Duisburg Dietmar Bär in einer Paraderolle als Dorfrichter Adam

Duisburg · Im Duisburger Stadttheater gastierte jetzt das Bochumer Schauspielhaus mit der Kleist-Komödie "Der zerbrochne Krug".

 Dietmar Bär (Mitte) erwies sich wieder einmal als hervorragender Schauspieler, der keineswegs versuchte, seine Kollegen an die Wand zu spielen.

Dietmar Bär (Mitte) erwies sich wieder einmal als hervorragender Schauspieler, der keineswegs versuchte, seine Kollegen an die Wand zu spielen.

Foto: hans jürgen landes

Das Theater ist voll, wenn "Der zerbrochne Krug" gegeben wird, das bekannteste und populärste Werk von Heinrich von Kleist. Vor allem wenn die Hauptrolle der als Kölner "Tatort"-Kommissar beliebte Dietmar Bär spielt, so wie jetzt beim Gastspiel des bewährten Bochumer Schauspielhauses.

Noch einmal kurz zur Handlung: In dem fiktiven holländischen Dorf Huisum klagt Marthe Rull Ruprecht, den Verlobten ihrer Tochter Eve an, die letzte Nacht in Eves Kammer einen kostbaren Krug zerschlagen zu haben. Ruprecht gibt jedoch zu Protokoll, dass er beobachtet habe, wie ein Fremder in das Haus eingebrochen sei und es dann wieder fluchtartig verlassen habe. Dabei sei der Krug zu Bruch gegangen. Er wittert Betrug und beschimpft seine Verlobte. Eve schweigt zu den Vorwürfen. Dorfrichter Adam, mit einer großen Platzwunde am Kopf, ist wenig bemüht, Licht ins Dunkel zu bringen. Schließlich ist er selbst der Übeltäter, der sich Eve des Nachts aufgedrängt hat. So sitzt er über einen Fall zu Gericht, in dem er selbst der Täter ist.

Anselm Weber, vor einem Jahr noch Intendant in Bochum, nahm als Regisseur das Erzähltheater beim Wort. Es gibt nicht nur einen Star, sondern neun großartige Darsteller, die Kleists pralle Sprache zur Geltung bringen. Erwähnt werden müssen zumindest Marco Massafra als Gerichtsrat Walter, Sarah Grunert als sensible Eve und Xenia Snagowski als wirklich witzige Magd.

Nach der von Goethe inszenierten, misslungenen Uraufführung des Lustspiels 1808 in Weimar hatte Kleist die vorletzte Szene, in der die Vorgeschichte ausführlich erzählt wird, radikal gekürzt und die Urfassung später als "Variant" veröffentlicht. Die Bochumer haben nun einen Teil davon als Prolog vorangestellt, so dass sich die Geschichte nicht mehr allmählich enthüllt (das nennt man "analytisches Drama"), sondern uns als Hintergrund für die fantasievollen Ausflüchte und Wendungen in diesem Adams- oder Sündenfall dient und die Pointen deutlicher macht. Das Stück ist dadurch kein Krimi mehr, aber umso mehr eine Komödie. Ein kleinerer Teil der Urfassung kommt hier auch am Schluss. Rätselhaft bleibt ein von Bochum hinzugefügter Kuss zwischen Walter und Eve.

Dietmar Bär in der Hauptrolle erwies sich wieder einmal als hervorragender Schauspieler, der keineswegs versuchte, seine Kollegen an die Wand zu spielen. Vielmehr fügte er sich in das Bochumer Ensemble ein, so dass sein Starruhm die Rolle nicht überdeckte.

Zu recht gab es vom Publikum im fast ausverkauften Haus nach der Vorstellung kräftigen Beifall für alle Beteiligten.

(hod)
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