Duisburg Ehemalige führen Besucher und "kümmern" sich

Duisburg · Das frühe Aufstehen ist ihnen offenbar so selbstverständlich geworden, dass es sie auch Jahre nach der Pensionierung morgens um sechs Uhr aus den Federn treibt, damit sie pünktlich um acht Uhr zur Stelle sind: Die Ehemaligen, die sich jeden Dienstagmorgen treffen, um vier bis fünf Stunden im Landschaftspark nach dem Rechten zu sehen, zu reparieren und zu reinigen sowie die Fackeln für die abendlichen Führungen neu zu füllen. Sie selber reden vom "Stammtisch", obwohl nach getaner Arbeit nur Kaffee und Brötchen auf dem Tisch stehen. Nicht das Glas Bier führt die Männer zusammen, sondern die Freude, ihren ehemaligen Arbeitsplatz so zu erleben, wie er nun ist.

 Die Freude, ihren Arbeitsplatz so zu erleben, wie er jetzt ist, führt die Truppe der Ehemaligen zusammen.

Die Freude, ihren Arbeitsplatz so zu erleben, wie er jetzt ist, führt die Truppe der Ehemaligen zusammen.

Foto: Christoph Reichwein

Der ehemalige Bautechniker und Feuerwehrmann Rolf Beckmann, dem man seine 82 Jahre nicht anmerken kann, ist wie auch der ehemalige Schlosservorarbeiter Wolfgang Schulden (80) und der ehemalige Maschinenbautechniker und Sicherheitsmitarbeiter Alois Häusler (79) schon lange beim Trupp der Freiwilligen. Die anderen Ehemaligen sind rund zwölf Jahre jünger, und kennen das 1985 "erloschene" Hüttenwerk nur aus der Frühzeit ihres Arbeitslebens. Die Begeisterung für Industriegeschichte ist ihnen gemeinsam. Zum "drum Kümmern" gibt es für die ehrenamtlichen Mitarbeiter immer etwas. Zurzeit hat sich der unermüdliche Stammtisch vorgenommen, die ehemalige Halle für die Gasreinigung zu einem Schauraum umzugestalten, in dem Besucher Werkstücke kennenlernen können, die einst bei der Eisen- und Stahlproduktion gebraucht wurden. So manches Werkstück wird da vor dem Wegwerfen oder dem Einschmelzen gerettet. Außerdem wird ein Raum wiederentdeckt.

Besonders beliebt sind die Führungen, die die ehemaligen Werksangehörigen für Besucher anbieten. "Die wollen natürlich aus erster Hand wissen, wie hier damals gearbeitet wurde", berichtet ein Stammtischler. Bei diesen Führungen machen die Ehemaligen klar, dass sie nicht alle arbeitslos wurden, als das Hüttenwerk 1985 geschlossen wurde. Als Ehemaliger gilt, wer irgendwann mal für längere Zeit in dem einstigen Werk gearbeitet hat, das nun Landschaftspark geworden ist.

Übrigens: Die Führungen sind auch ein Fitnessprogramm für die Ehemaligen. Zum Programm gehört nämlich auch der Aufstieg auf die Aussichtsplattform des Hochofens 5 in 70 Meter Höhe.

(pk)
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