Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels "Die Polizei fährt in jede Straße in Duisburg"

Duisburg · Am Donnerstagabend konnte die Feuerwehr bei einem Rettungseinsatz in Hochfeld nur mit Hilfe der Polizei ihre Arbeit erledigen. Denn sie wurden von rund 300 Schaulustigen "begleitet". RP-Redaktionsleiterin Hildegard Chudobba sprach darüber mit Duisburgs Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels.

 Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels beunruhigt, dass immer häufiger Scharen von Schaulustigen der Polizei Arbeit und manchmal auch Ärger bereiten.

Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels beunruhigt, dass immer häufiger Scharen von Schaulustigen der Polizei Arbeit und manchmal auch Ärger bereiten.

Foto: Christoph Reichwein

Nach dem Unfall mit einer Straßenbahn Ende vergangenen Monats hat es am Donnerstagabend schon wieder bei einem Rettungseinsatz einen Massenauflauf von Schaulustigen gegeben. Erschreckt Sie das?

 Ende Mai musste die Polizei eine große aufgebrachte Menschmenge auf Distanz halten, die von einem Unfall auf die Heerstraße gelockt worden war. Vorgestern blieben rund 300 Gaffer auf der gleichen Straße friedlich, standen aber der Feuerwehr im Weg.

Ende Mai musste die Polizei eine große aufgebrachte Menschmenge auf Distanz halten, die von einem Unfall auf die Heerstraße gelockt worden war. Vorgestern blieben rund 300 Gaffer auf der gleichen Straße friedlich, standen aber der Feuerwehr im Weg.

Foto: Reichwein

Bartels Die vorgestern Abend eingesetzten Beamten meldeten zwar zahlreiche Schaulustige, aber keine besonderen Vorkommnisse. Sie konnten also ohne Schwierigkeiten die Rettungswege für die Feuerwehr frei halten. Insgesamt ist es aber tatsächlich erschreckend, dass immer häufiger in ganz Deutschland Rettungskräfte und Polizei durch Schaulustige bei ihrer Arbeit behindert werden. Dieses Phänomen ist vor allem auch im Zusammenhang mit den sog. Sozialen Medien zu sehen, die sich eher asozial darstellen. Denn die von der Situation gefertigten Bilder finden sofort mediale Verbreitung.

Welche Handhabe hat die Polizei gegen solche Gaffer und reichen die vorhandenen rechtlichen Möglichkeiten überhaupt aus?

Bartels Die rechtlichen Möglichkeiten reichen aus meiner Sicht schon aus, wobei das eigentliche Zuschauen ja rechtlich nicht zu beanstanden ist. Tatsächlich hat die Polizei vor Ort das Problem, bei oft mehreren hundert Personen am Einsatzort diejenigen beweissicher festzustellen, die sich außerhalb des rechtlich Zulässigen bewegt haben. Die ersten eintreffenden Kräfte müssen sich ja um die originären Aufgaben kümmern, nämlich die Rettungswege frei halten und beispielsweise den Unfall aufnehmen und den Verkehr regeln.

Sie haben als Polizeipräsidentin eine Fürsorgepflicht für ihre Mitarbeiter. Sorgen Sie sich um deren Wohl?

Bartels Selbstverständlich mache ich mir Sorgen, wenn ich höre, was meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tagtäglich erleben und wie sie häufig angegangen werden. Bei meinen regelmäßigen Besuchen auf den Dienststellen, bei denen ich natürlich auch mit Streife fahre, kann ich mich aber jedes Mal davon überzeugen, dass alle sehr professionell ihre Aufgaben wahrnehmen. Dazu sind die Polizeibeamten inzwischen sehr gut ausgerüstet. Sollte das alles nicht reichen, scheue ich mich auch nicht davor - wie vor zwei Jahren - im Ministerium um Unterstützung zu bitten.

Gibt es hier Stadtbezirke, in denen die Polizei nur noch mit großem Aufwand für Recht und Sicherheit sorgen kann?

Bartels Die Polizei fährt in Duisburg in jede Straße und macht ihre Arbeit. Je nach Einsatzanlass mit einem oder mit mehreren Streifenwagen. Wir haben seit zwei Jahren arbeitstäglich personelle Unterstützung durch Kräfte der Bereitschaftspolizei, deren Präsenz gerade im Duisburger Norden sich sehr vorteilhaft auswirkt. Natürlich wäre es mir lieber, wenn wir aufgrund unserer doch herausragenden Einsatzlagen auf Dauer mehr Stammpersonal zugewiesen bekämen.

(RP)
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