Duisburg Digitalisierung als Grundlage für Industrie 4.0

Duisburg · Duisburg muss am Ball bleiben beim Ausbau eines digitalen Netzes, fordert IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger

 Freies WLAN in der City gibt es bereits. Bei der Vorstellung unterstrichen die Verantwortlichen die Bedeutung eines frei zugänglichen Netzes. Dennoch muss für die Digitalisierung in Duisburg noch viel getan werden.

Freies WLAN in der City gibt es bereits. Bei der Vorstellung unterstrichen die Verantwortlichen die Bedeutung eines frei zugänglichen Netzes. Dennoch muss für die Digitalisierung in Duisburg noch viel getan werden.

Foto: Stadt Duisburg

IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger arbeitet digital. Der Laptop auf seinem Schreibtisch gehört zur Standardausrüstung wie das W-Lan. In seinem Auto ist er "vernetzt" unterwegs und weiß, dass der Hersteller des Fahrzeugs auf die gespeicherten Daten zugreifen kann. Dass in Zukunft Technik und nicht mehr er selbst den Wagen steuern könnte - für ihn ist das vorstellbar, ja sogar wahrscheinlich. Dietzfelbinger kann nachvollziehen, dass die vor kurzem veröffentlichte Prognos-Studie (wir berichteten) in der Digitalisierung eine Chance für die Entwicklung unserer Stadt sieht. "Wir müssen da am Ball bleiben", sagt er und beurteilt die momentane Versorgung der Stadt mit Breitbandkabel als gut. Denn 93 Prozent der Duisburger verfügten bereits über einen 30 Megabit-Anschluss.

Dass vor allem die Wirtschaft auf eine deutlich leistungsfähigere Versorgung wartet, weiß er. "Wir werden in absehbarer Zeit unsere Mitglieder dazu befragen, um ein schlüssiges Bild über die Versorgungslage zu bekommen", sagt der IHK-Hauptgeschäftsführer. Vor allem für die Mitglieder im ländlichen Raum sei Handlungsbedarf gegeben, die manchmal noch nicht einmal auf verlässliche 30 Megabit zugreifen können. Denn wo diese Leistung angeboten wird, kommt sie nicht zwingend auch beim Endkunden an. Abhängig ist dies unter anderem davon, wie viele Verbraucher an diesem Netz hängen. Wer ein modernes Fernsehgerät hat, mit dem sich Filme aus dem Netz herunterladen lassen, weiß, dass bei 30-Mega-Bit das Bild ruckeln kann.

Offizielle Karten über die digitale Versorgungslage scheint es nicht zu geben. Die, die im Internet kursieren, zeigen, dass in Duisburg beim Ausbau des schnelleren Netzes mehr Lücken bestehen als Abdeckung. Für eine stichhaltige Auswertung sind sie nach Dietzfelbingers Einschätzung zu ungenau. Für Duisburg beispielsweise wird ausgewiesen, dass die Innenstadt eigentlich einigermaßen gut "versorgt" ist, während es am Niederrhein Diasporagebiete gibt und in den südlichen Stadtteilen allenfalls Mittelmaß gilt. Was im Privatgebrauch nur nervt, kann für Unternehmen Wettbewerbsnachteile bedeuten. Denn wer bei der Digitalisierung nicht mithalten kann, der werde über kurz oder lang abgehängt, ist der IHK-Hauptgeschäftsführer sicher. "Die Politik muss die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft beim Thema Digitalisierung noch deutlich verbessern. Eines ist doch klar: Die Datenmengen werden weiter wachsen, deswegen brauchen wir Datenleitungen, die diese Anforderungen locker bewältigen können. Auch das ist Infrastruktur. Wir brauchen nicht nur ein gutes Straßen- und Wasserwegenetz für die Wirtschaftsverkehre, sondern ebenso eine hoch leistungsfähige Breitbandversorgung."

Schon heute gibt es Maschinen, die über die Welt verteilt miteinander kommunizieren und zentral gesteuert und kontrolliert werden. An der Weiterentwicklung dieser Technologien sind die Hochschulen beteiligt, Kooperation mit den Unternehmen gibt es, aber der Wissenstransfer sollte noch intensiviert werden. Die Region kann mit der Universität Duisburg-Essen (UDE) punkten, denn der Maschinenbau ist ein bedeutendes Forschungsfeld. "Auch Professor Dudenhöffer und seine Kollegen setzen bei der Forschung für Autos international Maßstäbe mit Hilfe moderner Technik." Und das Frauenhofer Institut steht für Innovationen schlechthin, testet zum Beispiel, was erst in einigen Jahren marktgängig sein wird.

"Mich stimmt zuversichtlich, dass in Wedau auf dem ehemaligen Bahngelände Raum für die UDE sowie Uni-nahe Institute und Unternehmen entwickelt wird", so Dietzfelbinger. "Wir haben zudem in der Stadt einige Unternehmen, die schon heute bei der Digitalisierung vorne in der Spitze mitspielen." Für Krone Messtechnik gelte dies zum Beispiel, aber auch für Klöckner, Haniel und den Hafen. Digitalisierung sei die Grundlage für die viel diskutierte Industrie 4.0. "Wir müssen aber noch viel mehr unserer Unternehmen dafür sensibilisieren, auf diesen Zug aufzuspringen", sagt er. Die IHK bietet Seminare an, die die Teilnehmer an die UDE führen damit sie dort sehen können, in welche Richtung der Zug fährt. "Alle, die zum Beispiel live erlebt haben, zu was ein 3-D-Drucker in der Lage ist, sind begeistert." Turnschuh aus dem Drucker - das ist keine ferne Zukunftsmusik mehr.

Digitalisierung ist bei großen Speditionsunternehmen längst Alltag. In der Zentrale ist bekannt, wo sich die Fahrzeuge gerade aufhalten, was sie geladen haben, ob der Fahrer gerade eine Pause einlegt oder in einem großen Stau steckt. Diese Infos sind Grundlage für die Arbeit der Disponenten.

Doch Voraussetzung dafür sind leistungsfähige Datenleitungen. Weil die Betreiber/Anbieter mit ihren Daten über Verbreitungsgebiete etc. recht zurückhaltend umgehen und die eindeutigen Zuständigkeiten für Verbesserungen nicht ganz klar sind, ist es schwierig, die Chance, die Digitalisierung bietet, auch auf breiter Front zu nutzen.

(RP)
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