Rp-Serie Duisburger Geschichte Und Geschichten Die ältesten Betriebe der Stadt

Duisburg · Vitale Traditionsfirmen: Das Ranking nach Alter führen die Einhorn-Apotheke gefolgt von Glas Scholl und Haniel an. Nur ein Prozent aller Duisburger Betriebe ist älter als 100 Jahre.

Viele klangvolle Firmennamen wie DEMAG, Berzelius, Böninger, AEG, Hitzbleck, Haindl, Böllert oder Rheingold sind verblasst. Firmen werden gegründet und verschwinden. "Beides ist wichtig. Wenn Unternehmen nicht mehr untergehen können, werden sie behäbig", so der renommierte Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe.

Statistisch betrachtet überleben Großunternehmen im Schnitt nur 40 bis 50 Jahre, bestätigt eine Studie der Wirtschaftsprüferfirma KPMG. Das Auf und Ab ist eine notwendige Voraussetzung für eine dynamische Wirtschaft - für die betroffenen Arbeitnehmer oft existenzbedrohend und schmerzlich.

Weder Größe noch Rechtsform können danach Firmen vor dem Scheitern schützen. "Die erste Generation verdient das Geld, die zweite verwaltet das Vermögen, die dritte studiert Kunstgeschichte, und die vierte verkommt vollends", spottete einst Otto von Bismarck. Doch es gibt in Duisburg beeindruckende Gegenbeispiele: Schweißdrahtspezialist Fliess, Pressegroßhändler Wilhelm Schmitz und Stromberg Oberflächentechnik behaupten sich erfolgreich über vier Generationen am Markt. Unternehmen durchlaufen unterschiedliche Lebenszyklusphasen. In Boom Zeiten ist es einfacher als in Abschwung. Wenn es abwärts geht, muss schnell reagiert werden. Alte Geschäftsfelder abstoßen, neue erschließen, Kosten senken und fusionieren heißt es dann. Das schmerzt, aber manchmal gelingt es. Oft entstehen aus Krisen neue Chancen. Dem "Oldie" Duisburger Kupferhütte (1876 gegründet) gelang ein Come-Back unter neuem Namen (DK Recycling und Roheisen) und viel wichtiger - mit neuen Ideen und Konzepten.

Markt und Umfeld verändern sich laufend. Die Stahlindustrie ist davon zurzeit massiv betroffen. Während dort von "Strukturanpassungsmaßnahmen" geredet wird, verkünden Logistikdienstleister und andere Branchen steigende Umsätze. Zu den langlebigen Premium-Familienunternehmen, denen es gelungen ist, nicht nur zu überleben, sondern dynamisch zu wachsen, gehört unbestritten Haniel. Franz Haniel war ein genialer Stratege und bewies früh das Gespür für neue Marktchancen. Innovation und Nachhaltigkeit bestimmen auch heute das Beteiligungsportfolio der Investment-Holding. Haniel wandelte sich zum globalen Handels- und Dienstleistungskonzern, der die Chancen digitaler Innovationen erkannt hat und aktiv vorantreibt. Mit der Investition in Gründerfonds erfindet sich Haniel immer wieder neu.

  • Franz Haniel & Cie. GmbH (1758).
  • ABX LOGISTICS Deutschland GmbH, früher u.a. Thyssen Haniel Logistik, (1800).
  • ThyssenKrupp Steel Europe AG (1811).
  • König-Brauerei GmbH & Co. KG (1858).
  • IMPERIAL Chemical Logistics GmbH, früher: Lehnkering GmbH, (1872).
  • DK Recycling und Roheisen, früher: Kupferhütte (1876).
  • Grillo-Werke AG (1881).
  • Benteler Distribution (1880).
  • Kettenfabrik und Hammerwerk H. d'Hone GmbH & Co KG (1896).
  • Gebr. Vollmer, Bau-Spezialdienstleister (1896).
  • Carl Spaeter GmbH Duisburg (1897).
  • Heinrich Elskes, Transportbetonanbieter (1875).
  • Mineralquellen Hövelmann GmbH & Co KG (1905).
  • Bäko-Zentrale Nord (1906).
  • Klöckner & Co. KG. (1908).
  • Rhenus Gruppe (1912).
  • Hüttenwerke Krupp Mannesmann GmbH (1914).
  • Schauinsland Reisen GmbH Duisburg (1918).

Nur etwa ein Prozent aller Duisburger Betriebe existieren länger als 100 Jahre. Darunter finden sich auch viele kleinere Handwerks- und Einzelhandelsbetriebe. Bei den mittelständischen und Großunternehmen wird die Auswahlliste allerdings deutlich überschaubarer. Dennoch spiegelt sie die Wirtschaftsstruktur Duisburgs weitgehend wider. Zu den ältesten Betrieben in Duisburg gehören eine Apotheke und ein Handwerksbetrieb. Zum einen die Einhorn-Apotheke, gegründet 1597 und zum anderen die Firma Glas Scholl, gegründet 1727. Die Liste der "100-Jährigen" ist daher weitaus umfangreicher. Sie umfasst viele Kleinbetriebe aus Handwerk und Handel, aber auch Betriebe mit öffentlichem Auftrag. Ohne sie wäre die Industrialisierung und der Aufstieg Duisburgs nicht möglich gewesen. Sparkasse (1844) und Volksbank Rhein-Ruhr (1864) stellten in der Phase der Industrialisierung das Kapital zur Verfügung. Steigender Bedarf an Wohnraum, Hygiene und medizinische Versorgung ließen Wohnungsgenossenschaften und Krankenhäuser entstehen. Stadtwerke (1854) und DVG (1881) bauten in dieser dynamischen Umbruchphase eine Energie- und Verkehrsversorgung auf. So gesehen belegen die Gründungsdaten der Betriebe eine beeindruckende Reise in die Wirtschaftsgeschichte Duisburgs.

Quelle: Revier Manager 2 / 2009.

(RP)
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