Hubschrauber in Duisburg Die Retter von Christoph 9 erklären ihren Job

Duisburg · Wenn der Rettungshubschrauber kommt, ist ein Mensch oft in einer lebensbedrohlichen Situation. Doch nicht immer kann der Hubschrauber auch landen – wie zuletzt bei einem Wohnungsbrand in Moers. Die Menschen reagieren dann oft mit Unverständnis.

 Ein Rettungshubschrauber ist auf der Autobahn im Einsatz.

Ein Rettungshubschrauber ist auf der Autobahn im Einsatz.

Foto: Jungmann

Wenn der Rettungshubschrauber kommt, ist ein Mensch oft in einer lebensbedrohlichen Situation. Doch nicht immer kann der Hubschrauber auch landen — wie zuletzt bei einem Wohnungsbrand in Moers. Die Menschen reagieren dann oft mit Unverständnis.

Fast jeder, der am Niederrhein, in Düsseldorf oder Duisburg wohnt, hat ihn schon einmal gesehen - den orangenen Rettungshubschrauber Christoph 9. Er ist an der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik in Duisburg stationiert und für die Region zuständig. Wenn ein Notarzt schnell zu einem Einsatz gebracht werden muss, steigt der Hubschrauber auf. Zu seiner Besatzung gehört neben dem Notarzt ein Rettungsassistent und der Pilot. Einer von ihnen ist Joerg Bayer. Er gehört zu einer Gruppe von Piloten der Bundespolizei, die auf dem Rettungshubschrauber arbeiten. Geflogen wird nur am Tag und bei nicht allzu schlechtem Wetter.

Erreicht ein Notruf die Besatzung, vergeht nicht viel Zeit, bis sie in der Luft ist. "Wir sind immer innerhalb von 120 Sekunden abflugbereit", sagt Bayer. In dieser Zeit läuft er zur Maschine und startet sie, während der Rettungsassist Informationen zum Patienten und Einsatzort einholt. "Viele Informationen bekommen wir aber erst über Funk während wir in der Luft sind. Das heißt wir steuern zunächst grob das Ziel an", sagt Bayer. Als Hilfe dient dabei ähnlich wie im Auto ein Navigationsgerät. "Wir fliegen aber immer die direkte Strecke und müssen uns natürlich nicht an Straßen oder ähnliches halten", sagt der 49-jährige Pilot. Am Zielort angekommen hält der Pilot nach einem geeigneten Landeplatz Ausschau. "Die Auswahl erfolgt nach Kriterien wie Größe, Hindernisfreiheit, Nähe zum Einsatzort und Beeinträchtigung der Umwelt", sagt Fiona Roloff von der Bundespolizei Fliegerstaffel, die in St. Augustin bei Bonn stationiert ist. Ein zu beengter Landeplatz war auch in Moers der Grund, warum der Rettungshubschrauber nicht landen und einen Schwerverletzten in eine Spezialklinik fliegen konnte. "Grundsätzlich entscheidet immer der Pilot, ob gelandet wird oder nicht", sagt Bayer.

Bricht er eine Landung ab, stoße das häufig auf Unverständnis, besonders, wenn am selben Ort zuvor schon einmal ein Hubschrauber gelandet sei. "Das hängt aber immer wieder von den äußeren Umständen ab, etwa wenn Passanten oder Gegenstände im Weg stehen." Seitdem er 2003 zum ersten Mal als Rettungspilot im Einsatz war, gab es immer wieder Beschwerden von Anwohnern, in dessen Garten Bayer gelandet ist. "Da kamen dann Beschwerden wegen zerbrochener Keramik oder einem gestörten Mittagsschlaf. Wenn wir den Leuten erklären, dass ihr Nachbar aber einen schweren Herzanfall hatte, beruhigen sie sich meist schnell wieder", sagt der Bundespolizist. Um überhaupt als fliegender Retter unterwegs sein zu können, bedarf es mindestens 1000 Flugstunden, ansonsten unterscheide sich der Job nicht wesentlich von anderen Einsätzen.

Das Pensum, dass die Besatzung schultern muss, ist oft sehr hoch. "Im Sommer sind wir zum Teil 15 Stunden einsatzbereit, da kommen dann auch schonmal zehn Einsätze an einem Tag zusammen", sagt Bayer. Neben vielen dramatischen Stituation böte der Job aber immer auch schöne Seiten. "Wir haben in Neuss mal einen Sechsjährigen aus einem See gerettet, der zusammen mit seinem Bruder ins Eis eingebrochen war. Aus der Luft konnten wir den Fahrradhelm des Jungen sehen. Ich wunderte mich, warum der Helm durch den Wind des Hubschraubers nicht wegflog und beorderte ein Feuerwehrschlauchboot zu dieser Stelle. Dabei stellte sich heraus, dass der Junge den Helm noch trug und unter Wasser hing", erzählt er.

Der Junge konnte an Land schließlich wiederbelebt werden und besuchte Joerg Bayer ein Jahr später auf dem Stützpunkt. "Das war schon ein besonderer Moment. Er hat keine Schäden davongetragen. Ohne uns wäre er aber vermutlich gestorben", sagt er.

(maxk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort