Serie Kunst Im Öffentlichen Raum Ein Fruchtbarkeitssymbol in Duisburg

Duisburg · Der Künstler Gerhard Marcks schafft mit seiner Bronzeskulptur "Freya" ein Idealbild der Weiblichkeit.

 Ein Hingucker: Marcks "Freya" in der Duisburger Innenstadt.

Ein Hingucker: Marcks "Freya" in der Duisburger Innenstadt.

Foto: Christoph Reichwein

Anmutig und vor Weiblichkeit strotzend steht die Bronzefigur von Gerhard Marck (1889 - 1981) am Rande der Königstraße in Höhe der Stadtsparkasse. Die lebensgroße Statue wurde 1950 geschaffen und trägt den Namen "Freya" . Mit der Namensgebung des Freitages hat sie jedoch nichts zu tun. Freya ist die Göttin der Liebe und Ehe und gilt demnach als die Venus der nordischen Mythologie. Fruchtbarkeit sowie der Frühling und die Lehre des Zaubers stehen auch unter ihrer Hand.

Gerhard Marck reiste 1928 nach Griechenland und ließ sich dort von der künstlerischen Gestaltung der alten Gottheiten inspirieren. Seine Freya ist nackt dargestellt. Brüste, Scham und ihr wallendes Haar sind deutlich zu erkennen und unterstreichen die Weiblichkeit der Göttin. Durch den angedeuteten Kontrapost werden Hüfte und Becken betont, was die erotisierende Wirkung verstärkt.

Andere Freya-Darstellungen zeigen sie in Begleitung einer Wildkatze oder eines Falken. Gerhard Marcks setzt durch seine attributlose Darbietung einen Augenmerk auf die körperliche Liebe und die Fruchtbarkeit, wofür Freya von den Germanen verehrt wurde.

Der Künstler wurde 1889 in Berlin geboren und begann im Alter von 18 Jahren, sich mit Tierstudien im Berliner Zoo zu beschäftigen. Durch die Begegnung mit dem Bildhauer Richard Scheibe wandte Marcks sich in den kommenden drei Jahren der Bildhauerei zu. Nachdem er in den Jahren 1914-1917 in den Kriegsdienst gerufen wurde und schwer krank zurückkam, wurde er an die Kunstgewerbeschule in Berlin berufen.

Studienreisen führten ihn nach Italien und Griechenland. Die Nationalsozialisten versuchten, seine Werke in der berüchtigten Ausstellung "Entartete Kunst" im Jahr 1937 zu verhöhnen. Sie verhängten ein Ausstellungsverbot und beschlagnahmten viele seiner Werke. 1943 vernichteten SS-Männer sein Atelier in Berlin.

Nach dem Krieg, in dem ein Sohn von Gerhard Marcks fiel, wurde der Künstler rehabilitiert. 1946 wurde er als Professor an die Kunsthochschule in Hamburg berufen; 1949 wurde ihm die Goethe-Medaille verliehen. Es folgten Studienreisen nach Italien, Griechenland, Südafrika, Mexiko und die USA. Marcks wurde mit zahlreichen Preisen geehrt.

1969 gründete er die Gerhard Marcks-Stiftung und richtete einMarcks-Haus in Bremen ein. Das Haus beherbergte 400 Skulpturen, 12.000 Handzeichnungen und über 1000 Bögen Druckgrafik von Marcks, die ab diesem Zeitpunkt von der Öffentlichkeit besichtigt werden konnten.

Wenn man das Gesamtwerk von Gerhard Marcks betrachtet, kann man meinen, dass die Schönheit Freyas, die deutlich griechisch-antike Züge trägt, vielleicht als ein Kontrast den schrecklichen Kriegserfahrungen des Künstlers gegenübersteht.

(RP)
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