Duisburger Geschichte und Geschichten Das Lebenswerk von Johannes Clauberg

Duisburg · Eine Ausstellung über "Leichenpredigten" befasst sich auch mit dem Gründungsrektor der Alten Duisburger Universität.

 Der Philosoph Johannes Clauberg war der erste Rektor der Alten Universität Duisburg. Eine Straße in der Innenstadt erinnert an ihn.

Der Philosoph Johannes Clauberg war der erste Rektor der Alten Universität Duisburg. Eine Straße in der Innenstadt erinnert an ihn.

Foto: Andreas Probst

Die Duisburger Universitätsbibliothek präsentiert in einer Ausstellung die Trauerschriften prominenter Professoren der Alten Universität. Eine herausragende Rolle genießt dabei Johannes Clauberg, erster Rektor der Alten Universität Duisburg. Die Trauerschrift vermittelt einen Eindruck über das Lebenswerk des Gründungsrektors.

Johannes Clauberg wurde am 24. Februar 1622 in Solingen geboren und stammte aus einer wohlhabenden Familie. Er studierte in Groningen, Paris, London und Leiden Theologie. Schon in jungen Jahren war er fasziniert von der Lehre Descartes. Von 1649 bis 1651 lehrte er als Professor für Theologie und Philosophie an der Hochschule Herborn (Hessen). Da er sich früh der Philosophie von Descartes (latinisiert Renatus Cartesius) anschloss, zog er sich bald die Feindschaft einiger Professorenkollegen zu. Cogito ergo sum - Ich denke, also bin ich - entsprach nicht der alten Lehre.

 Eine Reproduktion des Wandbildes von W. Spatz aus dem Jahr 1900 ist ebenfalls in der Uni-Bibliothek zu sehen. Es zeigt eine Szene aus der Gründungs- und Einweihungsfeier der Alten Universität Duisburg am 14. Oktober 1655.

Eine Reproduktion des Wandbildes von W. Spatz aus dem Jahr 1900 ist ebenfalls in der Uni-Bibliothek zu sehen. Es zeigt eine Szene aus der Gründungs- und Einweihungsfeier der Alten Universität Duisburg am 14. Oktober 1655.

Foto: andreas probst

So kam es Clauberg sehr gelegen, dass ihm der Duisburger Magistrat 1651 auf Anraten der Provinzialsynode zum Rektor des Duisburger Gymnasiums berufen wollte. Er sagte zu. Clauberg, nunmehr Gymnasialdirektor, heiratete 1652 Katharina Mercator, die Urenkelin von Gerhard Mercator. Das Haus des Ehepaares befand sich an der Oberstraße. Für die Hausfrau gab es zweifellos Arbeit genug. Das geht aus dem Haushaltsbuch hervor. Kühe und Schweine wurden gehalten, der Garten musste gepflegt und Gäste bewirtet werden, so der Geschichtsschreiber Heinrich Averdunk. Für die Hausgenossen und Studenten - es wurde Kostgeld gezahlt - bedurfte es eines geräumigen Hauses, zumal dort auch Vorlesungen in der Wohnung des Professors stattfanden - das Universitätsgebäude enthielt nur eine Aula und einen Bibliotheksraum.

Der Umzug in das alte Mercatorhaus bot somit ausreichend Platz für die wachsende Clauberg-Familie mit sechs Kindern. Er war bereits ein geachteter Bürger der Stadt, ehe der weitere Karriereschritt folgte. Zur feierlichen Eröffnung der Universität am 14. Oktober 1655 wurden Clauberg die Doktorgrade der Theologie und Philosophie verliehen. Einen Tag darauf wurde er vom klevisch-märkischen Vizekanzler zum ersten "Rector Magnificus" ernannt.

Keine leichte Aufgabe im Spannungsverhältnis zwischen Obrigkeit, Synode und dem wissenschaftlichen Anspruch der Aufklärung. Während die Provinzialsynode die Berufung Claubergs unterstützt hatte, äußerte die Generalsynode bereits im ersten Amtsjahr Bedenken gegen die Lehre des rationalistischen Denkens, auch Cartesianismus genannt.

Das Protokoll der Generalsynode spiegelt die Befürchtungen wider: "Wenn auch etliche wenig Jahre hero von einer neuen Philosophie ist gehöret, die von einem, Cartesius genannt, dass dieselbige ungewöhnliche und der heiligen Theologie nachteilige Principia und ungereimte Meinungen, dadurch die unverständige und oft überwitzige Jugend leidlich in Abwege sollte geführet werden...."

Jetzt griff der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm ein, indem er feststellte, "dass kein Professor für seine Lehren einer Synode oder Kirchenversammlung verantwortlich sei". Machtpolitische Auseinandersetzungen zwischen Kirche, weltlicher Herrschaft und Universität kennzeichneten die Umbruchphase. Das Verhältnis zwischen Generalsynode und Universität war auch in späteren Zeiten nicht immer spannungsfrei. Dennoch: Im großen und ganzen war das Klima der Duisburger Universität eher gemäßigt aufklärerisch.

"Die Alte Universität war zwar eine reformierte Hochschule, konnte aber eine vergleichsweise tolerante bleiben", resümierte Helmut Schrey, Gründungsrektor der neuen Duisburger Universität. Jedenfalls konnte Clauberg in der Folgezeit seinen Studien ungehindert nachgehen. Immerhin war die Duisburger Universität, so der Experte Francesco Trevisani, die erste Universität in Europa, die cartesianische Philosophie institutionalisierte. Clauberg erwies sich zudem als Förderer der deutschen Sprache und wurde zum Mitbegründer der deutschen Sprachphilosophie. Clauberg blieb in Duisburg bis zu seinem Tod; im Gegensatz zu vielen anderen Professoren lehnte er einen Ruf an die Universität Nimwegen ab. Er starb einen "sanften und seligen Tod" im Alter von fast 43 Jahren. Viel zu früh.

Im Rahmen der Bestattungsfeierlichkeiten am 6. Februar 1665 hielt Claubergs Weggefährte Martin Hund in der Universität eine Trauerrede, in der er auf dem Lebensweg des Verstorbenen zurückblickte. "In Volckreicher versamblung der Christlicher Gemein zu Düßburg" fand in der Salvatorkirche die Beisetzung statt. Der Text auf dem Sockel des Epitaphs lautet: Clauberg, Wegweiser zu Gott, Erhalter der Weisheit, Stütze der Tugenden, Ruhm Duisburgs.

Quellen: Thorsten Fischer, Zur Geschichte der Universität Duisburg, Duisburger Forschungen Band 53.

Martin Hund: Oratio Funebries, Trauerredenheft für Johannes Clauberg (www.uni-due.de/ub/ausstell/leichenpredigten.php)

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort