Duisburg "Denkmalanders" in der Salvatorkirche

Duisburg · Das Gotteshaus erfährt mit einer Ausstellung eine ganz besondere (zusätzliche) Würdigung.

 Der Bildhauer Chinmayo vor seinem Kreuz-Kunstwerk, das sich genau in Fluchtlinie zum christlichen Kreuz auf dem Altar befindet.

Der Bildhauer Chinmayo vor seinem Kreuz-Kunstwerk, das sich genau in Fluchtlinie zum christlichen Kreuz auf dem Altar befindet.

Foto: Rolf Schotsch

Diesmal sind alle dabei - alle 16 Künstler des Duisburger Künstlerbundes (DKB). Diese zeigen ab Sonntag ihre jeweiligen künstlerischen Ansichten und Vorstellungen, Gedanken und Assoziationen, Wertungen und Würdigungen von und in der Duisburger Salvatorkirche am Burgplatz neben dem Rathaus in der Innenstadt. Zusammen mit dem morgigen 10-Uhr-Gottesdienst durch Pfarrer Martin Winterberg findet dort um 11 Uhr im Beisein aller Künstler die Vernissage der Ausstellung "16 Positionen" statt.

Anlässlich des 700. Jubiläums der Salvatorkirche hatte die Evangelische Kirchengemeinde Alt-Duisburg die besagten Künstler vor rund eineinhalb Jahren angefragt und dann eingeladen, sich ihr eigenes Bild von der Stadtkirche zu machen und - ganz nach dem Motto des Jubiläums "Denkmalanders" - dieses in bildende Kunst umzusetzen. "Denkmal", so Winterberg, "ist dabei gewollt zweideutig zu verstehen: Zum einen im Sinne von Kunstwerk, zum anderen im Sinne von Nachdenken."

Entstanden sind insgesamt "16 Positionen", so nämlich lautet der Titel der Ausstellung, wie sie ihren Blick und ihre Empfindungen zur Salvatorkirche, "sei es das Gebäude oder dessen Inhalt" (Winterberg), in Form von Malerei (Andrea Bender, Klaus Florian, Vera Herzogenrath, Michael Kiefer, Wolf Lipka), Fotografie (Britta Lauer, Ralf Raßloff, Walter Schernstein), Objektkunst (Sigrid Beuting, Chinmayo, Roger Löcherbach, André Schweers, Regine Strehlow-Lorenz, Alexander Voß) beziehungsweise Videoinstallationen (Barbara Deblitz, Elisabeth Höller) umgesetzt haben.

DKB-Vorstandssprecher Wolf Lipka sagt, dass er und seine Künstlerkollegen die Kirchenanfrage sehr positiv aufgenommen und deshalb zugesagt hätten. "Wir sind alle Duisburger Bürger und manche von ihnen sogar Gemeindemitglieder." Außerdem interessiere viele doch die Frage: "Welche Bedeutung hat Kirche heute und überhaupt für Künstler?"

Für den Meidericher Bildhauer Chinmayo war der Auftrag zugleich eine kritische Auseinandersetzung mit sich selbst. "Kirche in meiner Jugend hat mich nämlich immer nur genervt", sagt er. Deshalb seien seine beiden in der Ausstellung zu sehenden Arbeiten auch Teil seiner christlichen Sozialisation.

Sein übergeordnetes Thema hieße schließlich "In Bewegung bleiben". Von daher seien die geschaffenen Kunstobjekte kongruent mit seiner künstlerisch-menschlichen Lebenswelt.

Die renommierte Duisburger Fotografin Britta Lauer versucht mit ihren fünf Wandbildern einen Einblick in Verborgenes zu geben: Das Innere des Kirchturms, der für die Öffentlichkeit nur eingeschränkt zugänglich ist, hat neben seinem morbiden alten Mauerwerk eine geheimnisvolle Wendeltreppe, die hinauf führt zu den drei Glocken: Heldenglocke, Friedensglocke und Salvatorglocke.

Themen wie das "Ende der Welt" und "Verlust" (Elisabeth Höller) oder "Leid" (Michael Kiefer) oder "Der Begriff der Zeit" (Walter Schernstein) oder die Frage "Wo sind wir?" (Sigrid Beuting) beziehungsweise die Forderung "Zurück ins Paradies" (Wolf Lipka) finden alle ihren Bezug - ob es im engeren oder im weiteren Sinne dieser künstlerischen Schaffensaufgabe gemeint ist.

Und doch haben es alle Kunstwerke nicht leicht gegen die überdimensionale Architektur der schönen Salvatorkirche am Burgplatz - vor allem bei Sonnenschein - zu bestehen.

(RP)
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