Duisburg

Duisburg · Der Künstler Roger Löcherbach kreierte die Holz-Figur "Paar" aus einem einzigen Ahornstamm, der aus dem Stadtpark Meiderich stammt. Dort ist das hölzerne Kunstwerk auch zu besichtigen.

 Ein einziger Ahornstamm war die Basis für das hölzerne Paar, das der Künstler mit einer Kettensäge herausgesägt hat.

Ein einziger Ahornstamm war die Basis für das hölzerne Paar, das der Künstler mit einer Kettensäge herausgesägt hat.

Foto: Christoph Reichwein

Ein Ort der Ruhe für den gestressten und arbeitenden Bürger der Industriestadt Duisburg - das bietet der Stadtpark Meiderich schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Die rund 25 Fußballfelder große Parkanlage war von Anfang an so etwas wie das "grüne Wohnzimmer" Meiderichs.

Ein besonderes Merkmal des Parks ist ein versteinerter Baumstamm, dessen Alter durch ein Gutachten der Universität Göttingen auf 4470 Jahre beziffert wurde. Auch die kunstvolle Seite der Parkanlage greift auf ein hölzernes Motiv und auf einen Baum aus dem Park selbst zurück. Der Künstler Roger Löcherbach verarbeitete für seine Skulptur "Paar" einen einzigen Ahornstamm, den er im Parkgebiet ausfindig gemacht hatte.

Die insgesamt zweieinhalb Meter hohe Skulptur steht auf einem runden grauen Podest. Auf diesem stehen klar erkennbar zwei Figuren, die Löcherbach mit Hilfe einer Kettensäge aus dem Holzstamm schnitzte. Die beiden Figuren stehen sich gegenüber und berühren sich an Schulter und Hüfte. Entstanden ist das hölzerne Paar im Rahmen des Bildhauer-Symposiums "A 59 von unten" im Juni 2005.

Die Holzskulptur vermittelt dabei das Bild einer sanften Berührung - ganz im Gegenteil zu der Aggressivität, die naturgemäß an einem toten Platz unter der Autobahn herrscht. Im Gegensatz zum grauen Asphalt bringt die hölzerne Figur ein Stück Natürlichkeit in die Ecke des Parks. Dabei fokussiert sich der Künstler weniger auf optische Details wie Gesichter, Proportionen oder Körpermerkmale zum Beispiel Behaarung oder Hände. Die Wirkung der Figur geht alleine von der Haltung und der Silhouette aus. Generell ist die Darstellung der menschlichen Figuren abstrakt und allgemein gehalten.

Die Arbeitsweise des Künstlers bei seinen Holzkunstwerken ist immer die gleiche. Zunächst gehe es darum, eine Idee für eine Skulptur zu entwickeln. Dafür muss ein geeignetes Stück Holz schon gefunden sein, wie Löcherbach erklärt: "Haltung und Gestik meiner Figuren entwickle ich aus meiner Vorstellung und der Wuchsform der vorgefundenen Stammformen." "Mich interessieren dabei besonders ungewöhnlich geformte Stücke wie zum Beispiel Astgabeln", gesteht der Künstler, der vier Jahre lang in Duisburg als Kunstlehrer tätig war. Um eine geplante Skulptur zu realisieren, müsse die gewohnte Erscheinung des Holzstückes gegebenenfalls verändert werden - unter anderem, indem der Künstler es umdreht oder hinlegt.

Nachdem Löcherbach das Holz mit der Kettensäge bearbeitet hat, steht die Figur im sogenannten Rohzustand. Bei einigen Skulpturen folgt dann aber noch eine schrittweise Weiterverarbeitung. Mit einem Schnitzeisen wird die Oberfläche des Holzes bearbeitet und begradigt. Manchmal erhalten die Figuren sogar eine glatte Oberfläche, die Löcherbach mit Schmiergelpapieren erreicht.

Wie auch im Fall der Figur "Paar" im Stadtpark Meiderich ist der Mensch häufig das Thema der Kunst von Löcherbach: "Holz als organisches, lebendiges Material hat für mich eine enge Beziehung zum Menschen", so der Künstler. Der dargestellte Mensch soll in seinen Arbeiten auch alltagsnah wiederzuerkennen sein. "Meine Figuren sind in Bewegung, Anspannung aber auch Ruhe, in Kampf, Liebe oder auch Alleinsein", erklärt Löcherbach. Dies seien Empfindungen, wie sie jeder aus dem Leben kenne.

(jl)
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