Duisburg Blicke auf die vielfältige muslimische Welt

Duisburg · Seit vielen Jahren bereist der bekannte Duisburger Friedens- und Konfliktforscher Dr. Jochen Hippler muslimisch geprägte Länder wie Marokko, Iran, Pakistan und Katar. In der Kulturkirche Liebfrauen zeigt er ab heute Abend 60 eindrucksvolle Fotos.

 Gegensätze: Zwei junge Frauen, davon eine etwas zu auffällig geschminkt in Teheran; im Bild daneben ein Kind, das in einer Ziegelfabrik in Pakistan arbeitet.

Gegensätze: Zwei junge Frauen, davon eine etwas zu auffällig geschminkt in Teheran; im Bild daneben ein Kind, das in einer Ziegelfabrik in Pakistan arbeitet.

Foto: jochen hippler

Als Wissenschaftler beschäftigt sich Dr. Jochen Hippler seit mehr als 30 Jahren mit Krieg und Frieden. Als Terrorismus-Experte hat der Politologe am Duisburger Institut für Entwicklung und Frieden der Universität Duisburg-Essen einen ausgezeichneten Ruf. Seine Aufsätze werden in internationalen Fachzeitschriften publiziert; bei Presse, Funk und Fernsehen wird er häufig als Experte befragt.

Duisburg: Blicke auf die vielfältige muslimische Welt
Foto: Jochen Hippler

Hippler ist aber nicht nur Wissenschaftler, der Nachrichten und Publikationen von Fachkollegen am Schreibtisch auswertet und analysiert, sondern auch ein Mensch, der sich selber ein Bild von Menschen aus anderen Kulturen macht, die in muslimisch geprägten Konfliktregionen wie Marokko, Iran, Pakistan, Afghanistan oder Katar leben. Mal bereist er diese Länder ganz gezielt für nur wenige Wochen, mal für einige Monate; besonders dann, wenn er diese Reisen mit beruflichen Tätigkeiten beispielsweise an der Universität in Teheran verbinden kann. Dort hat Hippler übrigens seine Ehefrau Fatemeh Kamali kennengelernt. Sie hat gerade an der Uni Augsburg ihre Doktorarbeit beendet, die sich mit der Beziehung von westlichen und muslimischen Ländern beschäftigt. Seit 2012 begleitet sie Hippler häufig bei seinen Reisen, wenn sie nicht als gebürtige Iranerin vom Betreten einiger Länder ausgeschlossen ist.

 Dr. Jochen Hippler und seine aus dem Iran stammende Ehefrau Fatemeh Kamali in der Kulturkirche Liebfrauen.

Dr. Jochen Hippler und seine aus dem Iran stammende Ehefrau Fatemeh Kamali in der Kulturkirche Liebfrauen.

Foto: peter klucken

Hippler ist nicht nur ein renommierter Wissenschaftler, sondern auch ein sehr guter Fotograf. Zehntausende Fotos hat er im Laufe der vergangenen 30 Jahre im Nahen und Mittleren Osten sowie in anderen Ländern aufgenommen, die immer wieder in meist schrecklichen Zusammenhängen in unseren Nachrichten vorkommen. 60 dieser Fotos, meist jüngeren Datums, hat Hippler nun für eine Ausstellung ausgewählt, die ab heute Abend in der Kulturkirche Liebfrauen zu sehen ist (Anschrift: König-Heinrich-Platz 3, am Stadttheater).

Gräuelfotos sind nicht dabei. "Solche Fotos sieht man genügend oft im Fernsehen oder in Zeitschriften; mir geht es aber darum, den Alltag von Menschen zu zeigen, die versuchen, ein ganz normales Leben zu führen." Bewusst hat er auch darauf verzichtet, die Ausstellung in der Liebfrauenkirche nach Themenblöcken zu ordnen. Den Eindruck, den er von seinen vielen Reisen gewonnen habe, bestehe gerade darin, so erzählt er, dass scheinbar Widersprüchliches unmittelbar nebeneinander in einer Stadt oder Region existieren kann. Deshalb sieht man auf einem Bild beispielsweise komplett verschleierte Frauen neben jungen Mädchen, die dick geschminkt lachend in die Kamera blicken, wobei sie das obligatorische Kopftuch so weit nach hinten im Haar gesteckt haben, dass es noch gerade als Kopfbedeckung durchgeht.

Auf einem anderen Bild sieht man einen fröhlichen Perückenverkäufer, der mit Victory-Geste seinem Gesprächspartner begegnet. Im Bild nebenan betet ein Mullah andächtig vor einer Männergruppe. Eine Gasse mit Verkaufsständen aus einer 3000 Jahre alten Stadt wird von Hippler mit einer modernen Skyline konfrontiert, die sich nur eine halbe Autostunde davon entfernt befindet. Dass nicht alles heiter und harmlos ist, kaschiert Hippler keineswegs: Das Bild eines Kindes, das in einer Ziegelfabrik schuften muss, bleibt haften.

Hippler bereist diese Länder meist allein, in Begleitung seiner Frau oder mit maximal zwei oder drei Begleitern, die zum Teil auch dolmetschen. Konvois schließt er sich nicht an. Die seien zu auffällig, und er komme mit einem großen "Tross" auch nicht an die Menschen selber ran.

Gefahren versuche er natürlich aus dem Wege zu gehen, doch gelinge das nicht immer. Mörserbeschuss und Anschläge, bei denen er nur durch Zufall nicht zu Schaden gekommen ist, habe er schon mehrmals erlebt. "Das ist auch eine Frage der Statistik. Ich gehe dahin, wo die Gefahr voraussichtlich überschaubar ist", sagt er. Auf übersichtlichen Texttafeln weist Hippler darauf hin, dass der Blick auf fremde Welten immer durch unsere Sichtweise beeinflusst ist. "Wir tragen eine getönte Brille, die wir nicht ablegen können", sagt er. In seinen Fotografien bekennt er sich zu dieser subjektiven Sichtweise, die in den wissenschaftlichen Publikationen hinter abstrakten Erkenntnissen zurück stehen muss.

(pk)
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