Duisburg Ein langer Abend der Extraklasse

Duisburg · Die "Extraschicht" lockte die Besucher diesmal in Duisburg an vier unterschiedliche Veranstaltungsorte und bot ihnen neben spannenden Einblicken auch jede Menge Kultur.

"Extraschicht": 235.000 Menschen bei der Nacht der Industriekultur
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270.000 Menschen besuchen die "Extraschicht" 2017

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Bei der 17. "ExtraSchicht", der Nacht der Industriekultur im Ruhrgebiet am Samstag, veranstaltet von der "Ruhr Tourismus GmbH" (RTG), war Duisburg mit vier Spielorten vertreten: dem Landschaftspark, dem Innenhafen, dem Binnenschifffahrtsmuseum sowie dem Werksgelände von ThyssenKrupp. Revierweit gab es 46 Spielorte mit rund 2.000 auftretenden Künstlern in 21 Städten. Dieses Kulturfestival wurde 2001 aus der Taufe gehoben mit dem Ziel, das industriekulturelle Erbe der Region sichtbar zu machen und gezielt miteinander zu vernetzen. Die neue Ausgabe bewies einmal mehr: das Ruhrgebiet bewegt und ist selbst in Bewegung.

Rund 200.000 Menschen - von dieser Zahl spricht der Veranstalter - sind auch am Samstag wohl wieder kreuz und quer durch die Region unterwegs gewesen, auch dank der 150 "ExtraSchicht"-Shuttlebusse, die die Besucher bis tief in die Nacht kostenlos von Ort zu Ort brachten. In Duisburg schienen die meisten von ihnen offenbar den Landschaftspark als ihre erste Station zu nutzen. Denn die Zufahrtstraßen dorthin waren verstopft und der Parkplatz drohte aus allen Nähten zu platzen. Menschenschlangen gab es sodann auch im Park: Vor dem Besucherzentrum, in dem es die "ExtraSchicht"-Tickets gab, an der Zughaltestelle, der die vielen Interessierten in einem historischen Eisenbahnzug zu ThyssenKrupp und wieder zurückbrachte sowie an den kulinarischen Plätzen, die frei nach dem "Dreigroschenopern"-Motto "Erst kommt das Essen, dann die Kultur" magisch anzog.

"Klänge und Stimmen" bestimmten das Landschaftspark-Programm. So gab es unter anderem besetzungsstarke Auftritte zweier ehemaliger Schul-AGs aus Duisburg und Moers mit klangvollen Gospelkonzerten am Hochofen-Karree, Covermusik der Nachwuchsband "The McDonaghoughs" aus Dinslaken auf dem Vorplatz zur Gießhalle, wohlklingend dreistimmig und mit zwei Gitarren und einem Cajon besetzt, sowie großartigen Poetry Slam in der Gebläsehalle, moderiert von Sebastian 23 (alias Sebastian Rabsahl) und veranstaltet von "WortLautRuhr". Seine Gäste waren Yannik Steinkellner mit einer im Grazer Dialekt gesprochenen Prosadichtung über einen Skiflieger ("wie passend zum Revier") und Jason Bartsch mit seinem Schnellsprecher-Vortrag unter dem Titel "Golf toujours".

Im Verlauf des Abends begann es zu regnen, und so bot sich ein Besuch im Museum der Deutschen Binnenschifffahrt in Ruhrort an. Der Shuttlebus "ES 1" war in gut 20 Minuten da. Früher einmal Badeanstalt, seit 1998 nun Museum, warte an Bord des Spielschiffes "Hermann" in der ehemaligen Damenschwimmhalle bereits der Duisburger Singer-Songwriter "Wolfspelz" (alias Tobias Rotsch). Vor Jahren wohnte er selbst einmal in Ruhrort, im Südturm an der Friedrich-Ebert-Brücke. Auf Bitten des Museumsleiters, Dr. Bernhard Weber, spielte er auf der "ExtraSchicht" noch einmal den eigens für die 2015/2016 gezeigte Sonderausstellung "Tausend und eine Flaschenpost" komponierten und gedichteten gleichnamigen Song. Bei drei weiteren Titeln begleitete ihn gesanglich wie am E-Piano die junge Lea Budzinski.

 Der Landschaftspark war für viele Extraschicht-Besucher Ausgangspunkt für die weiteren Stationen. Dort sowie im Innenhafen setzten Feuerwerke am Abend den Schlusspunkt eines Festes der Extraklasse.

Der Landschaftspark war für viele Extraschicht-Besucher Ausgangspunkt für die weiteren Stationen. Dort sowie im Innenhafen setzten Feuerwerke am Abend den Schlusspunkt eines Festes der Extraklasse.

Foto: Reichwein

Musik und Sprache gab es im Kultur- und Stadthistorischen Museum, zu dem der "ES 1"-Bus die Besucher binnen einer viertel Stunde brachte. "Interkulturelle Begegnungen" hatte sich das Museum als Motto der "ExtraSchicht" gegeben. Und so gab es dort bis kurz vor 24 Uhr eine "Nacht der Poesie". Über 20 junge Akteure aus vier Kontinenten - Geflüchtete aus Syrien und Kurdistan, Afghanistan und Pakistan sowie Nigeria, Ghana und dem Kongo als auch Mitglieder des Jungen Ensemble Ruhr mit deutscher, südosteuropäischer, chilenischer und türkischer Herkunft -, die sich unter Leitung von Annegret Keller-Steegmann 2016 zum Allerwelt-Ensemble Duisburg zusammenschlossen, gaben einen eindrucksvollen Einblick in ihr künstlerisches Schaffen. Dieses umfasst Heimat- bis Pop-Musik als auch Tanz, Theater und Kunst.

Vorläufiger Abschluss der Duisburger "ExtraSchicht" war ein musikalisches Höhenfeuerwerk im Innenhafens, bei dem passend zur Musik, darunter der Erfolgshit "80 Millionen" von Max Giesinger, auch "geräuschlose" Feuerwerkskörper abgebrannt wurden.

(RP)
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