Duisburg Der Mahner und viel gereiste Autor Hans de Boer ist tot

Duisburg · Hans de Boer war einer, der Worte sagte, die einen erstarren lassen. Zum Beispiel, dass "wir absichtlich Millionen Menschen verhungern lassen" oder dass Männer und Frauen seiner Generation eine "Versagergeneration" sind. Stets sprach Hans de Boer dabei in der Wir-Form.

 Hans de Boer starb im Alter von 91 Jahren.

Hans de Boer starb im Alter von 91 Jahren.

Foto: Probst

Entlastung suchte der streitbare Theologe nicht. Hans de Boer, der jahrelang als Weltreisender in Sachen Frieden und Gerechtigkeit unterwegs war, der Bestseller schrieb und Tausende Vorträge hielt, ist Ende März gestorben.

Seinem Wunsch gemäß wurde sein Tod erst nach der Beerdigung bekannt gegeben. Heute auf den Tag genau wäre de Boer 92 Jahre alt geworden. Aus einer Hamburger Kaufmannsfamilie kommend, verließ er seine gutbürgerliche Umgebung, um in aller Welt die Rechte der Menschen einzuklagen, die unter Kriegen und Entbehrungen leben, um die Herrschenden an ihre Verantwortung für den Frieden in der Welt zu erinnern. Er führte Gespräche mit Staatsmännern wie Mahatma Gandhi und Nelson Mandela, fuhr in Krisenherde, wurde bei kriegerischen Konflikten in Mitleidenschaft gezogen und nahm Folter in Kauf bei seinem Bemühen, Frieden zu stiften.

1972 kam er nach Deutschland zurück und wurde Berufsschulpastor in Duisburg. Seine freie Zeit nutzte er für seine Reisen und zum Schreiben von fünf Büchern, darunter "Unterwegs erfahren" und vor allem seine Autobiografie mit dem vielsagenden Titel "Gesegnete Unruhe". Mit seinen Büchern, Vorträgen und Gesprächen in Gruppen und Diskussionen wollte er aufrütteln und verhindern, dass auch in den heutigen Demokratien jemals wieder durch "Wegschauen" Extremismus siegen kann.

Für sein Engagement überreichte ihm Bundestagspräsident Norbert Lammert 2006 die Ehrenurkunde für außergewöhnliche Zivilcourage der "Aktion Gemeinsinn".

(pk)
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