Duisburg Bundesminister ist gegen Transplantationszentrum in Fahrn

Duisburg · Hermann Gröhe (CDU) ließ sich gestern über den Fortschritt der Bauarbeiten des Evangelischen Klinikums informieren.

 Ministerbesuch in Fahrn: v.l. Andreas Sander (Medizinischer Geschäftsführer), Eckehard Schulz (Aufsichtsratsvorsitz), Hermann Gröhe, Otto Eggeling (Vorsitz der Geschäftsführung), Sabine Weiss (MdB)

Ministerbesuch in Fahrn: v.l. Andreas Sander (Medizinischer Geschäftsführer), Eckehard Schulz (Aufsichtsratsvorsitz), Hermann Gröhe, Otto Eggeling (Vorsitz der Geschäftsführung), Sabine Weiss (MdB)

Foto: Tanja Pickartz

Unter dem Arbeitstitel "Projekt 124" läuft am Evangelischen Klinikum Niederrhein (EKN) der Neubau des Herzzentrums, das Ende 2016 von Meiderich nach Fahrn umziehen wird. Gestern informierte sich Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) über die Arbeiten - ein neues Verwaltungsgebäude ist schon Ende 2015 bezugsfertig.

Der Minister lobte die Zusammenlegung am Standort Fahrn: "Die Zukunft der Krankenhaus-Landschaft liegt nicht in der Schließung von Häusern, sondern in der Profilierung, Spezialisierung und Zentren-Bildung." Ekkehard Schulz, Aufsichtsratsvorsitzender des Ev. Klinikums, kündigte weitere Fusionen mit dem EKN an. "Vier bis fünf Häuser aus der Region haben Interesse bekundet. Im nächsten Monat werden wir beginnen."

Den Wunsch des Fahrner Klinikums, künftig neben Bad Oeynhausen (Westfalen) und Aachen drittes NRW-Zentrum für Herztransplantationen zu werden, sieht der Gesundheitsminister aber kritisch. Krankenhausplanung sei zwar Ländersache, so Gröhe. Er fürchte aber, dass ein solcher Schritt die bereits bestehende Konkurrenz zwischen den deutschen Transplantationszentren noch verschärfen könnte. Es gebe Hinweise, dass die Konkurrenz zwischen den Zentren ein Grund sei für den Organspende-Skandal. Ein weiteres Zentrum müsse eine ausreichend hohe Zahl von Transplantationen pro Jahr vornehmen.

Bislang besitzt das EKN auf einem anderen Gebiet große Expertise, von der sich der Bundesgesundheitsminister gestern überzeugen konnte: Im weltweit ersten Eingriff hat Prof. Dr. Gero Tenderich Anfang dieses Jahres einer Patientin ein neuartiges, kleines Kunstherz eingesetzt. "35 Patienten haben wir bereits mit seinem solchen Kunstherz versorgt", erklärt Tenderich. Gemeinsam mit dem Helmholtz-Institut in Aachen werden die Implantate ständig weiterentwickelt. Rund 120.000 Euro kostet eine Kunstherz-Implantation.

Das Ziel der Kardio-Chirurgen: Den Zustand der Patienten mit lebensbedrohlicher Herzschwäche bis zu einer Transplantation so zu verbessern, dass ein Krankenhaus-Aufenthalt überflüssig ist. Kunstherzen können auch vorübergehenden zur Erholung eines Patienten-Herzes eingesetzt werden. Paradox: Kunstherz-Patienten gelten als so gesund, dass ihr Name von der Dringlichkeitsliste für eine Herztransplantation gestrichen wird.

Gerne würden das Klinikum die Kunstherz-Patienten auch transplantieren. Doch diesen Wunsch wird die Politik der Fahrner Klinik wohl auf Sicht nicht erfüllen. Erst ab einer jährlichen Mindestzahl von 25 Eingriffen, so Tenderich, wäre das sinnvoll. Die Sicht des Ministers, die Konkurrenz der Zentren um Transplantationsorgane könnte verschärft werden, teilt er.

(RP)
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