Duisburg Dass man einen solchen Balletttraum erleben darf...

Duisburg · Das erste Stück lässt uns eintauchen in Martin Schläpfers Reich aus Poesie, Geheimnis und Vielfalt. Wie in einer Collage setzt Schläpfer ein spannungsreiches Bild aus sieben heterogenen Musiken zusammen von Marla Glenn bis Mozart, von mir-vertraut bis mir-ganz-neu und nennt es "Obelisco". Doch "in Stein gemeißelt" ist hier gar nichts. Diese Arbeit mit den Tänzern der Deutschen Oper am Rhein ergibt eine Kreation, die überzeugt und in den Bann zieht. Marcus Pei tanzt eindrücklich zu Schuberts "Du bist die Ruh" und Marlúcia di Amaral zeigt sieben Minuten Spitzentanz bewegt-bewegend zu "Anâgâmin" von Giacinto Scelsi.

 Heike Stehr

Heike Stehr

Foto: Christoph Reichwein

Nach der ersten Pause erklingt das Adagio aus Beethovens Sonate Nr. 29 für das Hammerklavier in einer extrem langsamen Einspielung von Christoph Eschenbach. Und das, was Hans van Manen 1973 tänzerisch dazu kreierte, ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Balanceakt, ein Tanz am Rande des Gleichgewichts ... als ob sich ein Pendel immer wieder ganz langsam zum Umkehrpunkt bewegt und dort gleichsam anzuhalten scheint ... so fühlen sich in mir die Bewegungen der Tänzer an, voller Virtuosität und Behutsamkeit. "SH-BOOM!" von Sol León und Paul Lightfoot irritiert mich zunächst mit fratzenhafter Ironie und slapstickhaftem übertriebenem Humor. Populäre Hits der 20er bis 50er Jahre reißen mich aus meinem klassischem Ballettzauber und wollen mich mit schmissiger Musik in eine ganz andere Richtung des Tanzens locken. Mit vielfältigen tänzerischen Mitteln bei hohem Tempo und gleichzeitiger Präzision und Genauigkeit der Bewegungen agiert die Compagnie in diesem "Revuetheater". Spätestens in dem Moment, in dem vier Tänzerinnen in vier Lichtkegeln synchron tanzen, packt mich dann auch das letzte Stück des Abends mit seiner Lebendigkeit und Energie.

(RP)
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