Duisburg Die Notkirche hat ihre Kastenleuchten wieder

Duisburg · Als nach dem Zweiten Weltkrieg die meisten Kirchen in Deutschland in Schutt und Asche lagen, erbaute der renommierte Architekt Otto Bartning insgesamt 43 schlichte Notkirchen. Sie waren weit mehr als ein Provisorium, nämlich eine Rückbesinnung auf Stein, Holz und somit das Wort. Die meisten existieren heute noch in ihrem fast originalen Zustand. Es gibt sogar Bestrebungen, sie zum Weltkulturerbe der UNESCO zu machen.

 Von links: Stefan Korn, Liselotte Lüdtke, Frank Meurer und Jörg Hoffmann in der Notkirche in Duissern.

Von links: Stefan Korn, Liselotte Lüdtke, Frank Meurer und Jörg Hoffmann in der Notkirche in Duissern.

Foto: Christoph Reichwein

Hinter der Lutherkirche in Duissern steht seit 1949 die hiesige Notkirche, erbaut mit Trümmersteinen aus der Umgebung und mit finanzieller Unterstützung der Presbyterian Church aus den USA. Seit 1958, als die mit dem alten Turm neu aufgebaute Lutherkirche wieder eröffnet wurde, dient die Notkirche überwiegend als Gemeindehaus. Vor fünf Jahren entdeckte der Küster Frank Meurer zufällig in einem Abstellraum, der nur durch einen winzigen Zugang begehbar ist, acht gestapelte Kästen. Das waren jene Kastenleuchten, die bis in die 60er Jahre an den Holzpfeilern hingen und durch Milchglas ein gedämpftes Licht auf den Altarraum warfen. Der Kirchenhistoriker und Bartning-Experte Dr. Jochen Schröder empfahl, die Kästen unbedingt aufzuheben, da viele Gemeinden diese "entsorgt" hatten. Als Pfarrer Stefan Korn dann vor einem Jahr in einer Denkmalschutz-Zeitschrift ein Bild des Innenraums der Gießener Notkirche mit den gleichen Leuchtkörpern sah, war der Plan geboren, auch die Duisburger Kastenleuchten wieder anzubringen. Das Presbyterium war schnell überzeugt, wie der Vorsitzende Jörg Hoffmann erzählt.

Nun ist es so weit, mit LED-Lampen und neuer Elektrik erfüllen die Leuchten wieder am alten Ort ihren Zweck. Letzte Zweifel waren beseitigt, als die Kästen genau dort angebracht werden konnten, wo zum Teil helle Stellen bewiesen, dass sie auch früher dort hingen. Liselotte Lüdke, die seit ihrer Geburt vor 78 Jahren in Duissern wohnt und 1953 in der Notkirche konfirmiert wurde ("als einziges Arbeiterkind im Kreis der Elite"), fühlt sich durch die neu-alte Beleuchtung dort wieder noch mehr zu Hause.

(hod)
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