Duisburg Dokumentarfilme für die Jugend

Duisburg · Das doxs!-Filmfestival, Jugendsparte der Filmwoche, gewinnt immer mehr an Bedeutung. Neun Produktionen, die in Duisburg gezeigt werden, sind für einen internationalen Preis nominiert. Duisburger Schüler sind in der Jury.

 Szene aus dem Film "Naomis Geheimnis", den Schüler des Mannesmann-Gymnasiums im Vorfeld ausgewählt haben.

Szene aus dem Film "Naomis Geheimnis", den Schüler des Mannesmann-Gymnasiums im Vorfeld ausgewählt haben.

Foto: Doxs!

Vor 16 Jahren bekam die mittlerweile 41 Jahre alte Duisburger Filmwoche Nachwuchs: das doxs!-Festival, bei dem Dokumentarfilme für junge Leute im Mittelpunkt stehen. Gudrun Sommer, Initiatorin dieses Festivals, hatte früher als andere erkannt, welche Bedeutung gut gemachte dokumentarische Filme für junge und ältere Schüler haben können. Es dauerte einige Jahre, bis das doxs-Festival die Anerkennung fand, die es verdient. Doch spätestens, seitdem die Bundeszentrale für politische Bildung vor sieben Jahren erstmals die mit 5000 dotierte Auszeichnung "Große Klappe" auslobte, ist "doxs!" ein Selbstläufer.

 "Einschlafgeschichten" von 1977.

"Einschlafgeschichten" von 1977.

Foto: Harun Farocki

In den 29 zeitgenössischen Dokumentarfilmen des diesjährigen doxs!-Programms, das parallel zur Filmwoche vom 6. bis 12. November gezeigt wird, bildet sich heraus, was Kinder und Jugendliche derzeit an- und umtreibt. Es ist ein Kaleidoskop unterschiedlicher Lebensrealitäten und Themen. Die Filme handeln vom uralten und stets neuen Traum, aus allem auszusteigen. Sie erzählen von traumatisierenden Kriegserfahrungen, Fluchtschicksalen und religiösem Fanatismus. Die jungen Protagonisten wenden sich gegen Bevormundung, ob in der Familie oder Gesellschaft, und rebellieren gegen das Primat der Ökonomie. Die Filme dokumentieren ihre Suche nach neuen Spielräumen jenseits des Diktats vermeintlich alternativloser Verhältnisse.

"Den Blick schärfen und das eigene Bild auf den Prüfstand stellen: Das ist Kino. Keine Echokammer, sondern ein Raum für Resonanz", sagt doxs!-Leiterin Gudrun Sommer. Das Festival bringe diese Resonanzen jedes Jahr neu zum Schwingen - in einer Gesprächskultur, die auf die Begegnung und den Austausch zwischen den Zuschauern und den Filmemachern setze. Bei der Programmgestaltung des Festivals wird die Zielgruppe, das junge Publikum, einbezogen.

In Zusammenarbeit mit der Landesaktion "Kulturrucksack" präsentieren Schüler des Duisburger Reinhard-und-Max-Mannesmann-Gymnasiums einen kompletten Programmblock, den sie im Vorfeld des Festivals zusammengestellt haben. Ihre Wahl fiel auf die Filme "Naomis Geheimnis", "Hallo Salaam" und "Thea".

Diese drei Festivalbeiträge zählen zu den insgesamt 17 Produktionen, die bei doxs! für Preise nominiert sind. Eine zehnköpfige Jugendjury vergibt die von der Bundeszentrale für politische Bildung gestiftete Große Klappe". Acht Produktionen konkurrieren um diese mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung. Eine internationale Fachjury prämiert den besten europäischen Kinderdokumentarfilm und überreicht zum zweiten Mal den ECFA DOCUMENTARY AWARD in Duisburg. Diese Auszeichnung wird in Kooperation mit der European Children's Film Association, dem Europäischen Verband für Kinder- und Jugendfilm verliehen. Die Auswahl des Preisträgerfilms trifft eine internationale Fachjury, bestehend aus belgischen, deutschen und niederländischen Filmexperten.

Eine Zeitmaschine besteigt das Festival in diesem Jahr in der Vorschul-Reihe "Dokus für Kitas". Es begibt sich in eine Epoche, als das Kinderfernsehen selbst noch in den Kinderschuhen steckte. Harun Farocki (1944 bis 2014), eine der Schlüsselfiguren des politischen Essayfilms in Deutschland, drehte in den 1970er Jahren mehrere Beiträge für die TV-Formate "Sesamstraße" und "Das Sandmännchen". doxs! entdeckt einige dieser Miniaturen für die Kinoleinwand neu und zeigt sie in zum Teil restaurierten Fassungen.

Beim Wiedersehen mit Farockis Filmen wird die Entwicklung sichtbar, die das dokumentarische Fernsehen für Kinder und Jugendliche über die Jahrzehnte genommen hat. Während in der gegenwärtigen Produktion der Porträtfilm dominiert und soziale Phänomene fast ausschließlich an einzelnen Personen festgemacht werden, wirft Farocki einen strukturellen Blick auf die Welt - analytisch und mit einer sachlichen Dramaturgie.

Eine weitere Besonderheit des Festivals sind jugendgerechte Dokumentarfilme, die fast ohne Sprache auskommen und die auch von Kindern verstanden werden können, die die deutsche Sprache noch lernen müssen.

Alle Vorstellungen werden von Filmgesprächen mit Regiegästen begleitet. Der Kinobesuch ist für Schulen und akkreditierte Gäste kostenfrei. Info unter www.do-xs.de

(pk)
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