Duisburg Der Zoo hat Schwein

Duisburg · Der Zoo und der Landschaftsverband Rheinland kooperieren in Sachen Artenschutz. Drei Wochen alt sind die Ferkel, die in der Erlebniswelt des Zoos leben. Sie gehören zu einer alten Nutztierrasse, die nur noch in der Eifel gezüchtet wird.

 Der Rüssel ist immer auf dem Boden: Muttertier und Ferkel im Zoo sind stets auf der Suche nach Fressbarem.

Der Rüssel ist immer auf dem Boden: Muttertier und Ferkel im Zoo sind stets auf der Suche nach Fressbarem.

Foto: Andreas Probst

An zweideutigen Sprachbezügen mangelte es gestern Vormittag nicht im Zoo: "Schweinemäßig", "saustark" und "Schwein gehabt" hieß es von Seiten der Zoo-Direktion und dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) gleichermaßen. Anlass für diese Sprachgebärden waren Sau Berta und ihre sieben Ferkel, die seit ein paar Wochen im Duisburger Streichelzoo leben. Sie gehören zu einer besonderen Schweinerasse, dem deutschen Weideschwein, das eigentlich in den 70er Jahren ausgestorben ist.

Das LVR-Freilichtmuseum in Kommern (in der Eifel nahe Euskirchen) und der Duisburger Zoo kooperieren seit kurzem: Das Freilichtmuseum bringt nun regelmäßig tragende Sauen in die Erlebniswelt des Zoos. Dort kommen die Ferkel auf die Welt. Dann werden die Tiere wieder zurück nach Kommern gebracht, wo sie für die Schlachtung gemästet werden oder in die Zucht kommen. Wenn eine Sau mit ihren Ferkeln weg ist, kommt die nächste tragende nach Duisburg. Gestern stellten nun Zoo-Direktor Achim Winkler, Josef Mangold, Leiter des LVR-Freilichtmuseums Kommern, und Milena Karabaic, LVR-Dezernentin für Kultur und Umwelt, den ersten Wurf der Öffentlichkeit vor.

Seit dem 19. August lebt die Muttersau im Zoo, ihre Ferkel brachte sie am 8. September zur Welt. Gestern tobten sie munter durch das Gehege. Unter den sieben Ferkeln sind sechs Eber und eine Sau. Etwa ein halbes Jahr sollen sie bleiben. Eingefädelt hat die Zusammenarbeit Jochen Reiter, wissenschaftlicher Leiter der Zoos. Er hat noch eine Schweinerasse für den Streichelzoo gesucht. "Wir möchten den Besuchern die alten deutschen Nutztierrassen näher bringen", sagt Reiter. Zügig kam er auf das Zuchtprogramm in Kommern.

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In einem einzigartigen Projekt hat das Freilichtmuseum das deutsche Weideschwein rückgezüchtet. 1990 hat das Freilichtmuseum mit der Rückzucht begonnen. Die Universität Gießen hat das Zuchtprogramm wissenschaftlich begleitet. Zunächst wurden ein Wildschweineber und eine Landschweinsau gekreuzt. Im 19. Jahrhundert hielten Schweinehirten die Tiere im Wald, wo sie nach Eicheln und Bucheckern suchten. Doch schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das deutsche Weideschwein, das unter dem Namen hannoverisch-braunschweigisches Landschwein bekannt ist, nur noch in der Gegend um Hannover gehalten, bis es ganz ausstarb. Es setzt nicht so schnell Gewicht an wie andere Rassen und eignet sich nicht für die Stallmast.

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Gerade deswegen schätzt Gerd Linden, Landwirtschaftsmeister und Leiter der Schweinezucht im Freilichtmuseum, die Rasse sehr. Sie zeichnet sich durch einen schwarzen Kopf und schwarzen Hintern, hochstehende Ohren, einen geraden Rücken und eine lange, keilförmige Schnauze wie die eines Wildschweines aus, erklärt Linden. "Die Tiere sind agil, stressunempfindlich - und sie können sommers wie winters draußen gehalten werden." Das Fleisch ist etwas rötlicher, und die Speckschicht ist doppelt so stark wie bei den herkömmlichen Zuchtschweinen. Nun trägt auch der Zoo etwas zur Arterhaltung bei. Die räumliche Trennung ist für die Kommernschweine von Vorteil. "Sollte einmal eine Schweinepest ausbrechen, ist der Bestand hier gesichert", sagt Linden. Man denke gar darüber nach, Schinken und Würstchen im Zoo-Laden zu verkaufen, hieß es gestern. Zoo-Direktor Winkler hofft nun, dass das Wetter in den Herbstferien so bleibt wie gestern, damit viele Besucher die putzigen Ferkel sehen wollen.

(RP)
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