Zukunft der Stadt Duisburg im Städtevergleich schwach

Duisburg · Erstmals haben die Herausgeber des Städterankings 2015 auch die Zukunftsentwicklung beurteilt. Duisburg hinkt da kräftig hinterher, zeigt das Ergebnis. Einige Daten können aber angezweifelt werden.

 So schön ist Duisburg, wenn am Innenhafen die Sonne untergeht. Gleichwohl ist das Image der Stadt nach wie vor schlecht, und ein neues Städteranking zeigt schonungslos auf, woran es überall hapert.

So schön ist Duisburg, wenn am Innenhafen die Sonne untergeht. Gleichwohl ist das Image der Stadt nach wie vor schlecht, und ein neues Städteranking zeigt schonungslos auf, woran es überall hapert.

Foto: Christoph Reichwein

Jene Duisburger Bürger, die es leid sind, immer nur über den schlechten Ruf ihrer Stadt zu lesen, müssten angesichts der Ergebnisse des aktuellen Städterankings der Wirtschaftswoche, Immobilienscout 24 und dem Institut der deutschen Wirtschaft Consult in Köln schlucken: Denn Duisburg schneidet im Vergleich der 69 deutschen Großstädte ziemlich schlecht ab, ist in allen drei Bereichen der Rangliste unter den letzten zehn Platzierungen, beim Niveauranking sogar unter den letzten fünf.

Erstmals haben die Macher der Studie, die zum zwölften Mal herausgegeben wurde, auch einen Zukunftsindex bestimmt, der die Wettbewerbsfähigkeit und Entwicklung der Städte in den kommenden 15 Jahren prognostizieren soll. Dabei liegt Duisburg auf dem 64. Platz hinter Essen (47), Mülheim an der Ruhr (52), Krefeld (53) und Oberhausen (63). Gelsenkirchen liegt noch hinter der Stahlstadt auf Platz 65.

Für das Zukunftsranking wurde die Forschungsstärke, der Stellenwert kreativer Dienstleistungen und das Potenzial für die Industrien der Zukunft gewertet. Dafür wurden Faktoren wie die Akademikerquote, die Dichte der Forschungsinstitute, die Affinität zur Industrie 4.0, die Zahl der Absolventen kreativer Studiengänge und die Anzahl der Künstler in einer Stadt erhoben und ein Punktewert erstellt. Duisburg erreicht in den drei Bereichen Forschungsstärke, Industrien der Zukunft und kreative Dienstleistungen unterdurchschnittliche Werte. So haben zum Beispiel nach den Daten der Verfasser der Studie nur 11,5 Prozent der Beschäftigten einen Hochschulabschluss, Städtedurchschnitt sind 17 Prozent.

Unter den zehn Städten, die beim Zukunftsindex am schwächsten abschnitten, sind neun aus NRW. "Die Standorte haben den Strukturwandel hin zu einer innovativen und digitalisierten Wirtschaftsstruktur noch nicht geschafft", schreiben die Herausgeber der Studie. Sie empfehlen daher, in den Breitbandausbau zu investieren und die Ausbildung in den sogenannten MINT-Fächern voranzutreiben. Es bedürfe spezialisierter Hochschulen und eines effektiven Wissenstransfers.

Doch die Aussagekraft mancher Daten darf angezweifelt werden. So basieren die Angaben zur Industrie-4.0-Affinität auf der Methode des "Webcrawlings". Dazu werden Internetseiten von Unternehmen nach Begriffen durchsucht, die mit Industrie 4.0 assoziiert werden. Vorstellbar ist, dass große Unternehmen mit professionellen Kommunikationsabteilungen ihren Internetauftritt entsprechend gestalten und pflegen können, während kleine und mittelständische Unternehmen häufig keine umfangreichen Internetauftritte haben.

Die Studie bewertet neben der zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit der 69 kreisfreien Städte ab 100.000 Einwohner auch deren Niveau- und Dynamikranking. Das Dynamikranking bildet die Entwicklung der Jahre 2009 bis 2014 ab, das Niveauranking die aktuelle Situation. In beiden Fällen belegt Duisburg den 65. Platz und gerät damit unter die letzten fünf. Düsseldorf liegt im Niveauranking auf dem 19. Platz, Essen (50) und Krefeld (55) schneiden auch noch besser ab. Oberhausen liegt mit Platz 67 noch dahinter, und Gelsenkirchen ist das Schlusslicht. Daten über Arbeitsmarkt und Wirtschaftsstruktur wurden dabei höher bewertet als Immobilienmarkt und Lebensqualität. Zu den Stärken Duisburgs zählen die Herausgeber, dass der Anteil der Ingenieure an allen Beschäftigten bei drei Prozent lag, damit erreicht Duisburg den 24. Rang im Vergleich der Städte. Außerdem verließen 44,5 Prozent der Schulabgänger 2013 die Schulen mit einer Hochschulzugangsberechtigung, der Durchschnitt lag bei 42,6 Prozent. Und auch die Wirtschaftsleistung der Duisburger ist beachtlich. Je Erwerbstätiger wurden 2012 in unserer Stadt 78.800 Euro erwirtschaftet, auch damit lag die Duisburg etwa 10.000 Euro über dem Durchschnittswert.

Negativ bewertet wurden hingegen die geringe Zahl der U3-Betreuungsplätze und die geringe Zahl der erwerbstätigen Frauen. Das sind sicherlich keine neuen Themen für die Stadt, und gleichzeitig wird deutlich, dass die gesamte Ruhrgebietsregion aufpassen muss, nicht abgehängt zu werden.

(RP)
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