Projekt gegen kriminelle Familienbanden in Duisburg Tür an Tür mit den Clans

Duisburg · Vermutlich werden noch vor dem Sommer zwei neue Staatsanwälte im Duisburger Norden gezielt mit der Bekämpfung von kriminellen Familienclans beginnen können. In dem Stadtteil sollen etwa 70 solcher Familien leben.

 Die meisten Bewohner Marxlohs dürften "anständige" Zeitgenossen sein. Doch im Rahmen der "Null Toleranz"-Kampagne gehen Polizei und Ordnungsbehörden der Stadt gemeinsam gegen alle vor, die sich nicht an die Regeln halten.

Die meisten Bewohner Marxlohs dürften "anständige" Zeitgenossen sein. Doch im Rahmen der "Null Toleranz"-Kampagne gehen Polizei und Ordnungsbehörden der Stadt gemeinsam gegen alle vor, die sich nicht an die Regeln halten.

Foto: Reichwein

Vielleicht gibt es in der Pressestelle des nordrhein-westfälischen Justizministeriums ja einen Fan von Howard Carpendale mit seinem Hit "Tür an Tür mit Alice" - mit dem neuen Projekt "Tür an Tür mit den Clans" zur Bekämpfung krimineller Familienbanden im Duisburger Norden meint man es hingegen ernst. Wie am Dienstag berichtet, möchte der neue NRW-Justizminister Peter Biesenbach mit zusätzlichen "Vor-Ort-Staatsanwälten" jene kriminellen Familienclans in die Schranken weisen, denen die kommunalen Ordnungsbehörden bislang nur schwer auf die Schliche kommen konnten.

Bei der Staatsanwaltschaft in Duisburg trafen die entsprechenden Informationen am Dienstag mit einiger Verzögerung ein. Jedenfalls geht man dort davon aus, dass wohl noch vor dem Sommer zwei zusätzliche Staatsanwälte in einem vermutlich bestehenden "justiznahen" Gebäude im Duisburger Norden ihren Dienst antreten werden.

Das Besondere dabei ist, dass sie sich ausschließlich mit jenen kriminellen Familienclans beschäftigen sollen, die den gesamten Duisburger Norden in Verruf gebracht haben. Biesenbach selber hatte davon gesprochen, dass man es mit "70 relevanten kurdisch-, türkisch- und arabischstämmigen Familien" zu tun hat, die mit den Delikten Körperverletzung, Raub, Schutzgelderpressung und Drogenkriminalität in Verbindung gebracht werden. Biesenbach nannte die Zahl von 2800 Kriminellen, davon seien die meisten Männer.

Das Projekt "Tür an Tür mit den Clans" ist gekoppelt an die Abteilung Organisierte Kriminalität. Die beiden zusätzlichen Stellen sind das Ergebnis einer Landesinitiative, die 1137 zusätzliche Justizstellen geschaffen hat.

 Mit festinstallierten Messgeräten kontrolliert die Polizei die Raser und erhöht dadurch die Sicherheit auf den Straßen in MArlxoh

Mit festinstallierten Messgeräten kontrolliert die Polizei die Raser und erhöht dadurch die Sicherheit auf den Straßen in MArlxoh

Foto: Christoph Reichwein

Wie konkret die beiden neuen Staatsanwälte im Duisburger Norden arbeiten werden, das kann man bei der Duisburger Staatsanwaltschaft derzeit noch nicht sagen. "Die Strategie und die Konzepte werden zusammen mit den beiden neuen Staatsanwälten erarbeitet, die aber noch gefunden werden müssen", sagte die Duisburger Staatsanwältin Anna Christina Weiler gegenüber der RP.

Ob man zwei Berufsanfänger oder zwei erfahrene oder eine Kombination aus Frische und Erfahrung im Duisburger Norden einsetzen möchte, sei eine noch zu entscheidende Frage. Weiler glaubt allerdings nicht, dass es besonders schwierig ist, Staatsanwälte für die gewiss schwierige Aufgabe zu finden.

Fest steht aber, dass die beiden Staatsanwälte im Team mit anderen Diensten wie Polizei, Steuerfahndung, Zoll, Arbeitsagenturen, Ordnungsämtern und weiteren städtischen Ämtern zusammenarbeiten werden. In Berlin habe man mit diesen Vor-Ort-Staatsanwälten in Verbindung mit anderen Ordnungsdiensten gute Erfahrungen gemacht, sagte Staatsanwältin Weiler.

Das Projekt "Tür an Tür mit den Clans" scheint sich einzufügen in das Null-Toleranz-Konzept, das bei der Stadt Duisburg propagiert wird. Danach sollen alle kriminellen Delikte geahndet werden. Auch die Überlegungen und Forderungen der Duisburger Polizeipräsidentin Elke Bartels passen zum Projekt der Staatsanwälte vor Ort. In einem Aufsatz hatte Bartels neue Kooperationen und Initiativen angeregt, bei denen Kommune, Polizei und Staatsanwaltschaft gemeinsam agieren. Bartels plädiert für regelmäßige Sicherheitskonferenzen und "Kriminalpräventive Räte".

Auch kann sie sich eine Zusammenarbeit von Polizei und Sicherheitsunternehmen vorstellen. Bartels: "Die Mitarbeiter dieser Unternehmen erkennen im Rahmen ihrer Streifenfahrten oder während des Objektschutzes Brennpunkte vor Ort, an denen es beispielsweise häufig zu Vandalismus oder Gewaltdelikten kommt." Die sofortige Unterrichtung der Polizei über solche Fakten müsse selbstverständlich werden. Die Hoffnung ist, dass zwei zusätzliche Staatsanwälte vor Ort in Verbund mit der Polizei und anderen Ordnungsinstitutionen gezielter als bislang gegen kriminelle Familienclans vorgehen können.

(pk)
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