Duisburg Blättern im Arbeiterstammbuch

Duisburg · Das Gemeindehaus in Ruhrort ist der zentrale Ausstellungsort beim "Tag der Archive", an dem sich acht Duisburger Archive vorstellen. Das Generalthema heißt "Mobilität im Wandel". Angeboten werden auch kostenlose Führungen.

Acht Archive gibt es in Duisburg, am 6. März widmen sie sich in Ruhrort alle einem Thema: "Mobilität im Wandel", heißt es am bundesweiten Tag der Archive, der alle zwei Jahre ausgerufen wird. Gestern stellten die Archive von Haniel, Grillo, des Museums der Deutschen Binnenschifffahrt, des ,Thyssenkrupp'-Konzerns, der Abteilung Rheinland des Landesarchivs, der Stadt, der Universität, und das Archiv für alternatives Schrifttum ihr auf Ruhrort konzentriertes Programm vor.

Das Gemeindehaus an der Dr. Hammacher-Straße 6 ist der zentrale Ausstellungsort. Zwischen 12 und 17 Uhr informieren die Archive dort, was sie zum Thema "Mobilität im Wandel" gefunden und für die interessierte Öffentlichkeit aufbereitet haben. Zusätzlich gibt es Führungen, für die man sich zwar nicht anmelden muss, für die man aber Eintrittskarten benötigt, die wiederum nur im Gemeindehaus - kostenlos - zu bekommen sind. Die Führungen sind um 13 Uhr (Haniel-Museum), 15 Uhr (Museum der Deutschen Binnenschifffahrt) und 16.30 Uhr (thyssenkrupp-Konzernarchiv).

Für das Haniel-Archiv suchte Dr. Ulrich Kirchner zwei Schwerpunkte: Die Auswandererbewegung nach Amerika im Jahr 1881 und die Entstehung und Entwicklung des Ruhrorter Hafens. "Wir können sogar den noch existierenden Magistratsbeschluss ausstellen." Das Landesarchiv steuert Exponate zur Köln-Mindener-Eisenbahn, zum Bahnhof Hochfeld-Süd und zum Hauptbahnhof bei. Das erst 2006 gegründete Archiv der Universität Duisburg-Essen setzt seinen Fokus auf die Mobilität der Studierenden. Dr. Hendrik Friggemann hat dazu ein altes Matrikelbuch der Duisburger Hüttenschule ausgesucht, das "viel informativer ist als heutige Ausgaben." So finden sich darin auch Angaben über die Herkunft, der Religionszugehörigkeit, Militärdienst und der Berufe der Väter der Studierenden.

Die Beziehungen der Grillo-Familie nach Amerika beleuchtet Dr. Monika Fehse. Sie stellte Briefe und Reisunterlagen zu den Wirtschaftskontakten in die USA aus den Jahren 1890 bis 1904 zusammen. Durch die daraus resultierenden Lieferverträge über bestimmte Sorten von Zinkerz war es Grillo möglich, Feinzink in Deutschland herzustellen. Den deutschen Wirtschaftsflüchtlingen, die im 19.Jahrhundert mit Hilfe der Binnenschiffe den Seehafen Rotterdam erreichten, um ihr Glück in Amerika zu versuchen, widmet sich das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt unter dem Thema "Das Boot ist voll". Dr. Bernhard Weber: "Es ist nicht verkehrt, in diesen Zeiten daran zu erinnern." Zudem widmen sich drei Filme aus verschiedenen Jahrzehnten der Entwicklung des Duisburger Hafens. Das Stadtarchiv zeigt u.a. eine heute verschwundene Transporttechnologie: die Trajekt-Anstalten. Sie stellten in einer Zeit ohne Brücken die Eisenbahnverbindung über den Rhein sicher. "200- bis 300.000 Waggons wurden so in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts von der Schiene auf die Fähre geladen und über den Rhein gebracht."

Dem Thema der Migration widmet sich Dr. Jürgen Bacia mit seinem Beitrag. Aus dem Archiv für alternatives Schrifttum bringt er Plakate und auf Deutsch und Türkisch erschienene Zeitungsexemplare mit, die zeigen, "dass bestimmte Themen, die heute wieder aktuell sind, auch früher schon die Menschen beschäftigten."

Das Thyssenkrupp-Konzernarchiv stellt ein Arbeiterstammbuch aus dem 19.Jahrhundert aus, in dem auch geblättert werden kann, und beleuchtet die Rolle französischer und belgischer Investoren auf die Entwicklung der Stahlindustrie in Ruhrort. "Und wir zeigen, wie Ingenieure durch ihre Reisen ins Ausland Technologien nach Deutschland holten", so Andreas Zilt vom Thyssenkrupp-Konzernarchiv.

(awi)
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