Duisburg Das Kulturleben geht wacker weiter

Duisburg · Der schönste kulturelle Lichtblick des nun zu Ende gehenden Jahres war zweifellos der Beschluss der Stadträte von Duisburg und Düsseldorf, die Opernehe zwischen den beiden Städten bis zur Spielzeit 2021/22 zu verlängern.

 Das Duisburger Stadttheater bleibt zumindest für die kommenden Jahre Spielstätte der Deutschen Oper am Rhein. Das wurde in diesem Sommer vertraglich abgesichert.

Das Duisburger Stadttheater bleibt zumindest für die kommenden Jahre Spielstätte der Deutschen Oper am Rhein. Das wurde in diesem Sommer vertraglich abgesichert.

Foto: rp-Archiv

Frank Peter Zimmermann gehört wohl zu den Menschen, die in diesen Tagen nicht gerne aufs Jahr zurückblicken. Der in Duisburg geborene und groß gewordene Weltklassegeiger wird vermutlich nicht darüber betrübt sein, dass er am 27. Februar 50 Jahre alt geworden ist, vielmehr wird ihn nach wie vor schmerzen, dass er im vergangenen Februar seine "Lady Inchiquin" aufgeben musste, jene Stradivari von 1711, die er jahrelang gespielt hatte. Die kostbare Geige gehörte einst der Stiftung Westdeutsche Landesbank; Frank Peter Zimmermann durfte sie als Dauerleihgabe spielen. Doch die Rechtsnachfolgerin der ehemaligen Landesbank, die Portigon AG, blieb bei ihrem harten Kurs der rigorosen Kunstverkäufe und forderte das Instrument von Frank Peter Zimmermann zurück. Der soll zwar der Portigon AG einen Millionenbetrag angeboten haben, um "seine große Liebe" behalten zu dürfen, doch beharrte die gewinnorientierte Aktiengesellschaft auf einer Summe, die selbst die Verhältnisse eines gut verdienenden Musikers wie es Frank Peter Zimmermann gewiss ist, übersteigen. Vermutlich lagert die "Lady Inchiquin" zurzeit in irgendeinem Tresor und bleibt ungehört. Es ist eine Schande!

Verkraften müssen die Freunde der Duisburger Philharmoniker auch die Entscheidung des beliebten Generalmusikdirektors Giordano Bellincampi, der vor einigen Wochen angekündigt hat, dass er seinen Vertrag mit der Stadt Duisburg nicht weiter verlängern wird und deshalb im Sommer 2017 das Duisburger Orchester verlässt. Zu seiner Entscheidung sagte Bellincampi, dass er die künstlerische Arbeit mit den Duisburger Philharmonikern zwar sehr schätze, jedoch werde er sich "zunehmend der Schwierigkeit bewusst", alle Verpflichtungen und selbstgestellten Ansprüche, die sich aus seinen Positionen als Generalmusikdirektor der Duisburger Philharmoniker und inzwischen als Chefdirigent des Kristiansand Symphonieorchesters in Norwegen und demnächst des Auckland Philharmonia Orchestra in Neuseeland ergeben, in der Balance zu halten. Zudem möchte er sich Freiräume für zunehmende weltweite Anfragen nach Gastdirigaten erhalten. Man wird Bellincampis Entscheidung respektieren müssen. Immerhin bleibt uns der beliebte GMD noch eineinhalb Jahre in Duisburg erhalten. Der Abschied fällt vielleicht dann nicht mehr so schwer, zumal Bellincampi versprach, für Gastdirigate "immer wieder gerne nach Duisburg" zu kommen. Servus!

Schließen wir den melancholischen Teil des Rückblicks: Der schönste kulturelle Lichtblick des nun zu Ende gehenden Jahres war zweifellos der Beschluss der Stadträte von Duisburg und Düsseldorf, die Opernehe zwischen den beiden Städten bis zur Spielzeit 2021/22 zu verlängern. Kurz vor der Sommerpause wurde das entsprechende Vertragswerk unterzeichnet, das endlich jene Planungssicherheit garantiert, die von dem Zweistädte-Institut immer wieder gefordert worden war. Gewiss war die Entscheidung der Stadträte für den Fortbestand der Opernehe auch von der Sympathiewelle gesteuert, die vor einigen Jahren dafür sorgte, dass die Rheinoper nicht - wie ernsthaft geplant - aufgelöst wurde. Allerdings konnte man sich damals nur auf eine dreijährige Verlängerung verständigen, nun sind es mehr als fünf Jahre. Ein weiterer Lichtblick ist die Eröffnung des Stadtfensterns, in dem die Zentalbibliothek und die Volkshochschule fortan zu Hause sind. Zwar verfügt die neue Zentralbibliothek über weniger Fläche als die alte an der Düsseldorfer Straße, doch ist der Bau zweifellos gelungen und kommt beim Publikum hervorragend an. Die neue Duisburger Zentralbibliothek gehört gewiss zu den schönsten in Deutschland. Glückwunsch!

Ansonsten ging das Duisburger Kulturleben im heute vergehenden Jahr ziemlich wacker weiter. Viel Lob verdienen beim Rückblick die Duisburger Akzente, die das Thema "Heimat" facettenreich behandelt haben. Es bleibt zu hoffen, dass die Idee, die zurzeit noch immer ziemlich brach liegende Altstadt kulturell zu beleben, positive Nachwirkungen zeitigt.

In der Duisburger Museenlandschaft hat sich trotz spürbarer finanzieller Engpässe einiges getan. Das Lehmbruck-Museum profitierte 2015 von der umfassenden China-Ausstellungsinitiative, die Walter Smerling, Direktor des privaten Museums Küppersmühle, initiiert hatte. Und im Museum Küppersmühle selbst kann man sich endlich auf die seit Jahren angekündigte Erweiterung einstellen, die von den Museumseigentümern, dem Ehepaar Ströher, offiziell angekündigt worden ist. Das private Museum DKM bleibt nach wie vor ein Geheimtipp unter den sehenswerten deutschen Museen. Das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt zeigt in diesen Monaten mit seiner Flaschenpost-Ausstellung etwas höchst Originelles.

Die freie Kulturszene war im vergangenen Jahr durchaus aktiv, wobei der Stadtteil Ruhrort immer selbstverständlicher zum "Kreativquartier" der Stadt Duisburg zu werden scheint. Bei den kommenden "Hafen"-Akzenten wird Ruhrort wieder im Focus stehen.

(pk)
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