Duisburg Die etwas andere Nachbarschaftshilfe

Duisburg · Die katholische Kirche St. Michael in Meiderich organisiert ein Projekt, bei dem Jugendliche kleine Tätigkeiten in Haushalten übernehmen und dafür ein kleines Entgelt erhalten. Die Resonanz ist durchweg gut.

 Regina Wegen, Verwaltungsleiterin der Pfarrei St. Michael, Gemeindereferent Torben Anthony und Pfarrer Christian Becker.

Regina Wegen, Verwaltungsleiterin der Pfarrei St. Michael, Gemeindereferent Torben Anthony und Pfarrer Christian Becker.

Foto: Jan Luhrenberg

Anfang Oktober ist der Startschuss gefallen. Seitdem läuft die Zusammenarbeit der der katholischen Pfarrkirche St. Michael und dem Caritascentrum in Meiderich auf Hochtouren. Das Prinzip hinter der gemeinsamen Taschengeldbörse: Junge Menschen zwischen 14 und 20 Jahren übernehmen einfache Tätigkeiten in Privathaushalten in der Nachbarschaft und erhalten dafür ein kleines Entgelt.

"Wir befinden uns noch in der Startphase", berichtet Pfarrer Christian Becker. Derzeit seien 15 Jugendliche angemeldet. Sie können angeben, wann sie arbeiten können und welche Tätigkeiten sie ausüben wollen. Wichtig ist, dass die tägliche Arbeitszeit nicht länger als zwei Stunden täglich und zehn Stunden in der Woche ausfällt. Die Jugendlichen sollen zudem nur außerhalb der Schulzeiten arbeiten. Auf der anderen Seite gebe es zwölf Personen, die immer wieder Jobs anbieten. "Es wäre schön, wenn noch mehr Leute hinzukommen", sagt Becker.

Grundsätzlich können die 14- bis 20-Jährigen viele Jobs im Garten und im Haushalt übernehmen. Dazu gehören beispielsweise Einkaufen, Babysitten, den Hund ausführen oder die Begleitung zum Arzt oder Spaziergang. Die Angebote können aber auch etwas kreativer sein. "Eine alte Dame bietet an, dass sie mit Jugendlichen Skat spielt und ihnen das Spiel beibringt", sagt Regina Wegen, Verwaltungsleiterin der Pfarrei St. Michael.

"Theoretisch kann jeder eine kleine Tätigkeit anbieten", ergänzt sie. Von der Börse könnten nicht nur Senioren, sondern auch Familien profitieren, die entlastet werden. Bald können sich die Jugendlichen auch fortbilden. In Kooperation mit dem Altenzentrum St. Elisabeth in Meiderich wird ein Rollstuhlführerschein angeboten. Die Teilnehmer wissen im Anschluss, worauf sie achten müssen, wenn sie mit Senioren im Rollstuhl unterwegs sind und können mit ihnen Spaziergänge unternehmen. Zudem bietet die Kirche St. Michael gemeinsam mit dem Caritas-Zentrum in Meiderich Babysitterkurse an.

Die Bezahlung läuft zwischen den Jugendlichen und den Jobanbietern ab. Die Kirche St. Michael empfiehlt allerdings ein Taschengeld von fünf Euro pro angefangener Stunde. Geringer sollte es nicht ausfallen. "Das Entgelt ist frei zwischen den beiden Parteien verhandelbar", erklärt Wegen. "Es kann auch höher als fünf Euro pro Stunde liegen." Das Geld wird bar vor Ort übergeben und soll ein Anreiz für die Jugendlichen sein. "Im Duisburger Norden gibt es viele einkommensschwache Familien, die jeden Euro gut gebrauchen können", berichtet Becker.

"Mit dem Projekt wollen wir verschiedene Generationen in Kontakt bringen", erklärt Wegen die Ziele der Taschengeldbörse. So könnten die Generationen auch gegenseitig voneinander lernen. Laut Pfarrer Becker dient die Börse auch zur interkulturellen Verständigung. Ältere Menschen würden Jugendliche mit Migrationshintergrund oft mit Skepsis begegnen. "Mit positiven Erfahrungen durch die Taschengeldbörse werden innere Blockaden abgebaut", ist er sich sicher.

Die Jobbörse wird insgesamt von vier Mitarbeitern der Kirche getragen, die die Vermittlung der Tätigkeiten koordinieren. Die eingehenden Jobangebote werden per E-Mail und auf Facebook veröffentlicht. Dabei gilt: Wer zuerst kommt, bekommt den Zuschlag. Erst nach der Vermittlung werden Telefonnummern und Namen ausgetauscht. In einem ersten Telefonat können sich Jugendliche und Jobanbieter kennenlernen und einen Termin ausmachen.

Nach anfänglichen Bedenken auf Seite von Senioren ist die Resonanz durchweg positiv. "Die Jugendlichen freuen sich nicht nur über ihren Lohn, sondern auch über Kleinigkeiten wie ein Mittagessen", sagt Gemeindereferent Torben Anthony. "Ältere Menschen sind froh über Gesellschaft und die Hilfe im Haushalt." Auch das Bistum Essen, zu dem die Kirche St. Michael gehört, ist von dem Projekt angetan und unterstützt es finanziell.

Eine Anmeldung zur Taschengeldbörse für Jugendliche und Jobanbieter ist notwendig. Die Formulare gibt es auf der Webseite www.st-michael-duisburg.de zum Download und in den Gemeindebüros. Informationen erhalten sie per Mail unter "Taschengeldboerse.St.Michael@Bistum-Essen.de" oder per Telefon 0203/45063-23.

(jlu)
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