Duisburg Darmkrebs: Vorsorge ist das A und O

Duisburg · Vorsorge ist das Wichtigste beim Darmkrebs - das wurde gestern bei der Telefonaktion der Rheinischen Post deutlich.

 Prof. Dietmar Simon, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie.

Prof. Dietmar Simon, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie.

Foto: Andreas Probst

Der Darmkrebs oder auch Dickdarmkrebs ist mit 60.000 bis 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland nach dem Brustkrebs bei Frauen und dem Prostatakarzinom bei Männern die am häufigsten auftretende Tumorerkrankung. Noch immer sterben etwa die Hälfte der betroffenen Patienten im weiteren Verlauf der Erkrankung. Risikofaktoren sind nach wie vor eine familiäre Veranlagung, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, aber auch der Verzehr von zu viel rotem Fleisch und Übergewicht.

 Zur Darmspiegelung gibt es keine Alternative, weiß der Internist Dr. Abdurrahman Sagir.

Zur Darmspiegelung gibt es keine Alternative, weiß der Internist Dr. Abdurrahman Sagir.

Foto: Probst, Andreas (apr)

Der Chirurg Prof. Dr. med. Dietmar Simon, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie und der Internist PD Dr. med. Abdurrahman Sagir, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie am Bethesda Krankenhaus in Hochfeld betonten, wie wichtig rechtzeitige Vorsorge ist. Die beiden Experten beantworteten gestern in der Duisburger RP-Redaktion alle Fragen der Leser.

 Wird er früh erkannt, kann Darmkrebs geheilt werden.

Wird er früh erkannt, kann Darmkrebs geheilt werden.

Foto: OBS/Bayer Health Care

"Vorsorge ist das A und O der Prävention", erläuterte Dr. Sagir: "Es gibt keine Alternative zur Darmspiegelung." Prof. Simon: "Der Darmkrebs entwickelt sich zu 90 Prozent aus Polypen, die wir mit Hilfe der Darmspiegelung (Koloskopie) aufspüren und entfernen können. Wir sprechen also nicht nur von Früherkennung, sondern von Verhinderung." Ab einem Lebensalter von 55 Jahren übernehmen die Krankenkassen die Kosten für einen solchen ambulanten Eingriff. Zwei bis drei Tage vor einer Darmspiegelung sollte der Patient seine Ernährung auf die Darmreinigung mit leichter Kost (vorzugsweise Suppen als warme Mahlzeit) vorbereiten. Am Vorabend und am Morgen der Darmspiegelung muss ein Abführmittel eingenommen werden. "Je reiner der Darm ist, desto sicherer können wir Polypen aufspüren und entfernen", erläuterte Dr. Sagir. Der Eingriff selbst dauert eine halbe bis eine Stunde, je nachdem, ob Polypen entfernt werden müssen. Bei jeder zehnten Darmspiegelung werden Polypen entdeckt, die entfernt und anschließend in der Pathologie auf ihr Krebsrisiko hin untersucht werden.

Im Darmkrebszentrum Bethesda - eines von zwei durch die Deutsche Krebsgesellschaft zertifizierten Darmkrebszentren in Duisburg - ist man auf die Behandlung bösartiger Darmerkrankungen spezialisiert. Dr. Sagir: "Unsere Fachärzte für Innere Medizin und Gastroenterologie führen pro Jahr allein 1400 Koloskopien durch." Voraussetzung für eine Zertifizierung ist eine kontinuierliche, hohe Behandlungsqualität bei einer Vielzahl von Patienten. Alle Krankheitsfälle werden in speziellen interdisziplinären Tumorkonferenzen begutachtet und optimale Behandlungsverfahren besprochen.

Prof. Simon: " Tumorkonferenzen sind das Herzstück eines Krankenhauses." Aber auch die Zusammenarbeit mit Abteilungen wie dem Sozialdienst, Psycho-Onkologen, Seelsorgern, Ernährungsberatern oder Selbsthilfegruppen sei durch die Zertifizierung verbessert worden. "Es findet mehr Kommunikation statt", so Prof. Simon. "Jeder Patient wird während seines Krankenhausaufenthaltes und auch danach begleitet."

Auch die Nachsorge sei, so Simon, eine besondere Verpflichtung. "Jeder Patient geht mit einem individuell auf ihn zugeschnittenen sogenannten Nachsorgeschema nach Hause." Eine speziell ausgebildete Tumordokumentations-Assistentin verfolgt, sammelt und dokumentiert alle außerhalb des Krankenhauses erfolgenden Nachsorgeschritte. Simon: "Man kann nie sicher sein, ob der Patient geheilt ist. Ziel ist es, frühzeitig zu erkennen, ob er erneut Behandlung braucht."

(RP)
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