Duisburg Ein Meilenstein für die Stadtmitte

Duisburg · Die Abrissarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen Kaufmännischen. Berufsschule haben begonnen.

 . Das Bild aus der Luft zeigt, wie groß das Areal ist.

. Das Bild aus der Luft zeigt, wie groß das Areal ist.

Foto: Christoph Reichwein

Es kracht, als die Metallteile und das Gemäuer brechen: OB Sören Link sitzt im Bagger und steuert die Riesenklaue, die das erste Stück aus dem alten Schulgebäude herausbricht.

Gestern "eröffnete" er die Abrissarbeiten auf dem 25.000 Quadratmeter großen Gelände, auf dem das Mercator-Quartier entstehen soll. Seit Anfang Dezember arbeitet eine Fachfirma auf dem Grundstück zwischen Bohnengasse, Stadtmauer und Stapeltor. Die Vorbereitungsarbeiten für den Bau bargen bereits zu Beginn einen großen archäologischen Fund: Ein rund 700 Jahre altes Gebäude liegt hier verborgen (wir berichteten). Ein wahres Glück und ein wertvolles Stück Stadtgeschichte.

Das Mercator-Quartier soll eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft werden, auch buchstäblich: "Die alten Gemäuer werden in die neuen Bauten integriert", so Kai Thomas Platz, Stadtarchäologe. Das Quartier soll nach der Fertigstellung attraktive Wohnungen in Stadtlage bieten und "mit Dienstleistungen ergänzt werden", sagt Link. Auch das historische Mercatorhaus soll wieder aufgebaut werden und öffentlich zugänglich sein - Einblick in die archäologische Landschaft des Grundstücks inklusive. Das historische Eck wurde allerdings in der Vergangenheit nicht immer mit Nachsicht bebaut. Unweit von der heutigen Ausgrabungsstätte ist keine mittelalterliche Schichte mehr im Boden zu finden, wie Stadtarchäologe Platz berichtete: "In den 1960-er Jahren wurden Neubauten errichtet, die komplett unterkellert sind." Auch Straßenerweiterungen haben das Stadtbild in dem Viertel verändert. Die mittelalterlichen Funde wurden abgetragen, die Dokumentation eingestellt. Platz: "Mit ziemlicher Sicherheit können wir davon ausgehen, dass unter diesen Gebäuden keine mittelalterliche Substanz mehr zu finden ist." Beim Projekt des Mercator-Quartiers arbeiten Archäologie und Stadtplanung Hand in Hand.

Mit erneuten bedeutenden archäologischen Funden bei weiteren Ausgrabungen rechnen die Archäologen nicht. Noch ist nicht endgültig geklärt, was genau sich unter dem alten Sportplatz der Schule verbirgt. Doch auch hier rechnet keiner mit wirklich bedeutenden Fundstücken.

Mitte des Jahres sollen die Abrissarbeiten vollendet sein, ein geebnetes Gelände soll dann an der Ober-straße liegen, das "praktisch baubereit ist", so Sören Link. Doch wie sieht der weitere Umgang mit den archäologischen Teilen auf dem Gelände aus? "Die jeweiligen Besitzer werden die historischen Elemente in ihrem Haus haben. Diese werden der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht," erläutert der Stadtarchäologe.

Jedoch wird es zum Beispiel im Mercatorhaus die Möglichkeit geben, die historischen Gewölbe zu besichtigen - auch als Nicht-Bewohner des Quartiers. Rund 3,5 Millionen Euro kosten archäologische Untersuchengen und Abriss.

Der Investorensuche für das Quartier blicken alle Teilnehmenden zuversichtlich entgegen: "Spätestens im Herbst wird dies geklärt sein", ist Sören Link überzeugt. Unter anderem bei der Immobilienmesse Expo Real in München (im Oktober) wird die Stadt auf Investorensuche gehen.

Vielleicht gelingt es anschließend, mit dem Mercator-Quartier die historische Seite der Stadtmitte zu prägen und im neuen Glanz erstrahlen zu lassen. Link: "Für die Stadtentwicklung in der Stadtmitte und Altstadt ist es ein Meilenstein."

(zuew)
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