Duisburg Der Big Mäc wird geadelt

Duisburg · Osterbesuch meldet sich überraschend zum Essen an. Doch der Kühlschrank ist leer. Selbst dem Gelegenheitskoch kann da eine Fahrt zum Fast Food-Restaurant retten. Denn aus Hamburgern und Co. lässt sich vergleichsweise schnell ein überraschend gutes Drei-Gang-Menü zaubern.

Sascha Ekellmann traut seinen Augen nicht. Der Küchenchef des Seehauses in Wedau hat sich zu einer besonderen Aktion bereit erklärt. Er will aus Zutaten, die ihm vorgegeben werden, innerhalb von 45 Minuten ein Drei-Gang-Menu kochen. Was ihm da in seine feine Küche gestellt wird, weiß er nicht. Mit vielem mag er gerechnet haben, nicht aber mit mehreren der markant-braunen Papiertüten des Fast-Food-Anbieters McDonalds.

"Chicken oder Hamburger esse ich gerne. Aber jetzt sagen Sie bitte nicht, dass das meine Zutaten sind?" Doch! Sie sind es! Eine Sekunde lang scheint es so, als wolle Ekellmann – von seinen Kollegen wird er nur Bruno genannt – aufgeben. Fertigprodukte landen schließlich nie bei ihm in der Küche. Mit Bio-Rinderfilet an feiner Roquefort-Sauce oder Variationen von der Jacobsmuschel – da kennt er sich aus. Doch Fast-Food? Bruno atmet tief durch und schaut sich die verzehrfertigen Waren mal genauer an. "Das schaffe ich", sagt er selbstbewusst, lässt sich von einem Kollegen seine Kochmütze reichen und legt los.

Die Vorbereitung

Hamburger und Co. wandern aus ihrer Verpackung und werden zerlegt. Sorgfältig schabt er die Saucen vom Fleisch und sammelt sie in Edelstahl-Töpfchen. Die Käsescheiben wischt er ab und legt sie zur Seite. Auch Eisberg Salat, Gurkenscheibchen und die Sesam-Brötchenhälften packt er sich auf einen Teller. "Wenn ich das doch nur vorher gewusst hätte...", stöhnt er noch einmal kurz auf, um hernach hoch-konzentriert in die Arbeit abzutauchen.

Sein Kollege Steven Krauthammer taucht am Tisch auf. "Hm, Donuts, lecker. Kann ich einen haben?" Bruno droht scherzhaft mit Kündigung, sollte er auch nur ein Fitzelchen von der Theke nehmen, während ihn Krauthammer breit angrinst und eine Kamera aus der Tasche zieht: "Das muss man gesehen haben. Das glaubt uns keiner!"

Die Zubereitung

Der Küchenchef hat unterdessen zwei Brötchenhälften zu Panade zerkleinert und zerstampft die Farmer Kartoffeln. Er setzt sie mit ein wenig Milch auf den Herd, um sie zu erhitzen und zu einem Kartoffelstampf zu verarbeiten. "Da packe ich gleich noch Parmesankäse zu, den aus dem Salattopf." Irgendwie scheint er mehr als die üblichen zwei Hände zu haben. Denn in Windeseile landet der einstige Big-Mäc-Eisbergsalat ("Den verarbeite ich eigentlich nie, weil der viel zu wässrig ist") in einem Töpfchen mit erhitztem Olivenöl, sind die Gurkenscheiben zerkleinert und mit Zwiebelstücken (alles auf den fertigen Burgern) und der Panade vermischt. "Das gibt gleich eine schöne Kruste für unser Fleisch", während er gleichzeitig die Inhalte der mitgebrachten verschiedenen Saucen-Töpfchen probiert. Ein bisschen scharf, ein bisschen herzhaft, ein bisschen von dem süßen Sud (den von den Chicken McNugget), Senf, Majonaise – nach und nach wandern die mitgebrachten Zutaten auf die zu Rauten geschnittenen Brötchen, in den köchelnden Eisbergsalat, in die Kruste für das Fleisch oder auf dem gemischten Salat ("Top-Qualität, muss ich ganz ehrlich sagen").

Das Anrichten

Gut 30 Minuten nach der Warensichtung setzt Sascha Ekellmann Topf für Topf auf die Theke zum Anrichten. Auf einen langen weißen Teller drapiert er gekonnt drei kleine Portionen vom frischen Salat. Auf ein Salathäufchen setzt er zwei geröstete Broteckchen, mit süß-sauer Sauce bestrichen, mit Käsestreifen (die vom Hamburger) überbacken. Auf dem mittleren landet die in feine dünne Streifen geschnittene Hühnerbrust (vom Salattopf) mit Fäden von der scharfen Sauce (vom Western-Beef) garniert. Auf den dritten Salatfleck nimmt ein Chicken-McNugget Platz, den er in Olivenöl erhitzt hat ("Der schmeckt dadurch gleich ganz anders!").

Eine inzwischen unterm Grill kurz erhitzte und mit einer Gurken-Brot-Zwiebel-Käse-Kruste überbackene Fleischscheibe (die vom BigMäc) wird auf einem schwarzen Teller drapiert. Daneben hat Bruno die Stampfkartoffeln durch einen kleinen Metallring gepresst, so dass ein fein anzuschauender runder Taler entstanden ist, der durch das Überbacken mit einer Käsescheibe (vom Cheeseburger) und das Garnieren mit einem grünen Blättchen vom Salat optisch richtig was hermacht. Der inzwischen zu nur noch wenigen Esslöffeln zusammengefallene, in Olivenöl gedünstete Eisbergsalat bekommt Geschmacksverstärkung durch zwei, drei Teelöffel erhitzte gemischte Saucen aus den Fertigpackungen ("Da muss man mischen, probieren, verändern, wieder probieren, solange, bis man zufrieden ist") und wird neben Fleisch und Kartoffel drapiert.

Servierfertig

Zuletzt folgt das Dessert: Eine halbe Stunde lang hatte sich der mitgebrachte Vanille-Milchshake in der Eismaschine gedreht, aber fest geworden ist er nicht. "War einfach zu wenig Zeit. Für ein Eis braucht man eben 45 Minuten oder länger", sagt der Seehaus-Küchenchef und zuckt mit den Achseln. "Macht ja nichts, dann richten wir eben eine Vanille-Kaltschale an, verziert mit kleinen Donuts-Ecken und einem Tupfen Preiselbeeren."

Steven Krauthammer steht mit der Kamera bereit, als sein Chef den Befehl gibt, das Menu zu servieren. "Unglaublich! Schon klasse! Aber wir haben gewusst, dass unser Bruno das schafft", sagt er, drückt auf den Auslöser und schielt dann rüber zum Herd. "Da ist ja noch was übrig. An die Gabeln Jungs!"

(RP)
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