Duisburg Der Pater und der Moslem

Duisburg · Der Syrer Yamen Kadour kam vor einem Jahr nach Neumühl, wo er Pater Tobias kennenlernte. Der half dem Flüchtling bei den Behörden und bei der Arbeitssuche. Am 6. Oktober fahren beide zur Bambi-Gala nach Berlin.

 Yamen Kadour und Pater Tobias. Der Syrer ist froh, dass er durch Pater Tobias und das Team des Projektes LebensWert so viel Unterstützung erfährt. Seine Leidenschaft zum Kochen entdeckte der Syrer schon bei seiner Mutter in Damaskus.

Yamen Kadour und Pater Tobias. Der Syrer ist froh, dass er durch Pater Tobias und das Team des Projektes LebensWert so viel Unterstützung erfährt. Seine Leidenschaft zum Kochen entdeckte der Syrer schon bei seiner Mutter in Damaskus.

Foto: Herz Jesu

Vor einem Jahr kam der Syrer Yamen Kadour nach Neumühl zum Projekt LebensWert und hat dort Pater Tobias und sein Team sowie die Gemeinde Herz-Jesu kennengelernt. Yamen musste seine Heimat Syrien wegen Verfolgung und Krieg verlassen. Mit dem Schiff ist er nach Samos gekommen. Die meisten persönlichen Unterlagen hat er unterwegs verloren. Dann ging seine Flucht über Mazedonien nach Österreich. Einige Zeit verbrachte er in Berlin. Danach ging es nach Bielefeld und Schöppingen.

Anfangs war er in Neumühl in einer Turnhalle mit 80 Männern untergebracht. Die Turnhalle wurde "Camp" genannt, das hörte sich "schöner" an. Yamen und ein weiterer Syrer, beide Marathon-Spendenläufer vom Pater, konnten zwei Monate im Kloster der Prämonstratenser im Gästezimmer wohnen. Der Pater half Yamen, dass er schnell einen Pass und einen Reisepass vom Ausländeramt bekam. Alles hat super geklappt weil der Syrer vom Team des Projektes LebensWert unterstützt wurde.

Duisburg: Der Pater und der Moslem
Foto: Philipp Eisermann

Der junge Syrer fühlt sich in Neumühl sehr wohl, es sei seine zweite Heimat geworden. "Viele Freunde habe ich hier, die mich unterstützen. Besonders Pater Tobias, der mir immer gute Ratschläge gibt und mich auch seelsorglich unterstützt, besonders wenn ich an meine Heimat und meine Familie in Damaskus denke, was für mich sehr schwer ist. Mit ihm kann ich über alles reden", so Yamen. Die täglichen schrecklichen Kriegsbilder aus Syrien schockieren den jungen Syrer immer wieder. Viele schlaflose Nächte verbringt er mit Telefonaten oder über Facebook, so erzählt Yamen, der täglich einen halben Tag arbeitet und einen halben Tag zur Sprachschule geht. In Aleppo und Damaskus sind immer noch viele seiner Freunde und Familienangehörige, die von dort nicht wegkönnen. "Da ist es gut, jemanden zu haben, wie Pater Tobias, mit dem man einfach reden kann, oder mit dem man laufen geht. Damit der Kopf wieder frei wird, von diesen vielen schrecklichen Bildern und Gesprächen aus der zerstörten Heimat", so Yamen.

Im Oktober begann er sein dreimonatiges Praktikum im Café "Offener Treff mit Herz" , wo er schnell die deutsche Sprache erlernte, weil er sich mit den Mitarbeitern und Gästen in Deutsch unterhalten musste. Yamen hat Jura in Damaskus studiert, aber er kann damit in Deutschland nichts anfangen. Die Liebe am Kochen entdeckte er bereits bei seiner Mutter zu Hause in Damaskus, wo er oft für seine Familie gekocht hat.

Seit neun Monaten absolviert er den Berufsfreiwilligendienst (BFD) im Café und er kocht bereits alleine für manchmal 130 Gäste am Tag, weil Mario Schneck, der Koch des Cafés, auch mal Urlaub machen muss. Jetzt beginnt Yamen die Ausbildung zum Koch im Café "Offener Treff mit Herz". Die Berufsschule muss noch ein paar Monate warten, da er noch den zweiten Deutsch-Schein (B2) machen möchte, um die Lehrer in der Schule besser verstehen zu können. Pater Tobias hat zwei Restaurants gefunden, wo er während seiner dreijährigen Ausbildung insgesamt sechs Monate ein Praktikum absolvieren wird. "Mein Ziel ist es, nach der Ausbildung ein eigenes syrisches Restaurant zu eröffnen. Der Pater unterstützt mich dabei", sagt der Syrer.

"Wir haben für Yamen eine Wohnung gefunden und eingerichtet", berichtet Pater Tobias. Kennengelernt hat Yamen den Pater beim Lauftraining. Pater Tobias hatte dazu eingeladen und Yamen lief mit dem Pater jeden Tag. Der Pater coacht eine Laufgruppe mit fünf Flüchtlingen, die mit ihm fast täglich trainieren. Der syrische Anwalt ist am vergangenen Sonntag in Berlin seinen fünften Marathon mit Pater Tobias gelaufen. Geschwitzt und gelaufen sind sie für arme Kinder in Duisburg.

Am 6. Oktober werden Yamen und Pater Tobias gemeinsam mit Barbara Hackert, Leiterin vom Kinderhilfsprojekt "KiPa-cash-4-kids", welches der Pater gegründet hat, nach Berlin fliegen, um dort an dem Bambi-Stiftung-Gala-Abend von der " Tribute to Bambi-Stiftung" teilzunehmen und einen Förderpreis entgegen zunehmen. Bei der Galaveranstaltung wird Yamen dann sein erstes Interview geben. Bis dahin will er noch fleißig deutsch lernen.

(RP)
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