Duisburg Bund verkauft den Hafen

Duisburg · Der Bund will seine Anteile an Europas größtem Binnenhafen abgeben. Als Käufer im Gespräch sind neben der Deutschen Bahn und deren Tochter Schenker auch Hochtief und deren Tochter Aurelis.

Duisburger Innenhafen
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Foto: Kölbl Kruse Projektentwicklung GmbH, Thomas Willemsen

Als Hartmut Mehdorn im April wegen einer Spitzelaffäre den Chefsessel der Deutschen Bahn abgeben musste, wird in Duisburg jemand die Faust in der Tasche geballt haben: Erich Staake, Chef der Duisburger Hafen AG ("Duisport"). Denn nach Informationen unserer Redaktion war der Deal im April schon so gut wie perfekt: Über eine Tochter wollte die Bahn bei Europas größtem Binnenhafen einsteigen und das außergewöhnlich erfolgreiche Geschäft der Duisburger mit frischem Geld auf die Überholspur bringen. Aber dann stürzte zuerst Mehdorn und wenig später die Bundesregierung. Die hatte Mehdorn die Anteile des Bundes am Duisburger Hafen verkaufen wollen. Doppeltes Pech für Staake.

Die gute Nachricht für ihn: Auch die neue Regierung will ihre Anteile verkaufen. Möglichst immer noch an die Deutsche Bahn. "Die Bahn ist auch für die neue Regierung der bevorzugte Käufer", hieß es gestern in Verhandlungskreisen gegenüber unserer Zeitung. Nicht nur, weil Bahn und Hafen sich im Gütergeschäft gut ergänzten. Ihr Vorteil sei auch, dass sie als Staatsbetrieb nur in abgeschwächter Konkurrenz zu den über 50 privaten Transport- und Logistikfirmen stehe, die sich inzwischen am Duisburger Hafen angesiedelt haben.

Um das Unbehagen der übrigen Hafenkunden zu besänftigen, soll die Bahn zudem nur indirekt einsteigen: Über eine Tochter wie zum Beispiel das Logistik-Unternehmen Schenker, dass eigenen Angaben zufolge derzeit ohnehin eine Verlegung der Unternehmenszentrale von Essen nach Duisburg erwägt. So ist wohl auch das Dementi des Bahnsprechers zu verstehen: "Die Bahn führt aktuell keine Verhandlungen über den Duisburger Hafen", sagte der zwar gestern. Auf die Nachfrage, ob dies auch für die Töchter der Bahn gelte, sagte er aber: "Ich spreche nur für das Unternehmen Deutsche Bahn, nicht für die Töchter."

Im Gespräch ist offenbar auch, die Anteile des Bundes an ein Konsortium um die Deutsche Bahn herum zu verkaufen. Co-Bieter könnten zum Beispiel ein Finanzinvestor und ein Infrastrukturbetreiber sein. Der Name Hochtief soll gefallen sein. Der Essener MDax-Konzern betreibt und entwickelt weltweit Flughäfen — ein Geschäft, dass dem Betreiben eines Hafens durchaus ähnelt. Außerdem hat Hochtief 2007 zusammen mit dem Finanzinvestor Redwood der Bahn die Immobilientochter Aurelis abgekauft. Man kennt sich also durchaus gut.

Hauptsache, es geht schnell. Denn die Geschäfte am Duisport laufen so prächtig, dass Staake dringend Geld für weiteres Wachstum braucht. Der Duisport gehört zu je einem Drittel dem Bund, dem Land NRW und der Stadt Duisburg. Drei glückliche, aber leider eben auch recht mittellose Eigentümer.

(RP)
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