Duisburg Dezernent unzufrieden mit "Notlösung"

Duisburg · Das Land hat gestern die ersten von 300 Flüchtlingen in die Sporthalle an der Oberen Holtener Straße im Röttgersbach gebracht. Es ist wahrscheinlich, dass bald auch die angrenzende leerstehende Hauptschule als Unterkunft genutzt wird.

Kosten für Flüchtlinge: Die wichtigsten Antworten
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Foto: dpa, rwe lof

Die ersten Flüchtlinge haben gestern Abend die Sporthalle an der Obere Holtener Straße im Röttgersbach bezogen. Für insgesamt 300 Asylsuchende ist Platz in der neuen Landeseinrichtung. Mit den Sportvereinen, die die Halle nutzen, sowie mit dem Stadtsportbund werde derzeit beraten, welche Alternativen es für sie gibt, sagte Sozialdezernent Reinhold Spaniel gestern Mittag bei einem Ortstermin.

Und Spaniel kündigte an, dass es "gut möglich" sei, dass bald auch die angrenzende Anne-Frank-Schule, die seit dem Sommer leersteht, als Flüchtlingsunterkunft genutzt werde. Eine Sprecherin der Stadt konkretisierte später gegenüber unserer Redaktion, dass dies sogar "sehr wahrscheinlich" sei. Zuvor seien aber einige Umbauarbeiten nötig, vor allem in Sachen Brandschutz. Dann könnten hier weitere 200 Flüchtlinge unterkommen.

Binnen 18 Stunden hatten Ehrenamtliche verschiedener Hilfsorganisationen die Sporthalle im Röttgersbach zur Unterkunft umfunktioniert, berichtete Duisburgs kommissarischer Feuerwehrchef Oliver Tittmann. Die komplette Halle steht voll mit doppelstöckigen Feldbetten, die aus dem Bunker unter dem König-Heinrich-Platz in den Duisburger Norden geschafft wurden. Immer zwei Betten stehen in langen Reihen nebeneinander, dann kommt ein schmaler Gang - und dann schon die nächste Bettenreihe. Darauf liegen Kissen, Decken - und ein Paket mit den wichtigsten kosmetischen Produkten wie Zahnbürste und Zahnpasta. Schränke oder Spinde gibt es nicht. "Unten wird geschlafen, oben können die Menschen ihre Sachen deponieren", erklärte Tittmann. Mit Essen verpflegt werden die Flüchtlinge in der Eingangshalle der Schule.

"Das alles gefällt mit eigentlich gar nicht", sagte Spaniel ganz offen. "Aber wir hatten keine andere Wahl. Ad hoc konnten wir nichts anderes bereitstellen in der Kürze der Zeit." Das Land, das erneut sehr kurzfristig um die Bereitstellung einer weiteren Unterkunft gebeten hatte, kritisierte er ausdrücklich nicht - andere dafür umso mehr: "Das Land bekommt ja auch nur Menschen zugeteilt. Was wir hier sehen, ist das Ergebnis einer völlig verfehlten Asylpolitik der EU und des Bundes. Die Kommunen müssen das aushalten, was in Brüssel und Berlin nicht geregelt wird." Noch immer mangele es an einheitlichen Standards, etwa, was die Verteilung von Flüchtlingen oder die Definition von Asylrecht und sicheren Herkunftsländern angehe. "So kommt es immer wieder zu Notlösungen wie diesen", so Spaniel mit versteinerter Miene.

Der Sozialdezernent nannte auch aktuelle Zahlen: 3500 Flüchtlinge leben mittlerweile in Duisburg - je zur Hälfte in Wohnungen und in Unterkünften. Und auch das Gelände am Kerskensweg in Walsum kam noch einmal zur Sprache. Erst hatte die Stadt dort wie berichtet Zelte aufstellen lassen, dann hatte das Land entschieden, das Areal selbst als Unterkunft nutzen zu wollen, dann aber doch wieder Abstand davon genommen. Die Zelte sind inzwischen wieder abgebaut. Spaniel betonte gestern noch einmal: "Die Stadt hält sich das Gelände weiter als Option offen."

(skai)
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