Duisburg Duisburger Frauenhaus hat eine neue Leiterin

Duisburg · Sozialarbeiterin Karin Bartl übernimmt die Betreuung von Frauen und Kindern, die Opfer häuslicher Gewalt wurden.

 Karin Bartl übernimmt die Leitung des Frauenhauses in Duisburg, das leider notwendiger ist denn je.

Karin Bartl übernimmt die Leitung des Frauenhauses in Duisburg, das leider notwendiger ist denn je.

Foto: Andreas PRobst

Das Duisburger Frauenhaus hat eine neue Leiterin. Karin Bartl, Jahrgang 1984, staatlich examinierte Kinderkrankenschwester und studierte Sozialarbeiterin, übernimmt ab sofort die Aufgaben von Christine Trenz, die über viele Jahre mit großem Engagement und Herzblut Geschäftsführerin dieser Einrichtung war. "Leider ist das Frauenhaus notwendiger denn je", betont Bartl, "denn schon jetzt haben wir die Belegungszahlen des Vorjahres überschritten."

Jährlich fänden etwa 140 Frauen und Kinder Zuflucht, Schutz und Beratung im Frauenhaus. Das fünfköpfige Team betreut Betroffene aus aller Herren Länder - 2014 kamen Frauen und Kinder aus 21 Nationen -, um deren Gewalterfahrungen zu verarbeiten und neue Perspektiven für die eigene Zukunft zu entwickeln. Neun Apartments bieten neun Frauen und bis zu 13 Kindern vorübergehend ein Zuhause.

Das Frauenhaus Duisburg wurde 1978 als erstes evangelisches Frauenhaus Deutschlands gegründet. Frauen und Kinder, die körperlich und seelisch misshandelt wurden oder von Misshandlungen bedroht sind, finden hier Rat und Hilfe. Als Tochtergesellschaft des Evangelischen Christophoruswerkes wird die Einrichtung vom NRW-Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter gefördert. Bartl: "Die Fördermittel des Ministeriums decken unseren Etat derzeit zu 60 Prozent ab, werden aber bis 2018 auf 50 Prozent sinken. Umso dringender sind wir auf Spenden angewiesen." Zum Frauenhaus gehört auch eine externe Beratungsstelle, die es den Opfern ermöglicht, entweder telefonisch oder im persönlichen Gespräch in akuten Situationen schnelle Beratung zu Themen wie Trennung, Scheidung und häusliche Gewalt zu erhalten.

"Im Durchschnitt bleiben die Frauen 43 Tage in unserer Obhut", berichtet die engagierte Leiterin. "Zunächst helfen wir ihnen, ihre wirtschaftliche Situation sicherzustellen. Je nach Bedarf begleiten wir unsere Schützlinge bei Behördengängen, helfen beim Ausfüllen von Formularen und vermitteln gegebenenfalls Rechtsbeistand."

Die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses arbeiten eng mit versierten Fachanwältinnen zusammen. "Die Frauen sollen bei uns das Gefühl haben, dass sie ernst genommen werden. Wir klären sie auf, dass häusliche Gewalt sich nicht auf Tätlichkeiten beschränkt, sondern auch Psychoterror, Anschreien, Beleidigung, Androhung von Gewalt oder Verbot von Kontakten zu Verwandten und Freunden bedeutet."

In Einzelfällen, so Bartl, gingen Frauen auch zum Täter zurück. "Ihnen versuchen wir zu vermitteln, Vertrauen in die eigene Wahrnehmung zu entwickeln und erste Anzeichen beginnender häuslicher Gewalt richtig zu deuten, um sich und ihre Kinder rechtzeitig vor erneuten Übergriffen zu schützen."

Ein Anliegen der neuen Leiterin des Frauenhauses ist es, die Unterstützung von Opfern häuslicher Gewalt zu verbessern und zu professionalisieren: "Wir müssen ein Qualitätsmanagement für unsere Arbeit einrichten, um die Unterstützung für die Betroffenen zu optimieren. Darüber hinaus müssen wir die Existenz von häuslicher Gewalt anprangern. Auch heute, einige Jahre nach Einführung des Gewaltschutzgesetzes von 2002 - es besagt, dass Gewalttäter aus der Wohnung gewiesen werden können - sind Frauenhäuser nach wie vor unverzichtbar."

(gh)
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