Duisburg Bodan Nicula: Tanz war sein Leben

Duisburg · Mit 35 Jahren ist Bogdan Nicula an der unheilbaren Nervenkrankheit ALS gestorben. Martin Schläpfer hatte den Rumänen 2001 nach Mainz geholt, 2009 nach Düsseldorf mitgenommen und ihm zahlreiche Partien anvertraut. Als Nicula erkrankte und sicher war, dass er nicht mehr auf die Bühne zurückkehren würde, widmete ihm Schläpfer seine Uraufführung "Verwundert seyn - zu sehn" aus dem Abend "b.23".

 Der herausragende Tänzer Bogdan Nicula starb im Alter von erst 35 Jahren an ALS.

Der herausragende Tänzer Bogdan Nicula starb im Alter von erst 35 Jahren an ALS.

Foto: gert weigelt (dor)

Mit rasender Geschwindigkeit hatte das tödliche Leiden ALS in Bogdan Niculas durchtrainiertem Körper gewütet und ihn vernichtet. Der Muskelschwund bei der "Amyotrophen Lateralsklerose" ergreift nacheinander Arme und Beine, das Gesicht, die Organe. Dieser durch kein Medikament und keine Therapie zu stoppende Prozess verläuft bei den Betroffenen unterschiedlich schnell, aber nur selten so extrem wie bei dem Tänzer. Kaum fassbar, dass er noch im September 2014 in kühnen Sprüngen über die Bühne wirbelte.

Damals gastierte die Compagnie mit dem Ballett "Deep Field" in Maastricht. Wie kurz zuvor in der "Großen Fuge" meisterte Nicula die kompliziertesten Schrittfolgen, kraftvoll und sprühend. Danach fühlte er sich müde. Ohne dass es ihm gleich bewusst wurde, registrierte er motorische Defizite. Nicht nur beim Tanzen, auch im Alltag. Die Einschränkungen steigerten sich schnell, machten ihm Angst und zwangen ihn zu zahlreichen Untersuchungen. Bis es im Dezember keinen Zweifel mehr an der Diagnose ALS gab.

Damit musste Nicula sein Todesurteil entgegennehmen. "Ich konnte den Schock erst noch verdrängen", sagte er Ende Januar, als ihm das Atmen bereits schwerfiel und er über eine Magensonde ernährt wurde. "Alle Energie brauchte ich für mein großes Projekt." Vor Weihnachten arbeitete er an der choreografischen Umsetzung der Klavierkomposition "Kriegssonaten" von Sergej Prokofjew, die Anfang Januar zwei triumphale Vorstellungen im Düsseldorfer Ärztehaus hatte. "Mein Schwanengesang", so kommentierte Bogdan nach der Uraufführung. An diesem Tag saß er zum ersten Mal im Rollstuhl, trotzdem leuchtete er vor Glück. Unter den Mitwirkenden war der für ihn wichtigste Mensch: sein Freund Helge Freiberg, Tänzer wie er und zeitweise ebenfalls in der Rheinopern-Compagnie. Helge wich fortan nicht mehr von Bogdans Seite, quittierte dafür sogar sein Engagement an der Oper in Oslo.

Sein Kämpferherz bewahrte sich der Kranke mit beeindruckender Stärke. Doch zuletzt schwanden ihm die Kräfte. Vor wenigen Tagen verabschiedete sich Bogdan Nicula auf seiner Facebook-Seite von seinen Freunden in Rumänien: Er müsse nun bald von dieser Welt gehen. Aber er habe durch den Tanz ein wunderbares Leben gehabt. Das sagte er auch seinen Betreuern im Krankenhaus und den Freunden, die in seiner Todesstunde um ihn waren.

(RP)
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