Duisburg Delfinarium - Frau Höhn darf gerne kommen

Duisburg · Die immer wiederkehrenden Kritiken an der Delfinhaltung in Tierparks bringen nicht nur Duisburgs Zoo-Direktor auf die Palme. Auch die Mitarbeiter im Delfinarium sind angesichts vieler falscher Behauptungen entsetzt.

Die Welt der Duisburger Delfine
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Foto: Andreas Probst

Tierpfleger sind Tierquäler, Tiere hinter Gittern misshandelte Kreaturen. Spitz formuliert laufen darauf die Vorwürfe hinaus, denen sich der Duisburger Zoo schon seit Jahren ausgesetzt sieht. Erst gestern hatte eine Organisation namens "ProWal" wie berichtet gefordert, dass nicht länger Kinder im Bötchen von Delfinen durch das Becken gezogen werden sollten. Anderen war und ist das blindwütige Abschlachten von Delfinen vor der Küste Japans ein Grund zu der Annahme, dass die Tiere im Zoo quasi in den Selbstmord getrieben würden, zumindest aber ein qualvolles Dasein fristeten. Selbst die einstige NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn sah sich jüngst zu der Forderung veranlasst, über ein Verbot der Zoo-Delfinhaltung nachzudenken. Mit den Tierpflegern am Kaiserberg darüber geredet habe sie nie. "Aber wir würden natürlich sofort mit ihr sprechen", so Ulf Schönfeld, Chef im Delfinarium.

Der Freiheit beraubt

Immer wieder wird behauptet, die in Duisburg lebenden Delfine seien Wildfänge. Von den Großen Tümmlern ist aber "Ivo" der einzige, der in freier Natur geboren wurde und vor gut 20 Jahren vom Zoo Antwerpen nach Duisburg kam. Die übrigen sind Nachzuchten, zum Teil bereits in zweiter Generation. Die Delfinhaltung geht am Kaiserberg bis ins Jahr 1965 zurück. "Damals sind aus Unwissenheit viele Fehler gemacht worden." Aber die gehörten lange der Vergangenheit an, so Schönfeld.

Die Tiere fühlen sich unwohl

"Unseren Delfinen geht es prächtig", ist Zoo-Tierärztin Kerstin Jurczynski überzeugt und könnte das notfalls sogar anhand ihrer Dokumente belegen. Doch den Zuschauern reicht schon ein Blick in das große Becken, um sich davon zu überzeugen. Während und außerhalb der Vorstellungen tummeln sich die Sechs in dem Riesenaquarium und beschäftigen sich so, wie sie es Tagesform abhängig gerade wollen. Und hat einer (oder auch alle) mal keine Lust, sich bei den Vorstellungen zu präsentieren (und das kommt vor), "so ist das in Ordnung und hat keinerlei Konsequenzen", sagt Ulf Schönfeld. Wenn sich Ivo, seine Frauen und Kinder nicht die "Belohnungs-Häppchen" während der Vorstellungen abholen, dann bedeute dies auch keineswegs, dass sie hungern müssen. Denn gefüttert wird täglich und regelmäßig. Die Vorführungsfische sind da allenfalls kleine Appetitanreger.

Die Tiere überleben nur dank vieler Medikamente

Der Fisch, der am Kaiserberg ankommt, hat durch das Tiefkühlen wertvolle Inhahltsstoffe verloren. Darum wird das Futter generell mit Vitamintabletten angereichert. Medikamente im eigentlichen Sinne bekommen die Tiere nur dann, wenn sie krank sind. Durch regelmäßige Blutentnahmen wird der Gesundheitszustand kontrolliert. Und auch das geschieht ohne "Zwangsmaßnahmen". Die Delfine kommen für diese Prozedur sogar freiwillig an den Beckenrand. "Bei 99 Prozent der Zootiere ist das ganz anders, das können Sie mir glauben", sagt die Zoo-Tierärztin.

Die Crew, die im Delfinarium am Kaiserberg arbeitet, kennt bis ins Detail die Lebensläufe der sechs Tümmler. Ihr Arbeitszimmer unterhalb der Wasserkante — mit großen Fenster zum Becken — nutzen die Mitarbeiter immer wieder für Verhaltensstudien, wie sie in freier Natur aus nachvollziehbaren Gründen so gar nicht möglich wären. Und dass sie äußerst liebevoll mit ihren Zöglingen umgehen, "das versteht sich doch von selbst. Tierpfleger sind schließlich auch Tierschützer", so der Biologe Volker Grün. Und genau aus diesem Grund sammelt die Delfinarium-Crew schon seit längerem fleißig Unterschriften gegen das Gemetzel von wild lebenden Delfinen.

Die Vorstellungen nutzt die Mannschaft auch, um bei den Besuchern Vorurteile abzubauen und ein durch Mythen, Geschichten oder Kinderfilme geprägtes Bild vom lieben Menschenfreund "Flipper" zurechtzurücken. Und das nicht belehrend und mit erhobenem Zeigefinder, sondern mit dem Gefühl, "dass wir eigentlich nur das schützen, was wir auch kennen", so Ulf Schönfeld.

Mehr Fotos aus dem Delfinarium finden Sie im Internet unter www.rp-online.de/duisburg

(RP)
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