Duisburg Die Rechten blieben draußen

Ein Bündnis von mehr als 5000 Teilnehmern hat sich am Wochenende in Duisburg insgesamt drei Aufmärschen von NPD und der rechtspopulistischen Vereinigung "Pro NRW” friedlich in den Weg gestellt. Auch mit Sitzblockaden versuchten die Teilnehmer deren Aufmärsche zu verhindern. Am späten Nachmittag sperrte die Polizei vorübergehend den Hauptbahnhof nach Angriffen auf Neonazis.

Demo in Duisburg: Polizei im Großeinsatz
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Demo in Duisburg: Polizei im Großeinsatz

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Die Gewalt ging offenbar von Linksautonomen aus. 40 Linke sollen es nach Darstellung der Polizei gewesen sein, die eine von der Polizei eskortierte Gruppe von 15 Neonazis mit Flaschen und Böllern bewarfen. Außerdem soll es zu Schlägereien gekommen sein. Zu Verletzten kam es dabei offenbar nicht. Der Duisburger Hauptbahnhof wurde eine Stunde lang komplett für den Zugverkehr gesperrt.

Die Polizei nahm den Angaben zufolge mehrere Personen fest. Gegen sie werde nun wegen schweren Landfriedensbruchs, versuchter schwerer Körperverletzung und Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz ermittelt, sagte ein Sprecher. Beide Gruppen waren auf der Rückkehr aus dem Duisburger Stadtteil Marxloh, wo den Tag über mehr als 5000 Menschen friedlich gegen islamfeindliche Aufmärsche von 400 Rechtsextremisten protestiert.

Schwerpunkt der Aktionen war der Stadtteil Marxloh und die dortige Moschee. Genau dort wollten NPD und Pro NRW vor den Gefahren einer Islamisierung der deutschen Gesellschaft warnen. Doch sie bekamen die Merkez-Moschee allenfalls aus großer Entfernung zu Gesicht. Dafür sorgten neben den Demonstranten und Besuchern von zahlreichen Straßenfesten im Stadtteil fast 2000 Polizisten aus ganz NRW, die sich wie ein Schild zwischen die unwillkommenen Besucher und die protestierenden Duisburger schoben. Ihre prominentesten Unterstützer waren SPD-Parteivorsitzender Sigmar Gabriel, seine Stellvertreterin Hannelore Kraft, NRW-Verkehrsminister Lutz Lienenkämper und Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland.

Auch Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche, der Jüdischen Gemeinde, aller demokratischen Parteien und zahlreicher Bürgerbewegungen trugen das Bündnis gegen die Rechten mit. "Wenn Rechtsradikale gegen sie demonstrieren, ist das nicht ihr Problem, sondern unseres”, wandte sich Sigmar Gabriel an den Vorstand der Merkez-Moschee, die er vor der Kundgebung besichtigte. "Je mehr wählen gehen, desto weniger haben die rechtsradikalen Spinner eine Chance”, sagt er, überließ aber später bei der Kundgebung des Bündnisses anderen das Mikrophon. So Duisburgs Oberbürgmeister Adolf Sauerland: "Wir haben heute eindrucksvoll und friedlich bewiesen, dass in Duisburg für Rechtsradikale kein Platz ist. ”

Friedlich demonstriert

Mehrere tausend Menschen, unter ihnen viele Familien mit Kindern, demonstrierten vor der Merkez-Moschee in Marxloh friedlich gegen die Aufmärsche von NPD und "pro NRW” - fernab von Randale und Hassparolen. Sie drückten ihren Protest mit Musik, Tanz und Gesang aus. Auf dem Vorplatz der Moschee war eine große Bühne aufgebaut. Den ganzen Nachmittag über traten dort Musikgruppen auf. Auf der kulinarische Meile daneben gab es türkische Pizza und Döner zu kaufen.

Einmal wurde es brenzlig

Die Beamten hatten die Situation fast zu jeder Zeit unter Kontrolle. Beide Lager wurden durch ein massives Polizeiaufgebot auseinandergehalten. Die Wasserwerfer, die an Straßenecken postiert waren, kamen nicht zum Einsatz. Vor Beginn der Kundgebungen musste die Polizei eine Sitzblockade von etwa 50 linken Gegendemonstranten, meist junge Autonome, an der Warburckstraße gewaltsam auflösen. Einige von ihnen wurden anschließend vorübergehend in Gewahrsam genommen. Ihnen droht jetzt ein Strafverfahren. Verletzt wurde niemand. Richtig brenzlig wurde es eigentlich nur einmal, nämlich als eine wilde Horde von zirka 150 rechten Islamisten auf eine Gruppe von 500 linken Demonstranten auf der Weseler Straße stürmte und die Polizei für einen Augenblick den Überblick verlor. Binnen weniger Minuten kehrte aber auch dort wieder Ruhe ein, nachdem die Polizei beide Lager voneinander trennen konnte.

Am Samstag gab es Festnahmen

Bereits am Samstag waren etwa 30 Neonazis vor dem Duisburger Hauptbahnhof zu einer Kundgebung zusammen gekommen und sahen sich auch hier einem breiten bürgerlichen Bündnis gegenüber. Während es am Sonntag von einigen Sitzblockaden abgesehen, keine besonderen Störungen gegeben hatte, kam es am Samstag zu einigen Zwischenfällen. Einige Gegendemonstranten hatten Knallkörper gezündet und die Polizei angegriffen, die beiden Gruppen trennte. Zwei Beteiligte wurden festgenommen. Bei den Sonntagsdemonstrationen gab es etwa 100 weitere Festnahmen von Teilnehmern an Sitzblockaden.

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