Duisburg Das Sermer Prinzen-Geheimnis

Duisburg · Mit dem Begriff "Partydorf" können sich nicht alle Sermer identifizieren. Dass aber in dem 2000-Seelen-Dorf das Brauchtum einen hohen Stellenwert hat, ist unbestritten. Dabei pflegen nicht nur die Sermer Schützen alte Traditionen, auch die 1948 gegründete Karnevalsgesellschaft "Südstern" prägt in hohem Maße das dörfliche Leben.

 Christoph Brüning wurde im Januar zum Prinz Karneval im Festzelt auf dem Kasselle-Pitter-Platz in Serm gekürt.

Christoph Brüning wurde im Januar zum Prinz Karneval im Festzelt auf dem Kasselle-Pitter-Platz in Serm gekürt.

Foto: Reichwein

"75 Prozent der Vereinsmitglieder gehören beiden Gruppierungen an", vermutet Bernd Schulz, der bis zum Jahr 2014 Präsident der rund 300 Mitglieder starken KG war. Sein Nachfolger ist Bernd Baumann, der seitdem das Sermer Narrenschiff auf Kurs hält. Der Anwalt für Familienrecht (nicht ganz ernst gemeinter Werbeslogan im Sessionsheft: "Kannst du deinen Mann nicht leiden, lass dich von Bernd Baumann scheiden"), hatte es nach eigenen Angaben überhaupt nicht schwer, als "Zuwanderer" im Dorf warm zu werden. Das mag auch daran gelegen haben, dass er sich bereits 1993 der örtlichen Schützenbruderschaft anschloss und als gebürtiger Kölner natürlich auch schnell einen Bezug zum hiesigen Karneval fand.

Seitdem er das Präsidentenamt übernommen hat, ist er auch in das "wohl einmalige" Ritual der Prinzenfindung eingebunden. Die KG Südstern hat seit jeher einen eigenen Prinzen, der der alten Tradition folgend nur von zwei Verantwortlichen der Gesellschaft ausgesucht wird und dessen Identität bis zur offiziellen Prinzenkürung absolut geheim bleibt.

Diese Vorgehensweise rührt aus den Anfängen des "Südsterns", als Brauchtums-Ikone Peter Dornscheidt ("Kasselle Pitter") sich um die Weihnachtszeit die Kamelfigur aus der Krippe schnappte und sie dem "Auserwählten" auf den Wohnzimmertisch stellte. Damit stand der Prinz fest, von dem damals schon nur die Eingeweihten wussten. Die Prinzenkürung ist nach wie vor "das Dorfereignis" schlechthin; den Einzug des "Neuen" im Festzelt am Breitenkamp muss man einfach einmal miterlebt haben. Der eigene Umzug am Karnevalssonntag ist nicht nur für die Sermer ein unbedingtes "Muss". Die Zuschauer strömen aus dem gesamten Duisburger Süden an die Dorfstraße und feiern dort mit den Dorfbewohnern ausgelassen noch ursprünglichen Karneval.

Für Baumann gehört die KG Südstern mit zur Sermer Identität, ist "ein echtes Stück Heimat". Stolz ist Baumann auf sein komplettes Team ("Karneval zu organisieren ist ein hartes Stück Arbeit"). Und wenn er sieht, wie viel Freude die Dorfbewohner dabei haben, dann ist er schon "richtig stolz auf den Sermer Karneval".

(pol)
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