Duisburg Bloß nicht immer Rostbratwürstchen...

Duisburg · Die Mitglieder des Deutschen Bundestages können Gruppen aus ihrer Heimat nach Berlin einladen. Duisburgs CDU-Mann in der Bundeshauptstadt, Thomas Mahlberg, empfängt mindestens drei Gruppen pro Jahr.

 Das Gruppenbild vor der Reichstagskuppe ist ein Muss, hier mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Volker Mosblech (3. von links).

Das Gruppenbild vor der Reichstagskuppe ist ein Muss, hier mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Volker Mosblech (3. von links).

Foto: CDU

Machen Sie es den rund 100.000 Deutschen nach, die pro Jahr nach Berlin reisen, um dort mit ihrem jeweiligen Bundestagsabgeordneten zusammenzutreffen. Es lohnt sich. Es gibt nur ein Problem: Die meisten dieser vom Bundespresseamt organisierten Fahrten sind bis zum Ende der Legislaturperiode (2017) schon ausgebucht. So auch die, die Duisburgs CDU-Abgeordneter Thomas Mahlberg anzubieten hat.

Drei Gruppen empfängt er pro Jahr in Berlin. Und die Teilnehmer sind keineswegs nur Parteifreunde. Karnevalisten haben ihn schon besucht, ebenso Bürgervereine oder gesellschaftliche Organisationen wie jüngst der Duisburger Lions-Club Rhenania. Ob auf Einladung von Mahlberg oder der anderen drei Duisburger Bundestagsabgeordneten Mosblech (CDU), Bas und Özedemir (beide SPD) - die Programme ähneln sich.

Vier Tage Zeit muss man für den Polit-Tripp nach Berlin einrechnen. Neben diesen offiziellen Gruppen nimmt Thomas Mahlberg auch Duisburger in Empfang, die auf eigene Regie anreisen oder Gruppen, die wie zum Beispiel Schülerklassen in ihr individuelles Programm einen Besuch im Bundestag einbauen.

"Viele glauben, es sei nur reizvoll, in den Bundestag zu kommen, wenn dort eine Debatte läuft", erzählt Mahlberg. Nach seinen Erfahrungen ist das anders. Tagt das hohe Haus nicht, sind die Besichtigungen (nach strenger Sicherheitskontrollen) ungestörter. "Zudem kann ich dann mit den Gruppen reden. Muss ich bei Abstimmungen oder Debatten dabei sein, klappt das natürlich nicht."

Der CDU-Abgeordnete, der 2013 in den Bundestag kam und vorher schon mal als Nachrücker im Parlament saß, erläutert seinen Gästen stets die vermutlich am häufigsten gestellte Frage, nämlich die, warum bei Fernsehübertragungen das Parlament oft so leer aussieht. "Das liegt daran, dass in den Fachausschüssen die Themen vorbesprochen, diskutiert und - in unserem Fall - mit unserem Koalitionspartner abgestimmt werden müssen." Werden zu einer Abstimmung alle Abgeordneten benötigt, "dann werde ich telefonisch informiert und bin von meinem Arbeitsplatz in zehn Minuten im Bundestagsgebäude."

Mahlberg arbeitet im Fachausschuss für Ernährung und Landwirtschaft. Er war früher in einem Konzern tätig, der weltweit Rohstoffe für Tierfutter vertreibt und kann heute sein damaliges berufliches Netzwerk gut nutzen, um Fragen, die sich in seiner Bundestagstätigkeiten stellen, zu klären.

Seine Berlin-Arbeitswochen haben in der Regel vier Tage, wobei der Donnerstag stets der längste Tag ist. Freitags nachmittags tritt er normalerweise die Heimfahrt an, ganz oft zusammen im gleichen Zug oder Flieger mit seinen drei Duisburger Kollegen. Dann bleibt meist Zeit, um mit ihnen über Duisburger Themen zu reden, die gemeinsam in Berlin angesprochen werden könnten.

Für seine Gäste versucht sich Thomas Mahlberg möglichst viel Zeit zu nehmen, zum Beispiel, um ihnen das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft vorzustellen oder auch, um ihnen das Konrad-Adenauer Haus, die Bundespartei-Zentrale der CDU, zu zeigen. Das Besuchsprogramm arbeitet allerdings nicht er, sondern das Bundespresseamt aus. Es geht von der Annahme aus, dass die Gäste der Abgeordneten in der Regel überdurchschnittlich politisch interessiert sind. Bei einer mehrstündigen Stadtrundfahrt wird darum auch das Berlin heute und früher mit Schwerpunkt Politik präsentiert, wobei Abstecher an die einstige Mauer vermutlich auch in jedem Touri-Programm dabei sind.

Rund 28 Millionen Euro sind für die Betreuung, Unterbringung und Verpflegung der eingeladenen Gäste aus ganz Deutschland jährlich im Finanzetat eingeplant. Bestreben ist, dass die Bundesbürger möglichst viele Details über ihr Parlament erfahren sollen und nach ihrer Rückkehr als Multiplikatoren wirken.

"Die Resonanz meiner Gäste war bislang immer sehr positiv", sagt Mahlberg "Nur einmal übte eine Gruppe am Ende der Reise etwas Kritik. Sie bekam während ihres Aufenthaltes aufgrund von unglücklichen Umständen an jedem Tag mittags Nürnberger Rostbratwürtchen mit Sauerkraut", erzählt er lachend. Seitdem bittet er sein Berliner Büro, beim Bundespresseamt immer kurz nachzufragen, welche Gerichte für die Gäste ausgesucht worden sind. Die betroffenen Sermer und Buchholzer hätten die "einseitige" Beköstigung" übrigens mit großem Humor getragen - sie waren schließlich ja auch alle Karnevalisten.

(RP)
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