicht. Denn diese Sperre schützt rund 20 000 Bürger in der Innenstadt und sichert Vermögenswerte in Höhe von rund zwei Milliarden Euro vor Rheinhochwasser, hat die Stadt ausgerechnet. Steigt am Ruhrorter Pegel der Wasserstand über 8,60 Meter muss das Tor geschlossen werden.

Welche Folgen es hat, wenn das Sperrwerk nicht funktioniert, zeigte sich besonders dramatisch Anfang November 1924. Damals funktionierte das erst wenige Tage zuvor noch auf seine Funktionalität geprüfte Marientor zur Überraschung aller nicht. Durch ein Leck drang immer mehr Wasser in das dahinterliegende Schleusenbecken, so dass sich die Stadt entschloss, am Schwanentor einen Notdamm aufzuschütten. Auf der Schwanentorbrücke drängten sich Menschenmassen, um zu sehen, wie sich die Brühe vor ihren Augen immer weiter der Oberkante näherte. Nur mit Mühe konnte die Polizei damals die Gaffer zurückhalten, damit Lkw mit Baumaterial für weitere Dämme zumindest auf einer Spur über die Brücke in Richtung Altstadt und Rathaus fahren konnten. Überall auf den Altstadtstraßen zwischen Marien- und Schwanentor waren Notstege für die Bewohner aufgebaut worden, immer mehr Keller liefen voll, immer mehr Altstadtbürger mussten sich in Sicherheit bringen. Als der Notdeich am Schwanentor brach, waren auch das Rathaus und die umliegenden Viertel nicht mehr sicher. Die Wohn- und Geschäftsviertel der Stadt entlang des Innenhafens, des Rheins, ebenso auch der Ruhr und des Dickelsbachs verwandelten sich in riesige Seenlandschaften. Als nach etwa fünf Tagen der Rheinpegel sank und sich die Fluten zurückzogen, zog sich eine Spur der Zerstörung durch Duisburg. Viele Menschen haben damals nicht nur ihr Hab und Gut, sondern auch ihr Dach überm Kopf verloren.

Von 1926 bis 1929 wurde am Marientor eine neue, die weitgehend heutige Schleuse gebaut. Ein derartig folgenschweres Hochwasser in der Altstadt wie 1924 hat es seitdem nicht mehr gegeben. Und auch wenn manches Rheinhochwasser die City erreichte, Altstadt und Rathausviertel soffen nicht mehr ab.

Damit dies auch so bleibt, muss auf absehbare Zeit ein neues Schutztor an der Marientorschleuse gebaut werden. Zugleich wird ein so genannter Dammbalkenverschluss errichtet, der bereits Ende nächsten Jahres stehen soll. Dabei handelt es sich um stählerne Balken, die rechtzeitig vor einem erwarteten Hochwasser vor dem Tor aufgeschichtet werden und durch ihr Eigengewicht die Durchfahrt abriegeln. In zwei Jahren sollen zudem alle planerischen Voraussetzungen für den Bau eines neuen Schiebetores am Marientor getroffen worden sein.

Nach zweijähriger Bauzeit könnte das Hochwassertor dann 2019 in Betrieb genommen worden. An den geschätzten Kosten von vier bis fünf Millionen Euro wird sich das Land voraussichtlich mit 80 Prozent beteiligen.

(RP)
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