Duisburg Ein Erzieher betreut zehn Kinder

Duisburg · Die Personalsituation in deutschen Kitas hat sich laut einer neuen Studie leicht verbessert. Doch es gibt deutliche regionale Unterschiede. Die rund 200 Einrichtungen in Duisburg sind von einer optimalen Situation weit entfernt.

 Nur drei rote Flecken gibt es auf der NRW-Karte: Olpe, Bottrop und Duisburg. Hier kommt nur ein Erzieher auf mehr als zehn Kinder ab drei Jahren. Grafik:

Nur drei rote Flecken gibt es auf der NRW-Karte: Olpe, Bottrop und Duisburg. Hier kommt nur ein Erzieher auf mehr als zehn Kinder ab drei Jahren. Grafik:

Foto: Ländermonitor Frühkindliche Bildung

Zum ersten Mal hat die Bertelsmann Stiftung die Kita-Personalschlüssel der 402 Kreise und kreisfreien Städte in ganz Deutschland ausgewertet. Nicht nur die Unterschiede innerhalb der Bundesländer sind enorm, sie sind sogar innerhalb der Kreise und kreisfreien Städte erkennbar. Das Ergebnis für Duisburg: Sowohl bei den Kindergärten als auch bei Kindertagesstätten ist der Personalschlüssel unterdurchschnittlich.

Rund 200 Kitas gibt es im gesamten Duisburger Stadtgebiet. Der Betreuungsschlüssel liegt hier laut der Studie bei 4,2. Das heißt ein Erzieher kümmert sich durchschnittlich um etwas mehr als vier Kleinkinder unter drei Jahren. Eine ideale Quote gibt es zwar nicht. Die Bertelsmann Stiftung empfiehlt allerdings einen Personalschlüssel von 3,0. In Kindergartengruppen verbesserte sich der Personalschlüssel deutschlandweit von 9,8 auf 9,2 Kinder pro Fachkraft. Hier liegt Duisburg allerdings auch unter dem Durchschnitt, bei einer Quote von 10,1. "Der Personalschlüssel ist zentral für die Qualität einer Kita", sagt Susanne Viernickel von der Universität Leipzig. Es sei wissenschaftlich erwiesen: Je besser der Personalschlüssel ist, desto besser können sich Betreuer um die Kinder kümmern. "In der Folge entwickeln sich Kinder häufig besser", sagt sie. Duisburgs Familiendezernent Thomas Krützberg kennt die Studienergebnisse, entgegnet allerdings, dass sich Duisburg auf einem guten Weg befinde. "Die Stiftung sieht eine Optimallösung mit Sozialarbeitern, Kinderpflegern und anderen zusätzlichen Betreuern vor, die unter der derzeitigen Haushaltsrestriktion in Duisburg nicht umsetzbar ist", sagt Krützberg. Für ihn sind die Aussagen zu pauschal. "Es mag Kommunen geben, die sich Zusatzpersonal leisten können. Wir bieten das Personal auf, das gesetzlich vorgeschrieben ist." Über die Qualität der Kitas lasse sich schon gar keine pauschale Angabe machen. Der Personalschlüssel sei nur ein Kriterium von vielen. Für 2017/2018 konnte die Stadt Duisburg den Eltern 15.476 Kita-Plätze zur Verfügung stellen und kann durchaus zufrieden sein mit dem Auftakt des Kita-Jahres. Die Betreuungsquote liege damit bei 96 Prozent, sagte Stadtsprecherin Gabi Priem vor einigen Wochen unserer Redaktion. Weitere Investitionen aber sind schwierig.

Signale aus der schwarz-gelben Landesregierung gab es jüngst immerhin. Familienminister Joachim Stamp (FDP) erklärte, das Land wolle der "dramatischen Unterfinanzierung" der Kindertagesstätten mit einem Einmalbetrag möglichst schnell entgegensteuern. Insgesamt sollen die Kitas in NRW mit einem 500 Millionen Euro schweren Sofortprogramm unterstützt werden. Eine Beitragsfreiheit, wie sie die SPD fordert, sei laut Stamp nicht realisierbar. Für Duisburger Eltern ist das eine eher schlechte Nachricht, sind die Kita-Gebühren doch verhältnismäßig hoch.

Der Beitrag leitet sich vom Gehalt der Eltern ab. Er liegt bei einem Jahreseinkommen über 75.000 Euro und einer 45-Stunden-Betreuung für unter Dreijährige bei 630 Euro. Zum Vergleich: In der Landeshauptstadt Düsseldorf zahlen Eltern dafür 475 Euro.

(ball)
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