Duisburg "Cinema in concert": Thriller von Hitchcock zu Beginn

Duisburg · Wie ein Kaleidoskop, in dem sich beim Drehen farbige Muster erkennen und verändern lassen, beobachtet Christoph Böll in "Kirmes" durch die Kamera die bunten Lichter und Bewegungen der Fahrgeschäfte. Da ist auch das Riesenrad und der Freifallturm, an dem Böll seine Kamera befestigte. Es entstanden Bilder, die durch Überblendungen aus ihrem Realitätszusammenhang gelöst und zum Filmkunstwerk aus Formen und Farben werden. Dazu erklingt der dritte Satz aus Gustav Mahlers vierter Sinfonie. Dieses synästhetische Kunstwerk war der Ausgangspunkt für das Filmprojekt "Rotation" der Duisburger Philharmoniker, denn dieses Konzert drehte sich ums Drehen.

 Das Konzert in der Philharmonie Mercatorhalle war auch ein optisches Erlebnis.

Das Konzert in der Philharmonie Mercatorhalle war auch ein optisches Erlebnis.

Foto: giovanni pinna

Es begann mit der intensiven Suite aus dem Hitchcock-Thriller "Vertigo" von Bernard Herrmann. Nicht alle aufgeführten Filmmusiken erwiesen sich als tauglich für den Konzertsaal, weniger etwa die zähen Streicherklänge in der Suite aus "There Will Be Blood" (2007) von dem 1971 geborenen Johnny Greenwood. Zwei Kompositionen waren von dem vor einer Woche mit nur 48 Jahren in Berlin verstorbenen Isländer Jóhann Jóhannsson, dessen Andenken der Abend gewidmet wurde. Der Kreis schloss sich mit der schwelgerischen Suite aus "The Sea Hawk" (1940) von Erich Wolfgang Korngold.

Ein Clou des Konzerts war, dass Andreas Huck und Roland Nebe vom Düsseldorfer Bewegtbild-Kollektiv "Warped Type" den sechs Filmmusiken die fehlenden Bilder wieder zurückgaben, mit stimmungsvollen und assoziativen Videos. Besonders dicht und witzig wirkte das Visual zu "The Sea Hawk", denn es bezog sich auf die Vorbildfunktion dieser Partitur für spätere Blockbuster wie "Star Wars", "Indiana Jones" und "Harry Potter", "Titanic" oder "Herr der Ringe". Der Dirigent Anthony Weeden ließ die Duisburger Philharmoniker äußerst klangsinnlich, aber nicht immer deutlich spielen.

Sehr schön, wie die junge und besonders vielseitige Londoner Geigerin Kerenza Peacock (leider nur) den ersten Satz aus Korngolds Violinkonzert (1945) einfügte, das gleichfalls auf Filmmusik beruht.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort