Duisburg Das Bild vom Priester verändert sich

Duisburg · Beim Tag der Priester diskutierten die geweihten Männer über die Voraussetzungen, unter denen sie selbst künftig ihre Rolle einnehmen können. Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck: Kirche hat heute mehr Möglichkeiten als früher.

 Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck ist davon überzeugt, dass die Kirche in der pluralen Welt mehr Möglichkeiten als früher hat und Priester und Diakone daher frei und souverän improvisieren können.

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck ist davon überzeugt, dass die Kirche in der pluralen Welt mehr Möglichkeiten als früher hat und Priester und Diakone daher frei und souverän improvisieren können.

Foto: Achim Pohl

Die Kirche ändert sich und mit ihr der Priesterberuf: Ihr öffentlicher Einfluss wird geringer, es mangelt an Priester- und Ordensnachwuchs, aber zugleich formiert sich unter deutschen Christen zaghaft eine Neubewegung, die auch im Zukunftsbild des Bistums Essen ihren Ausdruck findet. (Die meisten katholischen Gemeinden Duisburgs gehören zum Bistum Essen.)

Angesichts dieser Entwicklungen diskutierten die geweihten Männer des Bistums Essen am "Tag der Priester und Diakone", über die Voraussetzungen, unter denen sie selbst künftig ihre Rolle in der Kirche einnehmen können. Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck nutzte die Gelegenheit, seine Priester und Diakone darin zu ermutigen, dass die Kirche in der pluralen Welt mehr Möglichkeiten als früher habe und daher frei und souverän improvisieren könne. Dabei sei sie gut beraten, auch das wahrzunehmen, was ihr außerhalb der eigenen Institution gesagt werde.

Als Impulsgeber diente den rund 250 Priestern und Diakonen an diesem Tag der Bielefelder emeritierte Soziologieprofessor Dr. Franz-Xaver Kaufmann. Aus dessen Sicht des außenstehenden Beobachters hängt der Institution Kirche nach wie vor der Klerikalismus des 19. Jahrhunderts mit seinem institutionell verfestigten Kirchenverständnis an. Zugleich suchten die Menschen aber individuell nach Sinn und fänden Gott nicht mehr unbedingt in den Kirchen.

Dennoch, so Kaufmann, orientiere sich die öffentliche Moral nach wie vor stark am Christentum, zum Beispiel wenn es um den Schutz Armer und Schwacher gehe oder um die Verurteilung von Gewalt. Die Menschen diskutierten moralische Fragen heute allerdings eher unter dem Gesichtspunkt ihrer Folgen, nicht mehr auf der Basis kirchlicher Prinzipien. Kaufmanns Fazit: "Die Zukunftsfähigkeit des Christentums ist nicht allein an den Kirchen festzumachen."

Das Zukunftsbild des Bistums Essen "Du bewegst Kirche" hält Kaufmann für eine bemerkenswerte diözesane Initiative, um nicht nur den Klerus, sondern vor allem kirchliche Laien zu mobilisieren. Stärkere Laien-Verantwortung könne allerdings auf ordinierte Priester verunsichernd wirken.

Würde die priesterliche Rolle reduziert auf die eines "Funktionärs in Sakramentenverwaltung" ohne persönlichen Kontakt zu den Gläubigen - so eine Stimme aus dem Plenum -, sei der Beruf für junge Menschen nicht mehr attraktiv.

Die Hauptaufgabe, darin waren Referent und Zuhörer sich einig, liege darin, junge Menschen für Ehrenämter oder Berufe in der Kirche zu gewinnen.

Hier müssten sich mehr Interessierte jenseits der Gruppe traditionsgeprägter Katholiken angesprochen fühlen. Es sei zu beobachten, dass sowohl unter den gut 1000 Theologiestudierenden an der Universität Bochum als auch unter den 3200 Nachwuchstheologen der Universität Münster nur ein Bruchteil am Ende einen Job in der Kirche anstrebten - die meisten wollten ins Lehramt. Um das Feld der Interessierten zu erweitern, sei es eine auch im Bistum Essen bereits praktizierte Möglichkeit, Jugendlichen, aber auch zum Beispiel Brautpaaren oder Tauf-Familien im zeitlich überschaubaren Rahmen gute Kontakte zu Seelsorgern und intensive religiöse Erlebnisse zu ermöglichen. "Denn ohne soziale Nähe kann der Glauben nicht weitergegeben werden", resümierte Franz-Xaver Kaufmann.

(RP)
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