Duisburg Dramatische Stimmung löst sich im Tanz

Duisburg · "Ein bisschen Shakespeare" von der Theatergruppe der Lebenshilfe, ist am 9. und 10. Mai im Grammatikoff am Dellplatz zu sehen. Zuschauer dürfen sich auf eine emotionsgeladene Aufführung freuen.

 Große Emotionen auf der Bühne: Jeder Schauspieler bringt seinen eigenen Spielraum an Fähigkeiten und Ausdrucksmöglichkeiten mit.

Große Emotionen auf der Bühne: Jeder Schauspieler bringt seinen eigenen Spielraum an Fähigkeiten und Ausdrucksmöglichkeiten mit.

Foto: Christoph Reichwein

Eng umschlungen liegen die Schauspieler auf der Bühne. Das Licht ist gedimmt, und ein leises Schluchzen klingt zwischen den Tönen der Musik mit. Es ist die Generalprobe von "Ein bisschen Shakespeare", einer Inszenierung des Weltklassikers "Romeo und Julia" der Theatergruppe Aihasissi der Lebenshilfe Duisburg. Doch auch ohne Kostüme, Bühnenbild und perfektes Licht ist die Atmosphäre bereits auf den Punkt getroffen.

Nach dem tragischen Finale der Liebesgeschichte aus Shakespeares Feder versammeln sich alle Darsteller auf der Bühne und stimmen "Liebe ist Alles" von Rosenstolz an - die dramatische Stimmung löst sich auf in einem bunten Tanz auf der Bühne, bevor die Truppe sich verabschiedet und die Bühne verlässt. "Es muss nicht alles an dem Stück perfekt sein", sagt danach Amy Elaine, Leiterin und Regisseurin der Theatergruppe. "Die Leute hier erreichen Perfektion auf eine andere Art."

Alle Schauspieler des Ensembles haben ein Handicap. "Die Behinderungen sind unterschiedlich", sagt Elaine. Seit neun Jahren leitet sie Aihasissi. Die Tragödie von Shakespeare ist die siebte Inszenierung mit der Theatergruppe. 15 größtenteils junge Erwachsene sind in der Gruppe, die im kommenden Jahr seit 20 Jahren besteht. Die Rollen in den Stücken versucht die Regisseurin den Schauspielern auf den Leib zu schreiben. Jeder Schauspieler bringt einen eigenen Spielraum an Fähigkeiten und emotionaler Belastbarkeit mit. Deshalb gestaltet Elaine die Rollen persönlich. Dabei achte sie besonders darauf, wie weit sie bei dramatischen Szenen gehen kann. "Bei 'Romeo und Julia' war das eine Herausforderung", sagt die Regisseurin. Bewusst wurden manche Szenen deshalb etwas umgewandelt - so dass den Zuschauern immer noch klar ist, was passiert, aber die Schauspieler die Szenen weniger intensiv erleben.

Bei der Probe zeigt sich direkt, wie tief die Darsteller in ihre Rollen schlüpfen. Ebenso, wie sie in den glücklichen Szenen aufblühen, sind sie auch bei dem Tod von Romeo und Julia zutiefst bestürzt. Für den kurzen Augenblick wird die von Hass und Fehde zerrissene Liebe zur Realität. Elaine: "Es ist immer ein schmaler Grat, auf dem wir uns bewegen."

Einst sei bei der Premiere eines anderen Bühnenstücks einem Schauspieler eine Szene sehr nah gegangen. "In solche Fällen betreuen wir denjenigen hinter der Bühne sofort." Es sei von vornherein klar, dass bei Aihasissis-Aufführungen manches auch nicht immer am Schnürchen klappen kann. "Klar, eine gute Premiere ist immer unser Ziel", sagt Elaine, jedoch stünde das Wohlbefinden des Einzelnen über allem. Den Vorschlag, Shakespeares Stück aufzuführen, hatte das Ensemble selbst gemacht. "Ich schreibe aber auch eigene Stücke", berichtet Elaine. Diese setzen sich mit vielen unterschiedlichen Themen auseinander, dürfen manchmal auch provokativ sein und Gesellschaftsnormen infrage stellen. In "Ein bisschen Shakespeare" geht es um den Hass zwischen den Familien Montague und Capulet, die seit Generationen verfeindet sind, deren Kinder sich jedoch verlieben. Erst der Tod des Paares lässt die Familien zueinanderfinden. Die Freiheit zu leben, wie man es selbst für richtig empfindet, steht jedem zu - soll Hauptbotschaft des Stücks sein.

Die Aufführungen finden am 9. und 10. Mai jeweils um 19.30 Uhr im Grammatikoff statt, am Dellplatz 16a. Karten kosten im Vorverkauf zehn Euro (acht Euro für Menschen mit Handicap), an der Abendkasse zwölf beziehungsweise zehn Euro. "Aihasissi" rief übrigens bei einem anderen Stücke immer wieder ein Mitwirkender und gab so der Gruppe ihren Namen.

(zuew)
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